WOLVENNEST sind schon wirklich alles andere als eine gewöhnliche Band. Die Dualität aus rituellem Black Metal und hypnotischem Psychedelic Krautrock umschreibt Fundament und experimentelles Spielfeld der Belgier, grenzen diese aber keineswegs darin ein. Nun veröffentlichen die Psychedelic-Dark-Rocker nach dem selbstbetitelten Debüt sowie dem Zweitwerk „Void“ (2018) ihr drittes Album „Temple“.
Im Schwebezustand mit WOLVENNEST
Auch mit „Temple“ verstehen es WOLVENNEST, beim Hörer eine tranceartige Stimmung zu erzeugen. Meditative Schlagzeugarbeit als Basis für die transzendierende Atmosphäre, darüber Schichten und Schleier von Gitarrenloops mit wenigen aber effektiven, ständig wiederholenden Riffs, dasselbe gilt für die Synthesizer-Sounds, bereichert mit düsteren, hypnotisch Ambientigen Gesangseinlagen, Chorgesänge, verschiedene Sänger. Rein technisch gesehen passiert eigentlich nicht sonderlich viel innerhalb der Stücke, lediglich minimale Variationen in den großen, hypnotischen Gitarrenwänden, repetitiven Beats und psychedelischen Synthesizer. Dennoch, obwohl leichtfüßig berauscht schwebend, WOLVENNEST erreichen ihre seltsame Sogwirkung sehr schnell, man taucht völlig in die epischen Soundgefilde ein, die sie geduldig aufbauen, bedächtig steigern, ständig weiterspinnen. Repetitiv. Weit ausladend. Wie in Trance. Öffnen Klangräume bei atmosphärischer Dichte. Und dennoch, unter der Oberfläche der Stücke mit ihren tiefschürfenden Flächen brodelt etwas, eine unterschwellige Aggression, der norwegische Black Metal der frühen Neunziger. Macht sich auch insbesondere dann breit, wenn die Gitarre dick verzerrt harsch und schnell spielt.
Besonders hervorstechend sind der sich vom Titel her selbsterklärende Opener „Mantra“ mit seinen lang verzerrten Gitarren, mystischen Soundgebilden, entspannend, verführerisch einlullend, und dabei dennoch auch irgendwie abgründig, hässlich. „Succubus“ erinnert stellenweise gar an BEHEMOTH, dann hat das Stück wieder was von Proto-Gothic und Americana-Neofolk, für Kontrast sorgt hier der Gastgesang von TJ Cowgill von KING DUDE. Und das abschließende, von Sängerin und Theremin-Spielerin Sharon „Shazzula“ Schievers in ihrer Muttersprache vorgetragene und schrillen Tönen versehene „Souffle de Mort“. Dazwischen haben sich bei WOLVENNEST allerdings auch einige wenig fesselnde Ambient-Längen eingeschlichen, welche es tatsächlich etwas schwerer machen, vollends in „Temple“ einzutauchen. Im Ganzen betrachtet dennoch ein emotional intensives Album, mit welchem man wunderbar vom hier und jetzt abzudriften vermag. Vertonte Hypnose.
Ich finde die Optik der Sängerin interessant (und dass der Gitarrist von Mucky Pup dort mit dabei ist). Das war’s dann aber auch schon. Stimmlich kann sie mich nicht überzeugen, musikalisch eher die langweiligere Sorte Doom oder eher Psychedelic Metal, obwohl das genau meine Richtung ist.
Sie EP mit Der Blutharsch And The Infinite Church Of The Leading Hand war allerdings eine glatte 9,5 – dort sang allerdings auch jemand anderes…