Mit einer Bevölkerungsdichte von 22,8 Einwohnern pro Quadratkilometer liegt Schweden zehnmal niedriger als Deutschland mit 231,9 Einwohnnern pro Quadratkilometer. Norwegen kann diesen Wert sogar nochmal deutlich unterbieten, denn dort leben durchschnittlich pro Quadratkilometer gerade einmal 8,5 Einwohner. Einsamkeit und Isolation in Skandinavien sind demnach statistisch nachweisbar. WORMWOOD widmen dem Themenkomplex mit „Nattarvet“ ein ganzes Album.
WORMWOOD, die norwegischsten Schweden der Welt
Auch wenn hier und da einmal ein THYRFING-Einschlag aus der Wildnis lugt, WORMWOOD lassen sich nicht so leicht greifen. Neben dem Fundament aus rauem nordischen Pagan Black Metal addiert die Band eine geradezu versessene Detailverliebtheit aus Folk-Einschlägen, volkstümlichen Instrumenten und atmosphärischen Parts zu ihrem originellen Sound. Dies ist jedoch nicht bloßes Beiwerk, sondern wichtiger Bestandteil des kompositorischen Verständnisses der Band. Die Nähe zu einer Band wie BORKNAGAR kann aus Sicht des Songwritings festgestellt werden. Aber nicht nur aus diesem Grund klingen WORMWOOD stark nach Norwegen, schwedischer Stallgeruch spielt eine untergeordnete Rolle.
Rein technisch gesehen lassen WORMWOOD keine Fragen offen. Die Musiker mit Erfahrung bei Bands wie DRACONIAN, MÅNEGARM und WITHERSHIN zeigen deutlich, dass auf „Nattarvet“ Profis am Werk sind. Hinzu kommt, dass WORMWOOD in ihrer anspruchsvollen Interpretation des Melodic Black Metal seltsam aus der Zeit gefallen sind. Dies ließ sich auf dem Debütalbum „Ghostlands: Wounds from a Bleeding Earth“ (2017) mit mehr Zugänglichkeit und weniger Ecken und Kanten noch deutlich anders verzeichnen.
In der Gesamtwirkung ist „Nattarvet“ in der Tat ein großes Album, im positiven Sinne sperrig und, wenn man so möchte, auch künstlerisch wertvoll. Straighte Blast-Beat-Passagen gehören dabei zum Standardrepertoire, werden allerdings seltener als gedacht und erwartet eingesetzt. Im entsprechenden Fall rappelt es dann allerdings auch im Karton. Neben aller Kunstfertigkeit beherrschen WORMWOOD auch dieses für den Black Metal essentielle Geschäft.
„Nattarvet“ wirft Schatten aus finsterer Vergangenheit…
Mit ihrem zweiten Album schlagen WORMWOOD einen Pflock ein, der diese Band so schnell nicht wieder von der Bildfläche verschwinden lässt. „Nattarvet“ bespielt eine enorme Bandbreite, bleibt dabei stets tief und ausdrucksstark und hinterlässt den Fußabdruck eines großen Albums.
‚I bottonlös ävja‘: ganz fantastisch! Sperrig finde ich es übrigens kaum bis gar nicht.
PS: Und ja, auch für mich heißt der Song im Stillen ‚Ich schuhloses Äffchen‘. Ist doch klar!