Wolves Of Perdition - Ferocious Blasphemic Warfare

Review

Die spinnen, die Finnen. Zumindest diese hier. Die Mitglieder von WOLVES OF PERDITION sind sicherlich die letzten Typen, denen man in der Nacht im Wald begegnen möchte. Das sind offensichtlich keine freundlichen Leute. Die Band gibt sich auf dem vorliegenden Debüt nicht mit ihrem Hass auf die Christenheit allein zufrieden und widmet das Konzept-Album gegen jegliche Form der Religion.

WOLVES OF PERDITION wollen mehr

Das Intro weckt unmittelbar Erinnerungen an MARDUKs “Werwolf”. Da heult eine Sirene auf, bevor der Hyper-Speed-Sound von “Demon Blood” die Schuppen vom Kopf rieseln lässt. Das geht schon sehr in Richtung technisch anspruchsvollem Old-School-Black-Metal. Eine Überraschung wartet mit “King Death”, das sich von Klischees befreit und ein tiefes Growling statt Reibeisen-Gekeife offenbart.

Technische Versiertheit trifft auf High-Level-Garnitur

“Ventum Mortis” besitzt eine unwiderstehliche Melodie im Auftakt und – man mag es kaum glauben – wird im Verse mit IRON MAIDEN-mäßigen Riffs garniert. Das springt einen freilich nicht sofort an, aber beim zweiten Hinhören sind viele liebevolle Details in den Songs zu finden. Die Herren WOLVES OF PERDITION legen glücklicher Weise nicht nur Wert auf Ihr Image sondern gehen bewusst mit ihren Stärken um und heben sich zuweilen durch spielerische Finessen von ihren Genre-Kollegen ab.

Ein Song wie “Holy Execution” spricht dabei Bände. Wer sich auf Sechzehntel-Dauer-Gekloppe eingestellt hat, wird sich eine andere Platte auflegen müssen. Clevere Rhythmus-Variation und nachgezogene Takte, machen die Musik bisweilen progressiv.

“Ferocious Blasphemic Warfare” überrascht durch Harmonie

Kommen wir zum Sound. Gemessen an dem, was die Band mit ihrem Songwriting und ihren musikalischen Fähigkeiten zu bieten hat, fügt sich dieser wunderbar in die Gesamtkonstruktion des Albums ein. Ketzer werden vielleicht meckern, er sei zu ausgewogen, zu organisch, zu fett. Diese Nörgler fänden aber auch, dass es im Garten Eden zu viel gutes Essen gibt, die Sonne zu heiß ist und zu viel einvernehmliche Erotik herrscht.

Das Mastering ist kratzig und böse, gleichzeitig aber auch harmonisch und glasklar. Die Songs bieten durch die Bank weg Spaß und Abwechslung. Anders als es die Anzahl der Tracks und die jeweilige Spieldauer vermuten lassen, kann man “Ferocious Blasphemic Warfare” problemlos in einem Rutsch durchhören.

Superlative auf Hochhaus-Niveau

Sicherlich hat man ähnliche Songs schon einmal gehört, aber niemals konzentriert auf einem Album. Pardon. Konzentriert auf einem Debüt-Album. Hört man “The Rising Storm”, fällt es ob der gesanglichen Abwechslung und all den unerwarteten Twists und Turns schwer, nicht zu fabulieren.

Für dieses Album ließen sich beliebig viele Superlative finden, negative Punkte gibt es praktisch keine. Das Werk besitzt die Kraft, unter den großen Black-Metal-Alben des Jahres platziert zu werden. Vielleicht liegt es auch an der etwas plumpen Verpackung, die der misanthropische Anti-Religion-Kram vermittelt. Was aus den Boxen dringt ist das genaue Gegenteil. Und dieses Überraschungs-Moment machen sich WOLVES OF PERDITION in gewisser Weise zu Nutze.

Für Freunde von unterkühltem, sphärischem, punkigem, bitterbösem, technischem, niveauvollem Black Metal mit leichtem Death-Metal-Besatz ist hier eine unmissverständliche Hör-Empfehlung auszusprechen.

18.02.2021

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