Von WOODSCREAM aus St. Petersburg hat man bisher, zumindest außerhalb der eingeschworenen Folk Metal Szene, eher wenig gehört, und das ist schade. Gleich vorweg sei gesagt: Im Folk Metal wird das Rad in der Regel nicht gerade neu erfunden, und WOODSCREAM tun das auch nicht. Wer also großen Wert auf Alleinstellungsmerkmale, Innovation und das übrige Palaver legt, der kann mit dieser Band eventuell nicht sehr viel anfangen. Anders als viele Bands dieses Genres schaffen es die Russen aber, das, was sie machen, wirklich sehr gut umzusetzen. Folkinstrumente und Gitarren sind hervorragend aufeinander abgestimmt und spielen nicht nur schnöde nebeneinander her. Auch für genügend Abwechslung ist gesorgt.
Nach dem tanzbaren Opener „Argt“ geht es direkt mit dem schnellen und harten „Suvi“ weiter. Dabei überzeugen WOODSCREAM nicht nur beim Songwriting, sondern auch an den Instrumenten und bei der Produktion. Auch stimmlich lassen die beiden Hauptpersonen am Mikro nichts zu wünschen übrig. Sängerin Valentina Tsyganovas Stimme ist kraftvoll und kann voll und ganz mit dem recht bunten musikalischen Hintergrund mithalten. Grunzer (und Bassist) Ivan Budkins Growls kommen herrlich tief aus dem Bauch und haben nicht mal entfernt etwas mit dem kopfstimmigen Gekeife zu tun, das man leider oft zu hören bekommt. Ein wenig Geschrei gibt es dann zwar doch noch, aber auch das ist wohlklingend.
WOODSCREAM dudeln auf die gute Art
Wie gesagt liefern WOODSCREAM nicht unbedingt etwas Neues. Es gibt einige Vergleiche, die natürlich naheliegen und die auch gerechtfertigt sind. Die tanzbaren Stücke erinnern zum Beispiel an Songs wie „Yarilo“ oder „Pamiat“ von ARKONA. Andere Stücke, zum Beispiel „Kuigri“, klingen dagegen sehr nach ELUVEITIE. Mit letzterer Band haben WOODSCREAM auch gemeinsam, dass sie „Andro“ gemacht haben. Dabei stellen sie sich auf jeden Fall ganz ordentlich an, auch wenn die Versionen von ELUVEITIE oder auch FAUN dann doch ein wenig besser umgesetzt sind.
Textlich lässt sich angesichts mangelnder Russischkenntnisse wenig sagen. Die Band distanziert sich aber ausdrücklich von Politik und Religion und nennt mittelalterliche Legenden als Basis für ihre Texte. So viel war ja eigentlich auch zu erwarten. Ein wenig kurz ist das Album mit knapp über 35 Minuten auf jeden Fall geworden. Es wäre vielleicht zu überlegen gewesen, einige Songs von der 2010 veröffentlichten EP „Pentadrama“ mit auf die Neuveröffentlichung draufzupacken, denn bei „Octastorium“ handelt es sich sowieso um einen Re-Release. Auch einige Singles gibt es bereits, und auch die dürften noch nicht allzu viele in ihrer Sammlung haben. Es bleibt also, auf baldiges neues Material zu hoffen, denn was man hier hört macht auf jeden Fall Lust auf mehr.
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