Das neue WRETCHED-Album fühlt sich an, wie der Zusammenstoß mit einer Wand aus Edelsteinmosaik. Im ersten Moment tut es nur weh, doch dann klärt sich der Blick und bizarre Strukturen aus funkelnden Diamanten werden sichtbar. „Beyond the Gate“ ist ein sehr sperriges Album. Mit seiner verkopften Mischung aus Deathcore und Progressive Thrash stellt es hohe Ansprüche an den Hörer.
In Europa sind WRETCHED bisher kaum bekannt, auch wenn „Beyond the Gate“ bereits ihre zweite Platte ist. Zu Hause in Amerika haben sie schon einige kleinere Touren absolviert. Für ihr neues Album verpflichteten sie zwei kompetente Produzenten: Jamie King hat bereits mit BETWEEN THE BURIED AND ME gearbeitet, Eric Rachel war an Alben von HATEBREED und DILLINGER ESCAPE PLAN beteiligt.
Entsprechend druckvoll donnern die Songs von WRETCHED aus der Membran – so ist gehört sich das für guten Deathcore. Inhaltlich stellen WRETCHED den Hörer auf die Probe: Ihre verkopften Songstrukturen sind keineswegs leicht zu verstehen. Das liegt vor allem daran, dass sich die einzelnen Songteile viel seltener wiederholen, als gewohnt. Ein komplexes Riff wird auf das nächste getürmt und der Boden scheint unter den Füßen weg zu gleiten. Blastbeat reiht sich an Blastbeat, Breakdown an Thrash-Geknüppel – aber das Ohr ist überfordert von so viel Neuem, von eine so komplexen Abfolge von komplexen Riffs.
Dabei können WRTECHED auch anders. Das beweisen sie mit einprägsamen Gitarrenmelodien, die sie ab und zu einstreuen. Auch die Akustikteile mit mal orientalischem, mal klassischem Einschlag lockern auf und erleichtern das Hören. Aber einfache Songstrukturen würden wohl dem kompositorischen Anspruch von WRETCHED nicht gerecht werden.
„Beyond the Gate“ beginnt sich erst nach mehreren Durchläufen vollends zu erschließen. Doch schon beim ersten Hören blitzen kleine Juwelen auf. Anders als DILLINGER ESCAPE PLAN gelingt es WRETCHED nicht, Komplexität so zu verpacken, dass sie zugänglich bleibt. Bis auf diesen Makel glänzt „Beyond the Gate“ durch anspruchsvolles Songwriting und großartige Instrumentenbeherrschung.
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