Words Of Farewell - The Black Wild Yonder

Review

Galerie mit 6 Bildern: WORDS OF FAREWELL - Rockharz Open Air 2014

Nach zwei EPs und dem Debüt „Immersion“ aus dem Jahr 2010 veröffentlichen die westdeutschen Melodic-Deather WORDS OF FAREWELL anno 2014 nun ihr neues Langeisen mit dem Titel „The Black Wild Yonder“. Darauf serviert der Sechser zehn versiert vorgetragene Songs im Schnittfeld von Melodic Death und Modern Metal. Ob und inwieweit das Label „Progressive Death Metal“ – das die Band selbst für sich gewählt hat – greift, kann man sicherlich diskutieren. Technisch agieren die Musiker zweifelsohne auf einem sehr hohen Niveau, allerdings ist das Songwriting vor allem melodisch ausgerichtet und von den sehr präsenten Tasten-Arrangements geprägt. Entsprechend kommen die Stücke – allen spieltechnischen Kabinettstückchen zum Trotz – letztlich ziemlich kompakt und plausibel daher, zumal auch rhythmisch eher stringent gearbeitet wird. Folglich können WORDS OF FAREWELL in einer Ecke mit Referenz-Formationen wie SOILWORK, SCAR SYMMETRY, DARK TRANQUILLITY oder auch OMNIUM GATHERUM verortet werden, mit denen es im Verlauf von „The Black Wild Yonder“ immer wieder Überschneidungspunkte gibt.

Der Auftakt in Form des Openers „Continuum Shift“ überzeugt: Nach kurzen Clean-Gitarren nimmt der Track auf massivem Groove-Fundament und mit eingängigen Melodien Fahrt auf, bevor es im Anschluss mit treibender Bassdrum und zackigem Riffing zur Sache geht. Dabei variieren WORDS OF FAREWELL in gelungener Manier Tempo und Intensität, gegen Ende hin liefern die beiden Gitarristen Erik Gaßmus und Henrik Tschierschky dann eine erste Kostprobe ihrer beeindruckenden Fingerfertigkeit, bevor der Song nach etwas über vier Minuten auf sehr direkte Weise beendet wird.

Die anschließenden Tracks, das von flinken Tasten-Läufen dominierte „Telltale Notion“ sowie das sehr eingängige „In Kingdoms Of Rain“ markieren dann den Beginn einer keineswegs schlechten, aber insgesamt weniger spannenden Phase der Platte. Die Gründe dafür sind, dass Frontmann Alexander Otto nicht unbedingt die abwechslungsreichste Gesangsleistung an den Tag legt, die Songs aufgrund der sehr in den Vordergrund drängenden Gitarren und allgegenwärtigen Keys des Öfteren ein wenig überladen klingen und den – unbestritten guten – Riffs das letzte Fünkchen Prägnanz und Eigenständigkeit fehlt, damit diese sich in den Gehörgängen festsetzen.

Dies trifft auch auf „Beauty In Passing“ zu, das zwar gekonnt zwischen gewaltigem Groove und rasendem Riffing pendelt, dessen Gesamteindruck allerdings durch hier und da etwas übertrieben eingesetzte Keys ein wenig geschmälert wird. Eine Steigerung erfolgt dann bei „Outer Rim“, dem vielleicht besten Song auf der Platte. Der Track wirkt sehr homogen und besitzt einen ausgesprochenen Drive, zudem lässt ein gelungenes Akustik-Interlude aufhorchen. Nach dem wenig aufregenden, weil etwas zähen „Temporary Loss Of Reason“ folgen dann mit „Antibiosis“ (mit mächtigem Refrain!), dem mit langem Solo-Part ausgestatteten „Luminary Ghost“ und dem über siebenminütigen Schlusstrack „Riven“ noch einmal stärkere Songs.

Nach knapp 55 Minuten steht dennoch die Erkenntnis, dass WORDS OF FAREWELL unbestritten sehr gute Musiker sind, die auf Albumlänge aber noch nicht vollends überzeugen können. Zwar bietet die Platte zahlreiche hochklassige Momente, aber eben auch immer wieder lauere Phasen. Ein wesentlicher Kritikpunkt ist dabei auch, dass die Scheibe insgesamt und aus oben angesprochenen Gründen zu gleichförmig daherkommt. Ihr immenses Potenzial zeigt die Band allerdings immer wieder: WORDS OF FAREWELL sind gewissermaßen ein schlafender Riese – den nur mal jemand wecken müsste.

20.02.2014

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