Work Of Art - Framework

Review

Die Buchstabenfolge W-O-A löst Wehmut aus. Erstens steht sie für das irgendwo in Norddeutschland zwischen Mittelalter-Markt, Mambo Kurt, Massenabfertigung und MussichauchmalhinzumCampen verloren gegangene Paradies.

Und mit Blick gen Schweden (natürlich Schweden!) steht W-O-A für die goldene Epoche des massiven Rock-Airplay. Denn das Trio WORK OF ART um den Gitarristen und Keyboarder Robert Säll fabriziert klassischen Zeitmaschinen-AOR, der die letzten 30 Jahre stilistisch so sehr zur Kenntnis nimmt wie oben – zugegeben unzulässig verallgemeinernd – genannter Metal-Tourist die Existenz von Live-Musik auf dem Festival. Gar nicht nämlich.

Lose chronologisch geordnet schweben neben anderen JOURNEY, TOTO, DARE, BOULEVARD, HOUSTON, BROTHER FIRETRIBE oder auch Sälls Allstar-Gang W.E.T. vorbei. Nebst Bildern von Männern ohne Hemd unterm offenen Blazer – und ohne doppelten ironischen Boden unter ihrem Schaffen. Ohne erkennbares Zucken von Wimper oder Mundwinkel setzen die Herren schon zum dritten Mal eine Sammlung polierter und überlebensgroßer Liebesbeteuerungen im 4,5-Minuten-Format ins akustische Poesiealbum des verdutzten Konsumenten, die in ihrer Konsequenz beachtenswert ist. Und das ist gut so! Alle Songs auf „Framework“ punkten mit einem Breitband-Refrain, auf den jeder Teil von Rocky im Soundtrack stolz gewesen wäre, alle haften sofort im Ohr – manche begeistern dabei, andere sind eher egal und tendenziell zu sehr Stangenware. Besonders toll ist „Natalie“, besonders TOTO ist das angeproggt federnde „Hold On To Love“, zu tranig zum Beispiel das abschließende „My Waking Dream“. Und keine Angst: Zwar ist hier natürlich das Keyboard eigentlicher Chef – aber die Gitarren rocken mitunter ganz knackig, Lars Säfsund hat eine angenehm-kraftvolle Stimme und insgesamt bleibt der Puls (fast) konstant oben. Hier sind Profis am Werk.

Wer wie ich von den Fesseln der eigenen musikalischen Sozialisation nicht loskommt, darf also gern anhand von WORK OF ARTs neuestem Kunstwerk dieser speziellen Art von Retro-Rock huldigen.

Doch Obacht: Wird aus eingangs herbei orakelter Weh- dann Übermut, kann dies verheerende Folgen haben: Blonde Strähnchen wachsen noch raus, aber die beiden Delfine im rosa Sunset auf dem Rücken, die bleiben. Es sei denn, man geht da nochmal mit Laser oder so ran…

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25.09.2014

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1 Kommentar zu Work Of Art - Framework

  1. R.D. sagt:

    Retro oder nicht? Mir gehen die Songs ins Ohr und treffen voll meinen musikalischen Nerv! Gut gemacht!

    9/10