Wormfood - France

Review

Gesellschaftskritik ist gut und notwendig, hat aber meiner Meinung nach in Musik nicht unbedingt was zu suchen. Das Debüt „France“ von WORMFOOD könnte da eine von wenigen Ausnahmen darstellen, denn die Herren bringen ihre Sicht der französischen Gesellschaft mit einem ziemlich schwarzen Augenzwinkern rüber. Leider bin ich der französischen Sprache nur bruchstückhaft mächtig, im Grunde muss man ihre Sprache aber auch gar nicht verstehen, um die Platte verstehen zu können. Wer mit einer „leçon de Francais“ einsteigt, in der ein ziemlich voller Clochard sich, wortwörtlich, über seine Umstände in den Straßen von Paris auskotzt, der beweist von Anfang an einen angenehmen Humor. Das setzt sich die dreiviertelstündige Platten hindurch mit einigen netten Details fort, Trinkliedern in der Bar nebenan (bei denen auf einmal die Platte hängt – sehr verdächtig!), düster angedeutetem Variete, einer Preisung französischer Nationaldichter und dergleichen. Das wirkt ziemlich überlegt und überlegen und macht die eigentliche Musik fast zur Nebensache. WORMFOOD bieten da eine ganze Menge: auf der Basis groovigen Doom Metals flechten sie einigermaßen geschickt Elemente aus dem Gothic, Death und Thrash Metal ein, nehmen die Themen ihrer programmatischen Zwischenstücke auf und verarbeiten sie gekonnt weiter, variieren durch eine Vielzahl von Gesangsstilen und gelangen dadurch auf ein Spektrum irgendwo zwischen alten KATATONIA, MY DYING BRIDE und TYPE O NEGATIVE. Stellt man sich das dann französisch eingefärbt vor, ergibt das eine abwechslungsreiche Melange von Metal, Pop, Klassik, Jazz und Ambiente – ausnahmsweise hat das Infoblatt damit sogar mal recht. Als begeisternd empfinde ich das Album trotzdem nicht, was vor allem an seiner Zerfahrenheit und Uneingängigkeit liegt. Weniger Programm hätte hier vielleicht gut getan, andererseits wäre dann „France“ auch nur eine Platte unter Tausenden anderer – und wenn man code666 eins zugute halten kann, dann dass sich immer Mühe gegeben haben, echte Randgruppenmusik mit Qualität zu veröffentlichen. Sieht man WORMFOOD unter diesem Gesichtspunkt, ist „France“ ein anständiges Debüt. Will man ein nettes Album zum Nebenbeihören: Finger weg.

01.12.2005

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