Wolves In The Throne Room - Black Cascade

Review

WOLVES IN THE THRONE ROOM erfahren momentan soviel Aufmerksamkeit seitens der Mainstreampresse wie wohl kaum eine Black-Metal-Band zuvor. Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, dass „In The Nightside Eclipse“ seinerzeit im Spiegel besprochen wurde – und so wichtig wie EMPEROR sind WITTR beim besten Willen nicht, werden es aller Voraussicht nach auch nie sein. Nur ABSURD bekamen damals ähnlich viel Platz eingeräumt, allerdings unter gänzlich anderen Vorzeichen – die Wölfe werden nämlich nicht skandalisiert, sondern musikalisch über den grünen Klee gelobt.

Nun könnte man das Ganze natürlich mit der Beobachtung abtun, dass auch ein unscharfes und uninteressantes Farbfoto sicher sehr aufregend ist, wenn der Betrachter nur mit Schwarz-Weiß-Bildern vertraut ist. Doch will ich an dieser Stelle nicht darüber spekulieren, wem oder was WITTR die gute Presse zu verdanken haben, auch will ich mich keinen Fachsimpeleien hingeben, ob der ganze Zirkus dem Black Metal eher schadet oder nutzt. Nein, ich will im Folgenden lediglich der Frage nachgehen, inwieweit WOLVES IN THE THRONE ROOM den Rummel rein musikalisch verdient haben. Anlass dazu bietet das neue Album der Amerikaner, das vor ein paar Wochen erschienen ist und in die doch recht großen Fußstapfen von „Two Hunters“ treten soll.

Im Grunde genommen hat sich bei WITTR nicht viel geändert; letztlich machen die Amerikaner die gleiche Musik wie auf dem Vorgänger. Das bedeutet in erster Linie weit ausladende Endlossongs, die harmonisch und organisch dahinfließen. Schwungvoll geht es zu, dabei sorgen mal Keyboards, mal die Leadgitarre für melancholisch gefärbte Melodien. Wollte man die WOLVES mit einem Wort umschreiben, so müsste dies wohl nach wie vor „episch“ lauten.

Doch im direkten Vergleich mit „Two Hunters“ fallen auch Unterschiede auf. „Black Cascade“ wirkt eine Spur karger und rauher, die Melodien weniger dramatisch und allmächtig. Nun könnte ich damit leben, wenn das Album wirklich ein fieser Brocken Black Metal wäre und WITTR einen derart radikalen Schritt gewagt hätten, wie ihn ULVER seinerzeit von „Bergtatt“ zu „Nattens Madrigal“ vollzogen haben. Haben sie aber nicht. Stattdessen ist die Band einfach ein Stück gewöhnlicher geworden (das selten langweilige neue Szpajdel-Logo darf dabei ruhig als Anhaltspunkt dienen), weniger packend, weniger überwältigend. Wenn hier Dramatik durch Urgewalt ersetzt werden sollte, so ist das bestenfalls mittelmäßig gelungen.

Nun darf man diese Kritik nicht falsch verstehen. Zwar bin ich durchaus der Meinung, dass WOLVES IN THE THRONE ROOM mit „Black Cascade“ stagnieren, aber sie tun das immerhin auf einem Niveau, das die meisten anderen Bands nie erreichen. Schade ist es natürlich trotzdem, denn gerade von WITTR hätte ich mehr kreatives Potential erwartet, als auf „Black Cascade“ offenbart wird, das unterm Strich ein zwiespältiges Album geworden ist: Sehr gut gemacht, aber weit von dem entfernt, wozu die Band angesichts des bisher Gezeigten im Stande sein sollte. Die ganz großen musikalischen Momente, platt wortspielend mitunter auch Ohrgasmen genannt, sucht man hier vergebens; für wahrhaft Erhebendes sind anno 2009 offensichtlich andere Truppen zuständig.

31.05.2009
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