Withering Soul - Adverse Portrait

Review

Melodischer Black Metal, wie ich ihn gerne habe. WITHERING SOUL kommen aus Chicago und veröffentlichen mit „Adverse Portrait“ ihr drittes Album. Nach „No Closoure“ von 2011 wollen die Amerikaner zeigen, dass sie ihr Handwerk nach vier Jahren der Abstinenz noch immer beherrschen.

Der Opener „Vestige“ beginnt vielversprechend mit einem unheilvollen Intro, unterlegt mit einem langsamen Gitarrensolo und geht nach knappen zwei Minuten in den zweiten Titel „No Longer Within“ über, welcher in bester Black-Metal-Manier los stürmt. Die erste Ernüchterung folgt nach einer halben Minute, mit dem Einsetzen des Gesangs. Schlecht ist dieser zwar nicht, einen Wiedererkennungswert sucht man dennoch vergebens, zumal er zum Teil schwachbrüstig klingt. Ob das an der Produktion oder an der Leistung von Sänger Mykil liegt, vermag ich nicht zu beurteilen. Fakt ist: Instrumental kann man dem Song nicht viel vorwerfen. Außergewöhnlich oder einzigartig klingen WITHERING SOUL zwar nie, solide bis gute Riffs hat die Band dennoch am Start. Gegen Ende von „No Longer Within“ setzt ein Chorgesang ein, der mehrfach auf dem Album vorkommt und mich stört, da er aufgesetzt und gezwungen wirkt.

Aufhorchen lassen Titel wie „Awakening“. Hier haben WITHERING SOUL einen deftigen Black/Thrash-Bastard im Gepäck, den man ihnen in dieser Form nicht zugetraut hätte. Songs wie „Awakening“ sind der Grund, warum „Adverse Portrait“ von mir sechs Punkte in der Endnote bekommt. Das Stück thrasht anfangs mit einem gelungenen und schnellen Riff nach vorne und auch Sänger Mykil macht eine gute Figur. Hier wirkt sein Gesang nämlich wirklich fies und glaubhaft. Leider startet ab Mitte des Songs erneut der sich nach mehreren Durchläufen als nervig erweisende Chorgesang. Doch der gelungene Endpart von „Awakening“ macht das wieder wett.

Als Fazit bleibt zu sagen, dass WITHERING SOUL mit „Adverse Portrait“ ein im Gesamtpaket gelungenes Album vorzuweisen haben, das von meiner Warte aus jedoch zu oft erzwungen auf Atmosphäre und böse macht. Die Band sollte ihren Stil in die wuchtigeren Black/Thrash-Gefilde lenken, denn in diesen Momenten kann das Album wirklich überzeugen. WITHERING SOUL scheinen sich noch nicht sicher zu sein, in welche Richtung es hauptsächlich gehen soll. So darf das nächste Album der Amerikaner gespannt erwartet werden. Es ist immer eine interessante Sache, die Entwicklung einer Band mitzuverfolgen.

01.06.2015

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