Wolfchant - A Pagan Storm

Review

Alle Achtung. Soviel Eier wünsche ich mir von einigen Bands, nach einem kräftigen Verriss, den die bayrischen Pagan Metaller von WOLFCHANT von mir 2005 für ihr erstes Album kassiert hatten, auf ein Review zu ihrem neuen Album ausgerechnet von mir zu bestehen. Ein Hoch auf die Kritikfähigkeit, Kampf und Sieg für Wotan!

Jedenfalls: natürlich bin ich auch 2007 nicht zum Fan des Pagan Metal geworden, Texte, in denen vierzig mal das Wort „Wotan“ und genauso oft „Ehre“ vorkommt, machen mich immer noch nicht an, und WOLFCHANT spielen natürlich auch nicht auf einmal Alternative Metal. Die Aussichten auf Lob sind also gering. Trotzdem sind sie besser als vor eineinhalb Jahren, denn „A Pagan Storm“ zeigt deutlich, dass die Jungs seit 2005 nicht auf der Stelle getreten sind.
Gestählt und bestens aufeinander eingespielt durch unzählige Konzerte (übrigens: Kampf und Sieg für Wotan!) knattert der Fünfer gleich elf Songs runter, gut 50 Minuten, die sich allerdings – gar nicht erstaunlich – erheblich ähneln. Nach dem instrumentalen Intro lässt das Titelstück noch auf einen verstärkten schwedischen Einfluss aus der MITHOTYN-Richtung hoffen, der aber spätestens beim folgenden „The Path“ gleich wieder niedergebügelt wird. Es regiert leider über weite Strecken des Albums die Leadgitarre mit ihren düdeligen „mittelalterlichen“ Schunkelmelodien, die sich immer auf dieselben fünf Töne beschränkt. Wenn das nicht der Fall ist, gibt die Rhythmusgitarre ähnliche Riffs zum Besten. Die sind zwar hier und da nett zu hören, besonders jenseits von zwei Promille, auf Albumlänge aber fast unerträglich (besonders auch deshalb, weil aber zweiten Hälfte der Spielzeit wirklich ALLES schon dagewesen ist). Was früher die Keyboards übernommen haben, macht jetzt die Leadgitarre und degradiert die Rhythmussektion zur Begleitung. Schade. Wenn schon kein Keyboard, dann hätte ich mir mehr Konsequenz und ein gutes Stück mehr Dunkelheit gewünscht.

WOLFCHANT sind immer dann am Stärksten, wenn sie mal den Knüppel aus dem Sack lassen (KAMPF UND SIEG FÜR WOTAN!) und auf die totale Eingängigkeit verzichten. Auch dann ist „A Pagan Storm“ aber ein ausgesprochen positives Album, das eher mit Folk als mit Metal zu tun hat, trotz des Kreischgesangs, den ich übrigens als relativ monoton empfinde. Ein Beispiel dafür, wie man es besser machen könnte, ist „A Wolfchant From The Mountain“ oder auch „Winter Hymn“, deren Leadmelodien theoretisch auch von SUMMONING stammen könnten, aber eben paganmetaltypisch arrangiert nicht die Hälfte ihrer Wirkung entfalten können. Mehr Variabilität in den Drumarrangements, im Einsatz der Gitarren, mit denen man weit mehr anstellen könnte und im gesamten Songaufbau, der teilweise einfach ein wenig plump wirkt, und das Material gewänne eine ganz neue Dimension, die sich von der typisch ausgelutschten Schunkelatmosphäre entfernen würde.

In jedem Fall ist positiv, und das möchte ich mal eindeutig herausstellen (Kampf und Sieg für Wotan, meine tapferen Gesellen!), dass bei WOLFCHANT eine ziemlich eindeutige Reifung zu erkennen ist, von der ich hoffe, dass sie sich weiter fortsetzen wird. Das Album ist fetter produziert, das Booklet nicht mehr ganz so kitschig, und mit „Stärkend Trunk Aus Feindes Schädel“ hat sich sogar eine triefend selbstironische Nummer eingeschlichen (ein dreifach Prost auf Wotan!). Vermutlich wird nur die Hälfte der feier- und kampfeslustigen Fanschar das gar nicht als Ironie erkennen und stattdessen losziehen, um knöcherne Trinkschalen zu besorgen. Egal. Wenn die Truppe so weiter macht, wird sie sich hoffentlich mit dem nächsten Album aus dem Pagan-Metal-Sumpf der Kitschigkeit erheben. Diesmal reicht es noch nicht zu mehr als fünf Punkten, die sind aber wohlgesonnen und mit Respekt vergeben.

Und zum Abschluss bleibt mir nur noch zu sagen: Kampf und Sieg für Wotan!

23.05.2007
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