Xenoblight - Procreation

Review

Galerie mit 59 Bildern: Summer Breeze 2019 – Autogrammstunden Donnerstag ab 18:00 Uhr

Wenn der gemeine Metalhead an Skandinavien denkt, dann hat er zweierlei Klänge im Ohr: Einerseits den rauen, dreckigen Kassettenrekordersound der norwegischen Second Wave of Black Metal, andererseits die treibenden Blastbeats und tiefen Growls der schwedischen Death-Metal-Pioniere. An Dänemark hingegen, denkt man da nicht unbedingt als Erstes. Dabei hat das kleine Wikinger-Königreich doch durchaus seinen Beitrag zur Metal-Community geleistet (man denke da nur an die legendären MERCYFUL FATE) und tut dies weiterhin. Nach einem überzeugenden Auftritt beim Wacken Metal Battle im Vorjahr demonstrieren XENOBLIGHT nun mit Ihrer Debütscheibe „Procreation“ einen durchaus eigenwilligen Sound.

„Procreation“ offenbart eine breite Palette von Einflüssen

Wenn das Intro verstummt und die ersten Klänge von „Descension“ sich in den Gehörgang fräsen, könnte man versucht sein, an das experimentelle Spätwerk der legendären DEATH zurückzudenken. Zugegeben, der Vergleich hinkt ein wenig, doch weckt der Song schon ein wenig die Erinnerung an den damals von den Floridianern pilotierten progressiven Sound. Eine Kopie desselben ist „Procreation“ freilich nicht, die Assoziation liegt aber dennoch nahe. Das hektische Arrangement, die verspielten Läufe, die Rhythmus- und Taktwechsel – das alles klingt schon irgendwie vertraut, auch wenn nicht in der allerletzten Konsequenz ausgelebt und somit deutlich gefälliger daherkommend, als der Vergleich zunächst suggeriert. Nicht zuletzt erinnern aber auch die Vocals an das wütende Gekeife des großen Chuck Schuldiner. Dass XENOBLIGHT in Marika Hyldmar eine Dame zur Chefkrächzerin beordert haben, fällt ehrlicherweise erst beim Blick auf die Promofotos auf.

Doch beschränken sich die Dänen auf ihrem Erstling durchaus nicht nur auf progressive Einflüsse. Vielmehr vermengen sie diese mit anderen Stilmitteln zu einer nicht uninteressanten Melange. Da galoppieren zwischendurch auch immer wieder kurze, aber erbarmungslose Highspeed-Black-Metal-Parts übers musikalische Schlachtfeld, nur um sich hernach im Artilleriefeuer gewissermaßen pompöser Riffs, wie man sie sonst von Symphonic-Dark-Metallern der Sorte DIMMU BORGIR kennt, aufzulösen (man beachte hier unter anderem „Obsidian Chromatism“). Wobei XENOBLIGHTs eigene Interpretation im Vergleich durch die bewusst geradlinigere Produktion und Instrumentalisierung ihren Hang zum Bombast verliert und somit gleichwohl gemäßigter, man möchte fast sagen ehrlicher, wirkt.

XENOBLIGHT definieren ihren eigenen Sound

Das alles klingt jetzt erstmal nach einer sehr wilden Mischung, die beschriebenen Einflüsse sind aber tatsächlich mehr Inspiration als schlichte Blaupause. Im Endeffekt bedienen sich XENOBLIGHT einer ganzen Reihe für sich gesehen extremer Stilmittel, mäßigen diese aber soweit nötig ab, um am Ende kein Sammelsurium einzelner Elemente, sondern ein stimmiges Ganzes zu erzeugen, was ihnen auch gelingt – stilistisch sicherlich in gewisser Weise speziell, aber dennoch gekonnt inszeniert. So ist der am Ende recht eigene Stil, der dabei herauskommt, bestimmt nicht für jeden etwas und wirkt schlimmstenfalls an der ein oder anderen Stelle im Detail dann doch noch nicht ganz ausgegoren. Im Allgemeinen ist das Endprodukt aber stimmig und wem es nicht gefällt, der findet es sicher zumindest „interessant“.

Review von Thomas Braun

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29.03.2019

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9 Kommentare zu Xenoblight - Procreation

  1. moosegrinder sagt:

    Häh, hab ich ein anderes Album gehört? Naja, zumindest hinkt die Beschreibung ziemlich. Mich erinnert sehr sehr wenig an Death, außer dass es Death metal Elemente gibt und proggig ist. An Dimmu erinner ich mich auch nicht im geringsten, aber ich habse jetzt auch nicht nochmal komplett durchgehört.
    Am ehesten ist das für mich Progressive/Tech-Thrash in der Nähe von Vektor. Allerdings mit mehr Death und Black-Metal Einflüssen, irgendwie vielschichtiger was die Stile angeht. Obsidian Chromatism z.B. enthält neben Thrash extreme Dissection Zitate.
    Großartiges Album im Übrigen! Eventuell unter meinen Top10 des letzten Jahres.

    9/10
    1. moosegrinder sagt:

      die Kategorisierung Melodic Death Metal, Symphonic Black Metal ist im Übrigen auch ziemlich daneben.

      PS: Der Anfang von Nocturnal Manifestations läuft grad, klingt wie Machine Head plus Liturgy, ziemlich cool^^.

    2. ClutchNixon sagt:

      Flanger auf den Tomtoms, der Gesang ganz klar von Chuck inspiriert, der Solosound: Entschuldige, aber natürlich sind deren Idole unter anderem auch Death. Diesbezüglich liegt der Rezensent also andere als falsch, dass die Drums völlig losgelöst von Timing und Songdienlichkeit alles zufillen, steht auf einem anderen Blatt. Die Songs an sich sind Stückwerk, die Produktion ganz ordentlich. Fazit: Songwriting entschlacken und den Drummer wechseln, respektive Basics üben lassen. So er die Band gegründet haben sollte und somit unkündbar vor sich hin prügelt — auflösen und neu beginnen.

    3. Nether sagt:

      @moosegrinder
      Du erwähnst ja auch Vektor und die haben ihre Inspiration auch zu Hauf der Death/Voivod-Krabbelkiste entnommen.

    4. unfurl999 sagt:

      Die Beschreibung/Review eines Albums auf metal.de hinkt ziemlich… was für ein Schocker. 😀

      Zum Genre, warum nicht einfach „Danish extreme metal“ wie die Jungs es selbst nennen. Der Vergleich mit Vektor ist übrigens nicht so fern.

      1. doktor von pain sagt:

        Weil Bands sich selbst immer die abenteuerlichsten Genre-Bezeichnungen für ihre Musik ausdenken, damit sie zumindest auf dem Papier ihr eigenes Genre haben. Wie man ja an „Danish Extreme Metal“ sieht.

  2. Sane sagt:

    Vocals die an Chucks letzte death-phase erinnern?
    Nur wenn das alle high pitched vocals tun.
    Auch musikalisch ist dieser Vergleich absolut unzutreffend. Dimmu borgir? Symphonic black metal?! Melodeath??
    Also da brauche ich auch keine Reviews mehr wenn das Gehörte so weit vom Gelesenen abweicht.
    Ich würde sie irgendwo zwischen progessivem Thrash und Death Metal einordnen.

  3. Bluttaufe sagt:

    Irgendwie kommt es mir hier so vor als köchelt jeder sein eigenes Süppchen und letztendlich muss es der Produzent alles unter einem Hut bringen.
    Das Schlagzeug und der Gesang klingen teils schon nervig. Aber im Großen und Ganzen kann man das als solide bezeichnen.
    Geschenkt würde ich es nehmen und hin und wieder ein Ohr riskieren.

  4. Sylverblack sagt:

    Death/Thrash, etwas Black/Thrash. Die späteren DESTINITY oder auch ANTARES PREDATOR als auditiver Vergleich.