Gleich vorweg: Von jenem eigenwilligen, verqueren und für mich schlicht unverdaulichen Mix aus Gothic / Black Metal, Avantgarde und was-weiß-denn-ich-schon-von-so-nem-Zeux, mit dem uns diese Truppe aus Paris seit ihrer Wiederbelebung die Ehre erwiesen hat, ist auf diesem Album nichts zu vernehmen.
Merci beaucoup, wenn ich das so sagen darf, denn in ihrer Frühzeit konnte ich mir diese Franzosen sehr wohl anhören und so auch „Decade(nt)“, handelt es sich dabei doch in erster Linie um eine mit jeder Menge Bonüssen aufgepeppte Neuauflage ihres 2003er Albums „Eponym“. Damals kredenzte die Truppe rund um den ehemaligen CARNIVAL IN COAL-Musiker Emmanuel „El Worm“ nämlich wirklich intensive Gruft-Töne, die auf der einen Seite von ihrer überaus ansprechenden, zum Teil beklemmenden Atmosphäre lebten, viel mehr aber noch vom amtlich intonierten Doom in gothischer Bauweise, für den man sich wohl an frühen MY DYING BRIDE, ANATHEMA und KATATONIA orientiert hat.
Ein gewisser Hang zur Theatralik (man höre beispielsweise „Human Circus“, das beweist wie nahe einander Gothic und Musical sein können) war ebenso immer schon essentieller Bestandteil der Kompositionen und hat WORMFOOD (damals noch) mit Eleganz aus der seinerzeitigen Szene emporragen lassen, auch wenn man sich mitunter durchaus „dreckigen“ Black Metal-Sounds (als dieser eliminiert wurde, hielt Kitsch Einzug ins Geschehen) verschrieben hatte. Gelungene Sache diese Wiederveröffentlichung und für mich eimal mehr eine Erinnerung an daran, wie fein und intensiv WORMFOOD derben Doom intonieren konnten, zumal ich sie zuletzt eher igoriert hatte.
Die Intensität ihrer Klänge konnten sie übrigens auch auf der Bühne wiedergeben, aktuell im ersten Teil des Bonus-Teils dieses Albums nachzuhören. Schließlich gibt es eine Aufzeichnung des 2005er Gigs der Band beim „Blast Fest“ zu vernehmen. Dabei kredenzte man logischerweise vorwiegend Material des aus eben jener Zeit stammenden „France“-Albums (auf dem schon diverse „Experimente“ zu vernehmen waren, die jedoch „Live“ vernachlässigt wurden) und konnte damit auch gut ganz ankommen, wie anhand der knapp 25 Minuten nachzuhören ist.
Abgerundet wird die Scheibe von zwei Cover-Tunes und zwar kommt zunächst der TYPE O NEGATIVE-Klassiker „Christian Woman“ als sehr eigenständige (und auch eigenwillige) Interpretation zu hören. Dieser erhält nicht zuletzt durch die Übersetzung des Textes ins Französische sowie der omnipräsenten Damenstimme in der hier verewigten Intonation als „Femme Chrétienne“ ein anrüchiges, exotisches Flair. Sicher nicht jedermanns Geschmack, klingt aber sehr elegant – Peter wäre stolz auf euch! Danach steht noch „La Decadanse“ des französischen Chansoniers Serge Gainsbourg auf dem Programm, mit dem die Herren ihre Kompetenz in Sachen Intonation heimatlicher Klänge unter Beweis stellen, auch wenn ich überhaupt nichts mit der Nummer anzufangen weiß.
Dennoch: Eine in Summe gelungene Retrospektive, die nicht nur für Komplettisten lohnend sein sollte.
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