WITHERING SURFACE hing, spätestens mit Veröffentlichung ihres 2001er-Albums „Walking On Phantom Ice“ immer so ein wenig das Prädikat „nächste große Hoffnung des skandinavischen Melodic Death“ an. Dem Genre drohte gerade die Puste auszugehen, da kamen die frisch klingenden Dänen gerade richtig. Leider zerschlugen sich die Hoffnungen mit dem Nachfolger „Force The Pace“ – kurz nach dessen Release folgte dann 2005 auch schon die Auflösung. Sänger Michael H. Andersen dürfte seitdem, als einer der Chefs von Mighty Music, auch andere Prioritäten gehabt haben. Nun, mittlerweile im besten Alter, möchten es die Herren aber noch einmal wissen und schicken mit „Meet Your Maker“ ihr Comeback-Album ins Rennen.
WITHERING SURFACE – Melo Death mit auffälligem Organ
Während der epische Beginn des Titeltracks mit seinen heulenden Gitarren von klassischem Heavy Metal über Thrash bis zu Death Metal noch auf alles hindeuten könnte, ist ab Einsetzen der ersten Double Bass eigentlich alles klar. Skandinavische Melo-Death-Einflüsse sind sofort präsent, Erinnerungen an IN FLAMES oder DARK TRANQUILLITY, deren ehemaliger Gitarrist Niklas Sundin übrigens für das Artwork verantwortlich ist, werden schnell wach. Dennoch ziehen WITHERING SURFACE auch 2020 ihr eigenes Ding durch, reichern den Todesstahl Marke Göteborg mit Thrash und kernigem Metal an. Neben den groovigen Parts ist dafür besonders das auffällige Organ von Michael H. Andersen verantwortlich, das irgendwo zwischen Mille – ohne natürlich ansatzweise an dessen bissige Aggressivität heranzukommen – und dem Reibeisen eines Chris Boltendahl verortet werden kann. „Meet Your Maker“ ist in jedem Fall ein vielversprechender Opener, der sowohl mit den Melodiebögen des Gesangs als auch der Gitarren voll überzeugen kann.
„Raised Right“ hält nach einem eher typischen Melodic-Death-Start eine Überraschung in Form eines Interludes mit düster-verzerrtem Sprechgesang bereit, den man sonst eher aus dem Bereich Gothic kennt. Typischeres Death-Metal-Gekeife beherrscht Fronter Andersen natürlich auch, zu hören in „Alone“, bevor er sich in „Room 417“ erneut variantenreich zeigt und perfekt an die Instrumentalfraktion anpasst. Erinnern dort bereits die Gitarren deutlich an IN FLAMES, klingt auch der Gesang plötzlich nach Anders Fridén zu Zeiten von „A Sense Of Purpose“. Oder war das schon von Beginn des Albums so, und offenbart sich erst jetzt durch das entsprechende Gesamtpaket? Wie auch immer – es funktioniert hervorragend.
Bislang scheint „Meet Your Maker“ also das perfekte Comeback-Album zu sein, das Potential dafür ist jedenfalls erst einmal da. Aber wo Licht ist, da ist eben auch Schatten, wie hier in Form von „In A City Without Soul“, dem genau die erwähnte Seele fehlt und das – trotz nettem Solo – ziemlich egal ist. Im weiteren Verlauf ist dann die Luft irgendwie raus, was eigentlich gar nicht wirklich zu erklären ist. Stücke wie die Singleauskopplung „Leaves In The Storm“ oder „Mourning Light“ sind handwerklich eigentlich gut gemacht und unterscheiden sich gar nicht so stark vom Beginn der Platte. Aber genau da liegt vermutlich das Problem: Während am Anfang noch spannende Facetten zu entdecken waren, wiederholt sich zum Ende vieles, was der Spannung nicht unbedingt gut tut.
Solides Comeback mit Abnutzungseffekt – „Meet Your Maker“
WITHERING SURFACE brauchen sich mit ihrer Comeback-Scheibe nicht zu verstecken. Besonders Michael H. Andersen schafft es, seinen Gesang nach der langen Pause deutlich variantenreicher zu gestalten. Wer also nach Melodic Death mit einer prägnanten Stimme sucht, der darf in jedem Fall zugreifen und bekommt mit „Meet Your Maker“ ein mehr als solides Gesamtpaket.
Eines darf aber nicht unerwähnt bleiben: Obwohl die Songs, abgesehen vom viel zu zuckerig geratenen „I‘ll Soon Be Gone“ und dem allzu durchschnittlichen „In A City Without Soul“, keine großen Verluste zu verzeichnen haben, nutzt sich das Material relativ schnell ab und der Abnutzungseffekt geht deutlich zu lasten der Aufmerksamkeit. Im Jahresresümee wird „Meet Your Maker“ unter dem Strich aber sicherlich eines der besseren Melodic-Death-Releases bleiben.
> das irgendwo zwischen Mille – ohne natürlich ansatzweise an dessen bissige Aggressivität heranzukommen – und dem Reibeisen eines Chris Boltendahl <
Na, wenn das mal kein Qualitäts-Merkmal ist.. lol
Vor Ewigkeiten hab' ich mir mal die "Scarlett Silhouettes" ausversehen gekauft und nach einmal hören wieder vergessen. Zurecht, wie mir scheint..
Ein gutes Beispiel dafür, dass Geschmäcker verschieden sind.
Gefällt mir eigentlich überhaupt nicht. Die Gitarrensolos retten dann doch noch meine Wertung.
Unterm Strich überhaupt nicht meins.