WIZO melden mit „Punk Gibt’s Nicht Umsonst! Teil (III)“ nach sehr langer Wartezeit zurück. Doch schon der erste Song „Seegurke“ lässt alles vergessen und zeigt, dass die alten Herren aus Sindelfingen nichts verlernt haben. Der alberne Refrain frisst sich umgehend in die Ohrwurm-Abteilung und greift in den umöglichsten Alltagssituationen an. Fick dich Mann! Es gibt wenige Bands, bei denen einen Spielzeit von 65 Minuten nicht abschreckt, sondern erfreut. Gleich anfangs darf verraten werden, dass „Punk Gibt’s Nicht Umsonst! Teil (III)“ überzeugen kann und eine bunte, kreative Mischung der unterschiedlichen Stärken von WIZO modern präsentiert. Schuss und Treffer!
„Scheißefresser“ watscht zackig die ganzen Dumpfbacken ab, die den Zusammenhang zwischen Politik und Billigfraß nicht raffen und schön weiter Pappeburger und Pommes in ihre mittlerweile kranken Körper verschwinden lassen. WIZO krönen den Wahnsinn mit einem schiefen Keyboard-Höhepunkt und dem Mitsingsspielchen an der richtigen Stelle. Zurückhaltende und vielseitig deutbare Hinweise waren noch nie die Stärke von WIZO, deshalb gibt es hier auch ungeschönten Stellungsbezug. Auf einer Punk-Platte muss es ja mittlerweile schon fast zwingend auch einen Positionierung gegen Nazis geben. WIZO tun dies manchmal in Nebensätzen oder konkret in Stücken wie „Ganz Klar Gegen Nazis“ oder in „Unppoliddisch“, wobei mir der zweite Kandidat deutlich besser gefällt. Im sächsischen Dialekt, aufbauend auf typisch tumben Deutsch Rock, stellen WIZO die Position aus Sicht des Unpolitischen da. Wer hier oder beim sarkastischen Überhit „Kohlenholen“ nicht zumindest schmunzeln muss, der wird auch keinen Spaß an WIZO haben.
Natürlich können WIZO nicht nur lustig, sondern auch ernsthaft und so darf man das akustische „Wenn Ich Mal Sterb“ als ernstgemeintes musikalisches Punk Rock-Testament verstehen. Besonders die Zwischentöne sollte man bei WIZO beachten und wer die nicht hört, nicht versteht oder nicht gut findet, der wird auch WIZO 2014 nichts abgewinnen können. Besonders abfeierungswürdig finde ich die nihilistischen Untertöne, die boshaften Gedanken, die man einfach manchmal hat. „Scheißekotzen“ zieht diesen Schuh am besten durch und scheut auch nicht mit Selbstkritik, denn manchmal kotzt einen auch „die eigene Scheißfresse einfach an“, weil man doch nicht so ist, wie man eigentlich gerne geworden wäre. Obwohl man also selbst zu der Gattung gehört, ertappt man sich dabei, wie man „Dummensch“ laut fröhlich mitsingt und dazu juchzend im Takt wippt. Selbstkritik ist aber auch der erste Weg zur Besserung und deshalb halten auch WIZO in „Kriminell Und Asozial“ einfach mal fest, dass ihnen das schnoddrige Punkertum schon in die Wiege gelegt war, musikalisch untermalt von einer Art Punk-Tango. „Wie Solls Gehn“ überzeugt mit kreativer Schlagzeugarbeit, schon fast erschreckender Selbstkritik und dem zahmen, hitverdächtigen Aufbau – eines der ernsthaften Highlights der Platte, dieser Song kann in den richtigen Momenten sicher viele Menschen berühren und an einem Wendepunkt abholen.
Zu einer guten WIZO-Platte gehören neben klaren Worten vor allem auch hakenschlagende Punk Rock-Melodien und eingängige Refrains, davon finden sich auf „Punk Gibt’s Nicht Umsonst! Teil (III)“ einige. Es sind aber nicht ausschließlich die rasant-provokanten Punk Rock-Nummern, die Eindruck schinden, sondern auch die etwas untypischen Songs wie „Endzweit“ – eine typische Abrechnung nach einem Beziehungsende oder „Königin“, eine augenzwinkernde Huldigung an die die bessere Hälfte. Letztendlich muss man leider auch einige Schwächen für „Punk Gibt’s Nicht Umsonst! Teil (III)“ festhalten. „Zombiemann“ führt hier diese Liste an, denn der Track kann einfach gar nichts und liegt inhaltlich deutlich unter den Möglichkeiten der Bands, ein weiterer Punkt ist phasenweise die zu deutliche Wiederholung in Bezug auf die alten Alben.
WIZO-Fans werden sehr zufrieden sein, denn „Punk Gibt’s Nicht Umsonst! Teil (III)“ klingt überraschend frisch und wie gewohnt abwechslungreich. Abschließend halten wir noch ein wichtiges Detail fest: „Alle lachen, nur Oma und Frau Panatschek nicht…“, also kauf‘ dir die CD und lach‘ halt mit.
Und wer unschlüssig ist, der höre hier vorab rein:
Yep, klasse. Wizo sind einfach Kult und die Platte klingt wie ein direkter Nachfolger von Uuuuaaaaargghh.
Deutlich besser wie Anderster.
Mich wundert, dass es hier mit 8 Punkten trotzdem schlechter als Anderster bewertet wurde.
Und Zombiemann ist trotzdem cool, auch wenn es Dir nicht gefällt. Irgendwo auch typisch Wizo. Könnte fast ein Schlager sein, wenn der Text nicht so morbid und homo-erotisch wäre.
Ach so… bist Du sicher, dass Du „Wut“ meinst? Also „Meine Wut“?
Dann hättest Du den Text nicht verstanden. Denn das hat nichts Beziehungsende zu tun, sondern mit der Wut in sich selbst, die ihm irgendwann verloren ging.
Meinst Du nicht eher „Entzweit“?
Na klar, „Endzweit“ ist gemeint. Danke, ist korrigiert. Mir gefällt „Punk Gibt’s Nicht Umsonst! Teil (III)“ besser als „Anderster“. Die Review war damals von einem Kollegen, der „Anderster“ in 2005 im WIZO-Universum höher eingeordnet hatte.