„The Final Winter Sale“? Der letzte Winterschlussverkauf? Okay, das ist für eine Horror-Metal-Band ja einigermaßen schlüssig. Denn wer sich einmal dem blanken, meschenverachtenden Irrsinn des winterlichen Shoppingwahns ausgesetzt sah, den kann das übliche Bisschen untotes Gemetzel ja kaum noch schocken. So oder so ähnlich werden die Gedankengänge der Aachener WRETCHED wohl ausgesehen haben, als es um die Betitelung des Nachfolgers zum Debütalbum „Aspiring Worldwide Domination“ ging.
Das von der MISFITS-Coverband zum Metal gereifte Dreigestirn verortet sich selbst, wie eingangs erwähnt, im spekulativen Genre Horror Metal, definieren sich also im Wesentlichen durch ihr Auftreten und inhaltliche Themen. Wenn man jetzt ein bisschen unfair sein wollte, könnte man meinen, dass die Entscheidung, den Fokus auf das Äußere – nicht etwa auf die musikalische Substanz – zu legen, keine schlechte Entscheidung war. Da wir von metal.de aber grundsätzlich überaus fair zur Sache gehen, sei gesagt: So schlimm ist es nicht.
Musikalisch stellen sich WRETCHED nämlich als relativ harmlos dar. Beinahe schon rostige Standard-NWOBHM-Riffs, treibendes Drumming mit ordentlich Drive und leicht verdauliche, pophafte Refrains machen ihren Sound im Wesentlichen zu etwas, verglichen mit dem bösen Auftreten der Musiker, weit weniger Bedrohlichem: Power Metal.
Ja, richtig gelesen, die blutüberströmten, geschminkten Zombietypen spielen eigentlich braven und verträglichen Power Metal. Das machen sie dafür ganz gut. Wer auf knackige und beschwingte Partysongs steht, dürfte bis zu einem gewissen Grad Gefallen an Stücken wie „The Future Burns“ oder „Devil Horns“ finden.
Wenn denn da nicht der eigentliche Knackpunkt der Platte wäre: die Vocals. Auch wenn Frontmann Ann T Christs ziemlich skurrile und stellenweise herzhaft schräge gesangliche Performance den Karren nicht komplett im Alleingang vor die Wand fährt, ist er doch ziemlich nah dran. Was zum Beispiel in den bereits erwähnten Songs noch einigermaßen sympathisch und authentisch rüberkommt, überschreitet insbesondere im albernen „Birthday Bloody Birthday“ die Toleranzgrenze mit Karacho. Und mit „Rule Mars“ findet sich ein gutes Beispiel dafür, wie ein eigentlich ganz solider und netter Song durch übermütige Gesangsdarbietung den Bach runtergeht.
Nein, so richtig Sinn macht „The Final Winter Sale“ nicht. Das Konzept Horror Metal liefert kaum Bezugspunkte für einen anständigen roten Faden und in der Umsetzung werden ohnehin schon durchschnittliche Metalsongs beinahe jedes Mal in den Sand gesetzt. Schade, aber vieleicht retten ja ihre Livequalitäten der Band den Arsch.
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