Wolfmother - Wolfmother (10th Anniversary Edition)

Review

Galerie mit 16 Bildern: Wolfmother - Greenfield Festival 2023

Vor zehn Jahren krachte es augenscheinlich gewaltig in der (englischsprachigen) Musikwelt. Die bis dato noch unbekannten Australier WOLFMOTHER veröffentlichten ihr selbstbetiteltes Debüt und dann hagelte es nur noch Lob und Begeisterung. Zumindest versucht der Beipackzettel der Jubiläums-Neuauflage ihres alten Albums die Situation derartig darzustellen.

Betrachtet man jedoch die Geschichte der drei Jungs etwas genauer, stellt man fest, dass nach dem Senkrechtstart mit der ersten Platte, die damals Doppelplatin in ihrem Heimatland abräumte und dazu noch die Adelung, vom Rolling Stone-Magazin als eine der „zehn Bands, auf die man 2006 achten sollte“ bezeichnet zu werden, der Rückfall auf den altbekannten Boden der Tatsachen schneller kam als erwartet. Von der Originalbesetzung ist nur noch Lockenkopf Andrew Stockdale dabei, seine beiden Mitmusiker stiegen 2008 aus. Stockdale wollte WOLFMOTHER zu diesem Zeitpunkt jedoch fortführen und holte neue Leute ins Boot, die aber nie länger als ein bis drei Jahre in der Formation verblieben. Das mag auch einer der Gründe gewesen sein, wieso die Veröffentlichung neuer Alben danach immer erst im Vierjahrestakt gelang. Nach dem kostenlosen Release der dritten Scheibe „Keep Moving“ 2013 wurde erst verlautbart, dass diese aus dem Hause WOLFMOTHER stamme. Noch am selben Tag erkläre Stockdale die Band jedoch für aufgelöst und das Werk als ein Soloprojekt seiner selbst. Zwei Monate später waren WOLFMOTHER wieder live unterwegs, nach einigen Wochen trat der neue Schlagzeuger aus.

Man merkt, die Kontinuität, die ihr Mix aus Stoner, Psychedelic und Hard Rock ausstrahlt, lässt sich nicht unbedingt in der Zusammensetzung der Bandmitglieder finden. Eins muss man jedoch anerkennen: WOLFMOTHER waren höchstwahrscheinlich einer der kleinen Steine des Anstoßes, die die bis heute anhaltende Retrowelle ins Rollen brachten. Mit ihren häufig mit Legenden wie LED ZEPPELIN oder BLACK SABBATH verglichenen Melodien und der kräftigen Stimme Stockdales schufen sie sich einen ordentlichen Bekanntheitsgrad. Vor allem das Riff von „Joker & The Thief“, das orgeluntermalte „Mind’s Eye“ und das grammyprämierte „Woman“ sorgten für Begeisterung. Jedoch geht Stockdales auf Dauer monotone Gesangsart zulasten der Hörergeduld. Auch hat die Stoner/Psychedelic-Szene in den letzten Jahren schon wesentlich interessantere Combos ausgespuckt als WOLFMOTHER, darunter die Schnauzerfront von GRAVEYARD sowie die einsamen Wüstenschiffe LONELY KAMEL. Dass Texte von Einhörnern und Gnomen auch nicht gerade zu den lyrischen Meisterwerken gehören, dürfte der Leser sicher nachvollziehen können.

Die jetzige 10th-Anniversary-Edition kommt als Doppelvinyl und -CD, wobei die originale Scheibe mit fünf weiteren Songs angereichert ist, darunter eine Akustik-Version von „Vagabond“ und einige Remixe. Mit den zusätzlichen Versionen kommt allein schon CD 1 auf die stattliche Länge von 78 Minuten. CD 2 wartet mit vierzehn weiteren Songs auf, primär bisher unveröffentlichte Auszüge aus der „Velvet Sound“-Demo und diverse Liveversionen, das alles noch einmal mit knapp 70 Minuten Länge im ansehnlich gestalteten Digibook.

Natürlich hat sich in den vergangenen zehn Jahren die Aufnahmetechnik nicht sonderlich geändert, daher ist keiner der Songs auf der Scheibe neu gemastert wie sonst bei Re-Releases. Im Endeffekt ist diese Jubiläumsversion (wie auch die meisten ihrer Art) eine Empfehlung für Fans der Band, ein Muss für Sammler und ein „Prädikat: Brauchste nich‘“ für den Einsteiger. Die Menge an Tracks wirkt ermüdend, die Liveversionen könnte man bei den ganzen Festivalauftritten auch locker auf eine DVD pressen, und zu den elektropoppig angehauchten Remixen braucht man wohl nichts zu sagen. Einzig die Demoversionen sind ganz interessant, nehmen sie sich doch viel erdiger und bodenständiger aus als die finalen Songs.

Ein letzter Funfact: Der Regisseur Todd Phillips verwendete in fünf seiner Filme Songs von WOLFMOTHER, darunter auch in jedem Teil der Hangover-Trilogie. Beim nächsten gemeinsamen Fernsehabend also mal schauen, ob man Stockdales markantes Sangesorgan irgendwo erkennen kann.

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03.11.2015

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