Wraith - Undo The Chains

Review

Was passiert, wenn man die jungen MOTÖRHEAD mit schwarzem Pech überhäuft auf die Menschheit loslässt? Wahrscheinlich würd es so ähnlich klingen wie das, was WRAITH seit 2016 zelebrieren. Denn das Quartett hat sich herrlich kernigem Speed/Thrash Metal der düsteren Sorte verschrieben. Zugegeben, dieses Genre ist nicht neu. Schließlich haben HELLHAMMER unter Tom G. Warrior schon in den frühen 80er Jahren nicht nur das Fundament gebildet, sondern auch die Latte extrem hochgelegt.

Die Schweizer haben sich aber bekanntlich unter neuem Namen dem eher okkulten und doom-lastigeren Metal zugewandt. Außerdem ist das Genre in den 90ern und frühen 2000ern etwas eingeschlafen. Grund genug also für Künstler wie WRAITH, diesem neues Leben einzuhauchen. Alleine sind sie damit nicht. Bands wie HELLRIPPER oder INDIAN NIGHTMARE zollen dem Blackened-Thrash/Speed-Metal auf ihre Weise Tribut. Mit “Undo the Chains“ wollen sich WRAITH auf ein Neues in unschuldige Gehörgänge fräsen.

WRAITH sind wie ein Bulldozer

Und das gelingt ihnen sehr gut. Das stimmige Intro (das auch der Titeltrack ist) lädt zum rhythmischen Matteschwingen ein. Man könnte es glatt für einen neuen Ableger der „Doom“-Reihe verwenden. “Dominator“ legt dann in gewohnter Blackened-Thrash-Manier nach und macht keine Gefangenen. Spielereien, Experimente oder künstliches In-die-Länge-Ziehen hat die Band nicht nötig. WRAITH schaffen es auch so, den Geist der HELLHAMMER-Ära aufleben zu lassen. Sei es das Cover-Artwork von Klutzfiction (unter anderem REZN, WEEDIAN, FUZZRIPPER und GHOST) oder die Art der Produktion: Die Band lebt die Ära der frühen 80er in jeder Hinsicht.

Eine Erfolgsformel, die sich durch das ganze Album zieht. Und diese zelebrieren WRAITH mit einer selbstbewussten Konsequenz und Härte, dass man gerne den Hut ziehen möchte. Ganz nach dem MOTÖRHEAD-Kultalbum “March or Die“ marschieren WRAITH durch die Songs, die meistens keine drei Minuten erreichen. Wer es progressiver mag, wird die fehlende Abwechslung ankrieden. Das liegt aber nicht am mangelnden Können, sondern an der künstlerischen Freiheit. Rein technisch betrachtet könnten WRAITH sicherlich mehr Melodiebögen wie KREATOR oder EXODUS schaffen. Wollen sie aber nicht. Und das ist gut so! Denn auch so werden Songs wie “Born to Die“, “Cloaked in Black“, “Mistress of the Void“ oder “Gatemaster“ zu kleinen Hits, mit denen man sich schon beim ersten Hören anfreundet.

Entfesselung eines Meilensteines?

Natürlich ist “Undo the Chains“ kein Metal-Album geworden, das neue Wege einschlägt und als Meilenstein betitelt werden könnte. Aber diesen Anspruch erheben WRAITH gar nicht. Ihnen geht es in erster Linie darum, harten Metal zu zelebrieren, der Spaß macht. Mit “Undo the Chains“ legt die Band abermals ein Album vor, das man entweder ganz oder in Stücken zwischendurch hören kann, um sich die tägliche Dosis Adrenalin zu gönnen. Ein perfekter Soundtrack für den nächsten Roadtrip zum Sommerfestival. Kurz und knapp: WRAITH schaffen mit “Undo the Chains“ ein wunderbar pechschwarzes Feelgood-Album im Oldschool-Gewand, den Plattenteller so schnell nicht wieder verlassen wird.

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08.12.2021

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5 Kommentare zu Wraith - Undo The Chains

  1. ClutchNixon sagt:

    Neun Punkte für das Gerumpel!? Na denn man to

  2. nili68 sagt:

    Wenn dir etwas nicht gefällt, besteht immer eine reelle Chance, dass es bei mir umgekehrt ist.
    Damit sage ich nichts gegen deinen Geschmack, nur eine nüchterne Feststellung (!)
    Grundsätzlich bin ich kein großer Thrash Fan und ob’s bei mir 9 Punkte wären weiß ich auch noch nicht, aber auf eine gewisse Weise spricht mich das an.

  3. ClutchNixon sagt:

    Hahaha, dass ist der Rock Hard – Arschbombe Effekt. War vor 25 Jahren für viele auch eine indirekte Kaufempfehlung. Ich bin also gerne deine Arschbombe Nili.

  4. nili68 sagt:

    Ja, manchmal weiß oder ahnt man schon, dass etwas einer akademischen Qualitätsprüfung (oder so) nicht standhalten würde, aber es gefällt einem trotzdem. Is‘ ja aber auch egal. Guter Geschmack bring einem ja (vermutlich) keine Pluspunkte im afterlife oder so, haha.

  5. dan360 sagt:

    Absolut geiles, räudiges Teil. Wo ich spätestens vor dem zweiten Bier unweigerlich vor der Bühne (hoffentlich noch in diesem Leben), meinen Nacken zum Aufbautraining schicke. Die Vocals erinnern mich an Toxic Holocaust, welche ebenso die gleiche ‚ich rotze alles weg‘ Attitude innehaben. Zum Jahresende noch ein Juwel, das keine Gefangenen macht!