Die kreative Pause ist vorbei, nach über zweijähriger Abstinenz und einjähriger Produktionsphase präsentiert das deutsch-amerikanische Projekt Y-LUK-O mit „Sin(n)“ sein inzwischen fünftes Album. Yluko, Leonardo von Leibnitz und Siegfried Grampe konnten sich seit ihrer Gründung im Jahr 2000 einen festen Platz in der Industrial-/Elektroszene erspielen, mit „Sin(n)“ dürfte dem Industrial-Pop-Trio sein vielleicht reifstes Werk gelungen sein.
Schon der äußerst gelungene Opener „Symphony for eternity“ zeigt deutlich den Weg auf, den Y-LUK-O auf „Sin(n)“ eingeschlagen haben. Der Einsatz synthetischer Sounds wurde eingeschränkt bzw. optimiert, hinzu kommt ein verstärkter Einsatz akustischer Instrumente. Nicht nur die im Opener verwendete Violine taucht im weiteren Verlauf des Albums wiederholt in der Instrumentation auf, auch Gitarren, Klavier und Ensembles wurden in das Klangspektrum miteinbezogen. Eher organisch und von Gitarren dominiert geht es bei „The Gift“ zu, einer Coverversion des INXS-Klassikers – nunja, manchmal frage ich mich wieso gewisse Songs „Klassiker“ werden oder als solche bezeichnet werden. Ein normaler Song, auch in der vorliegenden Coverversion nichts wirklich Besonderes.
Interessanter wird es dann wieder mit den „eigenen“ Songs „Astronaut“ und dem Titeltrack „Sin(n)“, die unterschiedlicher nicht sein könnten. „Astronaut“ kommt dem Titel entsprechend spacig-elektronisch und gleichzeitig im positiven Sinn experimentell arrangiert daher, wohingegen „Sin(n)“ dezent-elektronisch beginnt, um dann in einem hymnisch-schönen Refrain zu münden – klasse Song, auch dank der deutschen Lyrics. Es folgen die elektronisch geprägten Songs „Rhythm Of The Heart“ und „Words I Said“ sowie die langsameren Tracks „Wasting“ und „Traum“ – ersterer mit Violinen, zweiterer mit sanftem Refrain verfeinert und beide sehr hörenswert.
Überraschend und gewagt ist die anschließende Coverversion von PINK FLOYD’s Klassiker „Another Brick In The Wall“. Es gibt leider Songs, die man in meinem fortgeschrittenen Alter einfach nicht mehr hören will und kann – „Another Brick In The Wall“ ist unglücklicherweise einer davon. Zu oft wurde und wird man mit diesem ausgelutschten Evergreen immer wieder gequält und möge die Neuinterpretation von Y-LUK-O objektiv betrachtet auch noch so mutig und experimentell sein, ist diese Coverversion so rein garnicht mein Ding. Mit „Spider and the fly“ folgt dann gleich die nächste Coverversion, diesmal fiel die Wahl auf einen Klassiker der ROLLING STONES. Dieser kommt ziemlich rockig daher und leider entzieht sich mir hier die Besonderheit dieses Songs und warum man sich ausgerechnet diesen zum Covern ausgesucht hat – Antworten darauf gibt es jedoch im Interview mit der Band. Gut gelaunt stimmt einen jedoch dann wieder der in Eigenkreation entstandene Abschlusstrack „Overthrown“, der einen runden Abschluss des Albums darstellt.
So hinterlässt „Sin(n)“ nach knapp 50 Minuten einen fast durchweg positiven Eindruck. Y-LUK-O überzeugen mit einem abwechslungsreichem, experimentierfreudigem und mutigem neuen Album, das sich fernab ausgetrampelter Elektro-/Industrial-Pfade bewegt. „Sin(n)“ stellt ein gelungenes Comeback von Y-LUK-O dar und was bleibt, ist die Frage nach dem Sin(n) der sterbenden Fliege auf dem CD-Cover…
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