WRONG (US) - Feel Great

Review

„Bei die Arbeit Helme auf!“ (Meister Röhrich)

Das korrekte Wohlfühl-Szenario beschwören WRONG mit ihrer nach der selbstbetitelten nun zweiten Platte „Feel Great“ umstandslos: Ihre Version des kultivierten Krachs schiebt die Sonne und generell das Licht grazil beiseite und das Publikum generös in den jeweils präferierten Party-Keller zum eigenen seelischen Alltags-Schrott. Rhythmik und Gesang sind weiterhin markant hamiltonesk, das letztinstanzlich Kaputte der ganz frühen (Amrep-)Meisterwerke HELMETs strahlt „Feel Great“ dabei allerdings nicht aus.

WRONG are right

Bei all dem schief gegen den Strich gebürsteten Gefiepe und Gesäge sind die tragenden Riff-Säulen nämlich durchweg massiv und kompakt gebaut. Das Ganze besitzt dadurch einen eher voluminösen Klang und treibenden Groove, wie er ja nicht zuletzt von Page Hamiltons Gang in ihrer kommerziellen Hochphase ab „Meantime“ perfektioniert wurde.
Die berstende Halsschlagader, das bis zum Anschlag Aggressive und nachgerade Manische von UNSANE fehlen WRONG damit ebenso wie die unberechenbar-wahnsinnigen Pirouetten von JESUS LIZARD. Dafür gewinnt „Feel Great“ an – in diesem Kontext betrachtet – Catchyness. Ob dies reicht, um die Milliarden zu fesseln wie es KYLESA und TORCHE schafften, bei denen die Hälfte von WRONG zugange waren oder sind, sei dahingestellt.

‚Cause „Feel Great“ makes you feel terrible

Cool ist „Feel Great“ aber auf jeden Fall. Denn, mal ehrlich, vollkommen zerstören müssen die elf fiesen kleinen und pointiert betitelten Stücke einen ja auch nicht zwingend, um Eindruck zu schinden. Am Leben lassen und zum Spaß durch die Manege jagen ist ja auch ein ehrenwerter Ansatz. WRONG vermögen mit der Wahl ihres Bestecks – neben der Säge vor allem der Vorschlaghammer mit dem kaum sichtbaren Samtüberzug statt des rostigen, verkrusteten Dings aus der Abseite – durchaus zu beeindrucken. Stilistisch gibt es maximal moderate Ausreißer, auch qualitativ, nach oben wie nach unten.
Besonders markant zieht zum Beispiel der Titelsong runter, besonders ins Knie geht „Upgrade“, die Crust-Version des Ganzen sind die lospreschenden 56 Sekunden von lustigerweise „Crawl Instead“ und in „Gape“ erahnt man gesanglich den Schatten von Mr. Cobain. „All is well, I’m in hell“ …
Fazit: „Feel Great“ ist originell wie ein Mord mit der Kettensäge in Texas, zwar kein Statement für die Ewigkeit, aber doch quälend schön – eine typische Genre-Platte und als solche empfehlenswert. Für alle eben, denen die eine oder andere Latte am Zaun fehlt.

22.04.2018
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