Wolves In The Throne Room - Thrice Woven

Review

Galerie mit 20 Bildern: Wolves In The Throne Room - Thrice Woven European Tour 2017

Sechs lange Jahre waren sie weg, die WOLVES IN THE THRONE ROOM – rechnet man den unglücklichen Ambient-Ausflug „Celestite“ einmal nicht mit. Sechs lange Jahre seit „Celestial Lineage“. Sechs Jahre die vage Hoffnung, dass es die Weaver-Brüder wieder in den Fingern juckt, sie die eingestaubten Instrumentenkisten von Dachboden holen und wieder Musik aufgenommen wird.

Starke Gastbeiträge auf „Thrice Woven“

Nun ist es soweit: Angekündigt mit vereinzelten Live-Auftritten kehren WOLVES IN THE THRONE ROOM zurück. „Thrice Woven“ heißt das dazugehörige Comeback-Album. Und man kann sicherlich nicht sagen, dass sich nichts verändert hat in all den Jahren. Denn auch wenn die Thronraumwölfe wieder in dem bekanntem Terrain des atmosphärischen Black Metal mit naturmystischem Bezug jagen, so tun sie dies doch anno 2017 anders: Offener, ungezwungener. Deutlich wird dies bereits beim stimmungsvollen Opener „Born From The Serpent’s Eye“. Nach dem zarten Einstieg knallen WOLVES IN THE THRONE ROOM erstmal in bester 1990er-Norwegen Tradition los, verdächtig nach MAYHEM klingt das. Der darauf folgende Einsatz der schwedischen Gastsängerin und Düster-Organistin ANNA VON HAUSSWOLFF fasziniert anschließend umso mehr, ist diese Kollaboration doch bei genauem Hinsehen und -hören die aufgemotzte Version des bekannten WOLVES IN THE THRONE -Geheimrezepts: Frau HAUSSWOLFF steuert eben jenen okkult-stimmungsvollen Einschlag bei, den bereits Jamie Myers (SABBATH ASSEMBLY) auf „Malevolent Grain“ oder Jessika Kenney auf „Two Hunters“ erfolgreich transportieren konnten.

WOLVES IN THE THRONE ROOM

Und dass man auch mit männlichen Klargesang eine schöne Stimmungsfärbung erreicht werden kann, beweist das folgende „The Old Ones Are With Us“: Das Zusammenwirken mit NEUROSIS-Fronter Steve Von Till ist ein Schwarzmetall-Singer-Songwriter-Genuss, eine düstere Johnny Cash-Hommage. Dass man es nach diesen beiden „Aha“-Effekt-Titeln erstmal etwas zurückgenommener angehen lässt und versucht, einen Gang zurück zu schalten, überrascht dann kaum – führt allerdings dazu, dass „Thrice Woven“ auf den letzten Metern (also für die verbleibenden knapp über zwanzig Minuten) etwas die Luft ausgeht. „Angrboda“ zieht zwar nach der halben Spielzeit ein kleines puristisches Synthie-„Solo“ ein, um stimmungsvoll im Mid-Tempo auszulaufen, aber spektakulär ist das Stück nicht – eher etwas „more of the same“. Da das folgende, getragene Zwischenspiel „Mother Owl, Father Ocean“ auch eher Schmuck am Nachthemd ist denn eine wahre Bereicherung, kann auch der Schlusstitel „Fires Roar In The Palace Of The Moon“ die verlorene Aufmerksamkeit nur schwer wieder einfangen.

Früher war mehr Lametta

Für sich genommen liefern WOLVES IN THE THRONE ROOM mit ihren Ideen, ihren vielen verschiedenen Ansätzen – Samples, Harfen, Synthesizer – das Bild einer überaus kreativen und experimentierfreudigen Einheit, die ihr thematisches Leitmotiv abwechslungsreich und vielfältig verfolgt. Und anscheinend haben die Weaver-Brüder sich nicht vollständig der Welt entsagt, sondern in den letzten Jahren eine musikalische Öffnung durchlebt, wovon nicht nur die beiden Gastmusiker zeugen. Auffällig ist dabei allerdings, dass „Thrice Woven“ in Gänze nicht so stringent funktioniert wie die Vorgängeralben: Da wird eben etwas zu fleißig zwischen harschem Black Metal, getragenem Black Metal, Düster Folk und Ambient hin und her geschaltet, sodass man als allgedienter Fan der Band kaum hinterherkommt. Verloren geht ein wenig die bandtypische „Sogwirkung“ der Wölfe, die Fähigkeit, über die Gesamtspielzeit eines Albums einen dichten Kosmos aufzubauen und erst mit den letzten Klängen des letzten Stücks diesen wieder abzutragen.

„Thrice Woven“ ist dennoch ein starkes Album, das kann kaum zur Diskussion stehen: Sicherlich gibt es dankbarere Aufgaben als ein Werk zu erschaffen, auf das nach dieser langen Zeit und mit einer derart hochklassigen Diskographie die Erwartungshaltung der ausgehungerten Fanschar zufriedenstellen kann. WOLVES IN THE THRONE ROOM liefern letztlich ein erdiges, stimmungsvolles Black Metal-Album, das die einmalige Klasse der Band beweist und ihre Eigenständigkeit betont – und die Herren schütteln locker und ohne Anstrengung  mehr gutes Material aus dem Ärmel, als für ein gutklassiges Album notwendig wäre. In meinem kleinen „Two Hunters“-Meditationsschrein muss ich dennoch ein winziges Tränchen der Wehmut verdrücken.

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06.11.2017

Iä! Iä! Cthulhu fhtagn!

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10 Kommentare zu Wolves In The Throne Room - Thrice Woven

  1. der holgi sagt:

    Ja, das Review trifft es für mich sehr gut, WITTR sind tatsächlich nicht in der Lage mit konventionellen Instrumenten schlechte Musik zu machen, die Messlatte ihrer Vita jedoch liegt so hoch das es jedem, wirklich jedem Musiker unmöglich macht das noch einmal zu toppen.

    Die Band ist längst Ikone im eigenen Universum.

    Was die Wölfe an Atmosphäre kreieren auf „Thrice Woven“ ist ganz grosses Düsterkino, „the old ones are with us“ ist mit das beste was ich je von ihnen zu Gehör bekommen habe. Anders als im Review sehe ich die zweite Hälfte ebenbürtig der ersteren, ich hätte jedoch gerne in der Summe noch ein wenig mehr Spielzeit gehabt, gerade wenn man so richtig versunken ist in der Musik heisst es wieder auftauchen, das war aber auf „two Hunters“ ähnlich, ist schon ok.

    Dennoch habe ich etwas zu meckern: Der Drumsound, keine Kraft, zisselige Snare, kaum Raum, im Mix setzt er sich nicht gegen die Gitarren- und Synthiwände durch. Gerade in den Blastbeat-Passagen ist es schlimm, finde ich.Ich brauchte einige Durchläufe um damit klar zu kommen.

    Wer sich wie ich seit Anbeginn mit den Wölfen auseinandergesetzt hat könnte „thrice Woven“ im Vergleich zu den ersteren Werken als etwas zu verfahren und zu wenig fokussiert beurteilen, er könnte aber ebenso wie ich auch zu dem Schluss kommen das es sich die Wölfe nicht leicht machen und immer noch Lust auf ihre Musik haben, und da in der Summe auch heute noch die überwältigende Atmosphäre der Wölfe lebt ist es wohl egal wie man es beurteilt, sie sind und bleiben WITTR, ein eigener musikalischer Kosmos, das alleine hat mehr Gehalt als der übergrosse Teil aller anderen Schwarzheimer-Kapellen zusammen.

    Ich gebe „Thrice Woven“ eine 10, so wie ich es mit jedem Album der Band tun würde, abgesehen vom unsäglichen Ambient-Quark „Celestite“.

    Ich empfehle jedem Freund dunkler, naturmystischer, erwachsender ausufernder Musik mit starkem Hang zu frühen 90er BlackMetal norwegischer Spielart „thrice Woven“ eine Chance zu geben.

    Und unbedingt die Texte lesen, lohnt sich.

    10/10
    1. Adam sagt:

      Da mir die ersten beiden Songs sehr gut gefallen bzw. „The Old Ones are With us“ einer meiner Lieblingssongs des Jahres ist, bin ich am überlegen mir das Album zu kaufen. Auch das Cover find ich super. Könntest du näher darauf eingehen warum die zweite Hälfte des Albums nach deinem Empfinden mindestens ebenbürtig der ersten ist?
      Für eine Album ca. 15 € auszugeben auf denen eventuell nur zwei Songs gefallen, find ich nicht lohnenswert.

      1. der holgi sagt:

        Ich empfehle dir auf Youtube das gesamte Album durchzuhören, und nebenbei gesagt hat WITTR nun eine Europa-I-Net-Seite am Start wo du alle CDs und viel mehr zu fairen Kursen bekommst, dort kaufe ich ein und kann es nur empfehlen.

    2. Namen sind überbewertet sagt:

      Kann dem nur Zustimmen, wenn es zur Zeit eine richtig gute Black Metal Band gibt, dann ist es WITTR.
      Die Atmosphäre ist einzigartig! Ein durchgehend gutes Album. Ich ziehe den Hut vor den Werken der Jungs.
      Die Meinungen gehen auseinander bei „Celestite“, ich höre auch diese CD sehr gerne zum entspannen und ist in meinen Augen alles andere als ein Flop.

      10/10
      1. Winterpercht sagt:

        Ganz genau, ich halte Celestite für ein hervorragendes Album. Ich mag die alten Klaus Schulze und Tangerine Dream-Sachen und sowas in der Richtung im Wittr-Universum fand ich sehr spannend und eben auch entspannend. Das Album wird völlig zu unrecht schlecht geredet.

        Die Neue ist eine ihrer besten. Vielleicht mit dem Debut sogar die beste der Band.

    3. Helltoy sagt:

      Celestite ist absolut grandios und auch wenn es eher Ambient ist, dürfte es jeder Dungeon Synth Liebhaber der Marke „Winterreich“ lieben.

      10/10
  2. Salem sagt:

    Saugeiles Album, einer der wenigen Bands die noch klingen wie zu besten BM Zeiten.

    10/10
  3. Niezama sagt:

    Ich finde, dass die Produktion überhaupt nicht gelungen ist. Gerade die Synthesizer klingen so, als hätte man diese direkt „neben“ die restliche Instrumentierung gelegt, ganz so, als würde man zwei separaten Tonspuren zuhören. Das stört besonders im ersten Track. Grundsätzlich klingt es nicht annähernd so atmosphärisch wie ihre Vorgängeralben. Die Sogwirkung fällt, wie im Review beschrieben, einfach nahezu vollkommen aus.

    8/10
  4. TETSUO sagt:

    Für mich auch nach Monaten immer noch ein vollendetes Meisterwerk! Die absolute Sperrspitze, die Essenz dessen, was den BM einst ausgemacht hat, ohne jeden unnötigen Balast. Ein in purer Perfektion veredelter Geniestreich, der die Hoffnung auf den nordischen BM spirit für einen kurzen Moment neu aufleben lässt und als absoluter Klassiker abgefeiert werden wird. Zwei bis drei solcher Alben im Jahr würden völlig ausreichen, um den alten Geist am Leben zu erhalten und darauf sollte man sich besinnen!

    10/10
    1. Watutinki sagt:

      Für mich persönlich das geilste Black Metal Album seit Taakes „Nattestid Ser Porten Vid“ (1999). Nordische Schönheit verpackt in rohster, dunkelster Klangkunst. Jeder Song für sich gesehen ein Meisterwerk und zwar in allen Belangen! Ein Klassiker den man sich nicht besser wünschen kann. WITTR gehören heutzutage nicht zur Speerspitze nordisch anmutendem Black Metal der alten Schule – sie sind die Speerspitze!

      10/10