Without Face - Astronomicon

Review

Die ungarische Combo WITHOUT FACE präsentiert mit ihrem neusten Album „Astronomicon“ einen außergewöhnlichen Mix aus Dark-Gothic, wildem Thrash & progressiven Klängen. Eine interessante Stilkombination, doch die Umsetzung dieser Idee scheint schon im Opener „Weird Places“ gescheitert zu sein. Der Song fängt mit einem vielversprechenden, geheimnisvollen Segment an, das mich an „Caravan of Emotions“ von Sven Väth erinnert. Ruhig…erfüllt von Mystik der Natur…einfach zum Träumen. Und plötzlich wird diese Atmosphäre durch schwere Gitarrensounds und nervende Keyboards unterbrochen. Die „rettenden“ Elemente sind hier die Vocals, wobei vor allem die männliche, wirklich originell klingende Stimme erwähnenswert ist. Das erste und auch dynamischste Lied auf dieser CD prognostiziert trotz großer Vielfältigkeit keine besonders gute Fortsetzung. Umso positiver wird man von den Nachfolgern überrascht. Die nächsten Stücke sind ruhiger, Sängerin Juliette schmückt das instrumentale Spiel mit ihrer hohen, atmosphärischen Stimme und lässt sie mit den männlichen Vocals, die zwischen cleanen Formen und aggressivem Grunting wechseln, zusammenspielen. Die langsamen Passagen auf „Astronomicon“ sind eine Stärke von WITHOUT FACE, aus ihnen emaniert Intensität, sie sind sehr atmosphärisch und verinnerlichen eine gewisse Harmonie. „In The Garden“ glänzt mit einem sehr angenehmen, durch ineinander fließende Melodiebögen geprägtem Refrain. Diese Scheibe ist sehr abwechslungsreich und begeistert uns mit interessanten Übergängen. So können wir am Anfang von „The Violin Of Erich Zann“ ein düsteres Violinenspiel, das im Hintergrund von Windgeräuschen begleitet wird bewundern. Diese „Zwischenteile“ sind einfach herrlich und stimmungsaufbauend…Auffallende Schwäche dieses Albums sind dominante gar aufdringliche Passagen, die allzu oft wiederholt werden und so manche Stelle bis zur Langeweile strecken. Das sollte ausgebügelt werden, auch wenn die Songs dann nicht die erfreulichen Acht-Minuten-Länge überspannen würden. Abgeschlossen wird das Album von der rein akustisch gehaltenen Ballade „Daimonion“, die das klassisch-musikalische Vermögen der Band aufzeigt. Ein wunderschönes Lied, von dem durch einen sehr berührenden weiblichen Gesang unglaublich viel Leichtigkeit freigesetzt wird….im Hintergrund erklingt weiches Klavierspiel…Leises, warmes und leidenschaftliches Flüstern begleitet die direkt ausm Herzen fließende Stimme…Pures Gefühl…Am Anfang hören wir ein Geräusch, das ich in Verbindung mit flammendem Feuer bringe…das endgültige Ende setzt ein Summen von Grillen [?]…….Welche Ausdruckskraft die beiden Elemente haben…Der Song wird durch sie in meinen Augen zu einem beinahe perfekten und hebt zweifellos die Note des ganzen Albums. WITHOUT FACEs Musik wird erst nach und nach zugänglich und das macht sie so interessant. Die Dark-Fantasy Lyrics aus dem Realm Lovercrafts, Poes & Anne Rices und die Kombination der verschiedenen Epochen & Stile zeichnen dieses Album aus. Bis auf den Ausrutscher mit dem ersten Stück bekommt man eine dreiviertel Stunde Musik geboten, die sich von der Masse abzuheben weiß.

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30.06.2002

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1 Kommentar zu Without Face - Astronomicon

  1. Anonymous sagt:

    Achtung, ziemlich bizarrer Knödel-Metal, der mit seinem unausgegorenen stillistischen Kuddelmuddel wohl nur auf Liv’s Wellenlänge funken dürfte. Wem’s gefällt (mir nicht)…

    4/10