Wolfchant - Bloody Tales Of Disgraced Lands

Review

Irgendwann vor zwei oder vielleicht auch drei Jahren müssen ein paar überwiegend ziemlich milchgesichtige Gestalten mal ein paar alte MITHOTYN-Scheiben bei Ebay ersteigert, dann noch alles Verfügbare von FINNTROLL bei Emule oder Soulseek gesogen und sich ein FALKENBACH-Album bei irgendeinem Kumpel ausgeliehen haben. Kurz darauf muss der Entschluss gefallen sein, eine Band zu gründen. So in etwa würde ich die Entstehung von WOLFCHANT anhand ihres Debütalbums rekonstruieren, und ich würde sogar glatt die Promo-CD darauf verwetten, dass es so gewesen ist.
Jedenfalls klingt „Bloody tales of disgraced lands“ musikalisch wie die exakte Schnittmenge aus den oben genannten Bands, mit ein bisschen Metalattitüde und deutlicher Schlagseite zu MITHOTYNschen Drumarrangements und vor allem den ewigfiedelnden Leadgitarren, und textlich scheinen RHAPSODY Pate gestanden zu haben: das ganze Teil ist ein Konzeptalbum über die guten alten heidnischen Zeiten, über tolle heroische Schlachten usw. usf. *gähn* Die Jungs haben sich wirklich Mühe gegeben nette Stücke zu schreiben, was ihnen soweit auch gelungen wäre, wenn nicht die stets nach dem selben Schema aufgebauten typisch „mittelalterlichen“ (jedenfalls mittelalterlich nach dem, was in den ziemlich unwissenden Metalszene dafür gehalten wird) Keyboard- und Gitarrenmelodien bis zum Erbrechen nochmal und nochmal wiederholt werden und so verflucht gleich klingen würden. So kommt’s zustande, dass man ruhig zwischendurch mal zehn Minuten Kaffeetrinken gehen kann, wenn man wiederkommt klingt die Platte garantiert noch genauso. Ich kann Euch aber beruhigen, man hätte zwischendurch wirklich nichts verpasst, ich hab’s getestet. Die als überaus gefühlvoll angepriesenen Akustikgitarren sind auch nichts weiter als Standard, und sie klingen übrigens auch genauso gefühlvoll wie die ganze Produktion des Albums: gar nicht. Rhythmusgitarren sind nur entfernt zu vernehmen, das Schlagzeug ist sehr plastikhaft getriggert und klingt nach gar nichts, die Becken sind vermutlich durch’s Telefon abgenommen worden, und der ganze Mix hat in etwas den Charme eines 96kbit-MP3s. Wenn man von all den pathetischen Lächerlichkeiten – auch der Optik – und der nicht vorhandenen Innovation absieht (wenn man es kann…), bleibt ein viel zu langes, nur nettes Mitschunkel-Pagan-Metal-Albümchen übrig, das wohl gerne so überraschend erfolgreich wäre wie „Turis Fratyr“ von EQUILIBRIUM, es aber garantiert nicht sein wird.

08.11.2005
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