Withered - The Midnight Gate

Review

Klingt es albern, wenn ich im Falle WITHERED von der dunklen Seite der Macht schreibe? Nun, soll es jedenfalls nicht, denn die Musik der Isländer ist ein bewegendes, schweres Gebräu aus Hass und Schwärze. Selbst wenn WITHERED es nicht so mit Satanismus und ähnlichem Gehampel haben, verbreiten sie eine enorm tiefe Dunkelheit mit ihrer Musik. Die Insulaner legen Wert auf ausgereifte Songs und ein ausgeprägtes Maß an Technik, ohne dabei in übertriebenem Gefummel zu enden. Es gibt keine 08/15-Schrammel-Parts und das übliche 3-Ton-Standardgerödel. Abwechslung heißt das Stichwort und davon bieten WITHERED auf „The Midnight Gate“ eine Menge. Trotzdem klingt die Scheibe straight und kernig.

Den Boden für die Wirkung der Musik bietet ein enorm basslastiger Sound, der besonders während den schnellen Blast-Passagen die Boxen vibrieren lässt und somit den kompletten beschallten Raum zum beben bringt. Sehr geil und nichts für schwache Nerven. Die Gitarren sind leicht verhallt und extrem fies ausgesteuert rüber und als Kontrast dazu gibt es sogar vereinzelte Akustikklänge. Der Gesang kommt direkt aus dem Moloch und zeugt von wütendem Hass und bitterer Kälte. Besonders hervorheben sollte man den äußerst facettenreich agierenden Drummer, der sehr darum bemüht ist, den Songs durch sein Spiel Leben (oder Tod) einzuhauchen. Kalte Musik kann also nicht nur durch monotone Strukturen erzeugt werden.
WITHERED besitzen ein phantastisches Gefühl für Songwriting. Immer dann, wenn ich als Hörer das Gefühl habe, dass es scheppern sollte, geht es los mit dem Geballer. Es bleiben diesbezüglich nicht viele Wünsche offen und ich möchte bereits an dieser Stelle anmerken, dass es sich bei „The Midnight Gate“ um ein vorzügliches Black-Metal-Album der absolut gehobenen Klasse handelt.

Entscheidend im Black Metal ist vordergründig die Atmosphäre und genau hier liegt der größte Pluspunkt der Isländer. „The Midnight Gate“ würde nicht so gut funktionieren, wenn kein Feeling rüberkommen würde. WITHERED gelingt dies in Kombination mit interessanten Songs und knackigen Partwechseln sehr eindrucksvoll. Man verspürt über das gesamte Album hinweg eine dunkle Präsenz. Die Qualität ist über die gesamte Spieldauer gleich bleibend, was man ebenfalls nicht jedem beliebigen Album auf die Fahnen schreiben kann.
„The Midnight Gate“ ist ein rundes Werk geworden.

Wenn es tatsächlich ein weiteres Album von WITHERED geben sollte (der Status der Band ist derzeit nicht ganz klar), sie ihre Vorzüge noch ein wenig verfeinern können und die nötige Promotion durch ein vernünftiges Label erhalten, dürfte dem Weg in die oberen Regionen der Black-Metal-Bastion nicht mehr allzu viel im Wege stehen.

24.04.2007
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