Dass auch aus deutschen Landen mittlerweile spannender und qualitativ hochwertiger Black Metal auf die Welt losgelassen wird, sollte sich ja bereits herumgesprochen haben. Mit WRAITHCULT aus dem Süden der Republik tritt nun eine weitere Kapelle an, diesen Ruf zu verfestigen. Hervorgegangen aus der Band HELFAHRT spielen WRAITHCULT eine Art Modern Black Metal, der stiloffen und professionell arrangiert aus den Boxen schallt, ohne die Songs unnötig zu überfrachten oder pseudo-avangardistisch daherzukommen.
Dass es sich bei WRAITHCULTS Debüt „Gestalt“ nicht um die erste große Aufnahme der Jungs handelt, hört man dem Album auch deutlich an, die gelungene Produktion von V. Santura, der sich u.a. bei DARK FORTRESS und TRYPTIKON verdingt, tut ihr Übriges zu dem insgesamt positiven Gesamteindruck. Nicht überraschend lassen sich dann auch stilistische Parallelen zu DARK FORTRESS (besonders deutlich bei „The Emptiness“) entdecken: Gitarrensoli finden harmonisch ihren Platz, sparsam gesetzte Breaks halten die Aufmerksamkeit des Hörers hoch und Sänger Sebastian keift, kreischt und grummelt, dass es eine wahre Freude ist.
Besonders erwähnenswert bei „Gestalt“ ist der markant eingesetzte Bass. Dieses ansonsten im Black Metal spärlich hervortretende Instrument nimmt eine wohltuende Stellung im musikalischen Konzept des bayrischen Quartetts ein und bringt die Songs hinsichtlich des Groove- und Unterhaltungsfaktors deutlich voran.
Highlights finden sich auf „Gestalt“ einige: „Prophet Deceiver“ klingt nach CELTIC FROST auf Black Metal (setzt mal bei Spielzeit 2:13 ein imaginäres Tom G. Warrior-„Uhhhh“ ein), „Nine Wounds“ kommt ungemein melodisch und schleppend daher und erinnert dabei an neuere MARDUK, und „Serpent Sacrifice“ hat eine ordentliche Black’n’Roll-Kante aufzuweisen.
Auch wenn noch nicht alle Ideen dieses Debüts zu einhundert Prozent sitzen und die Songs sich zwischenzeitlich ein bisschen im Genredurchschnitt verlieren, ist „Gestalt“ ein bemerkenswertes erstes Lebenszeichen von WRAITHCULT. Ausgewogen und erfrischend kühl produziert, damit einen deutlichen Beweis antretend, dass man auch böse und atmosphärisch klingen kann, ohne auf eine unnötig schlechte Produktion zurückgreifen zu müssen, lassen WRAITHCULT viel Potential erkennen. Somit sollte nach diesem Erstling noch Einiges zu erwarten sein – wenn man dem eingeschlagenen Weg treu bleibt und sich weiterhin stilistisch nicht selbst limitiert.
Aufgeschlossene Black Metal-, aber auch Pagan- und Post Metal-Fans sollten auf „Gestalt“ spannende Momente finden.
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