Witchseeker - Scene Of The Wild

Review

Fährt man mal wieder über das „Secret Of Steel“ sinnierend mit dem Finger über die metallische Landkarte, so kommt einem Singapur sicherlich nicht als erster Ort in den Sinn. Aber seien wir ehrlich: Metal ist ja eigentlich überall zuhause. Und auch wenn der asiatische Stadtstaat nicht unbedingt als Wiege des Stahls gilt, so gibt es auch hier eine kleine aber feine Szene, aus der sich WITCHSEEKER aufmachen, ihren rotzigen Speed- und Heavy Metal auf die Welt loszulassen.

Highspeed und heiße Nächte in Singapur

Und da darf die Welt ruhig mal aufhorchen, denn „Scene Of The Wild“, das zweite Album der Singapurer, hat es faustdick hinter den Ohren. Klar, Innovationspreise werden WITCHSEEKER nicht gewinnen, das wird bei dieser Art von Musik aber ohnehin schwer und darauf legt man es auch nicht an. Die Spielfreude und Energie, mit der die Band sich durch ihr neues Album rödelt, macht allerdings einfach Laune. Auf der einen Seite verbreiten hektisch flotte Bretter wie „Be Quick Or The Dead“, „Break Away“ und „Hellions Of The Night“ ordentlich Speed-Metal-Nostalgie; „Lust For Dust“ zeigt außerdem sehr deutlich die Punk-Wurzeln dieser Spielart des Heavy Metal auf. EXCITER, AGENT STEEL, aber auch jüngere Genrevertreter wie SKULL FIST oder TOXIC HOLOCAUST dienen hier als Referenz.

Demgegenüber stehen einige sehr rockige Nummern, die mit griffigen Melodien und eingängigen Refrains ordentlich Feierlaune vermitteln und vor dem geistigen Auge Bilder von neonbeleuchteten Partymeilen bei Nacht entstehen lassen. „Nights In Tokyo“, der Titeltrack oder „Sin City“ lassen vermuten, dass WITCHSEEKER durchaus schonmal die ein oder andere ENFORCER-Scheibe aufgelegt haben, während „Rock This Night Away“ und „Screaming In The Moonlight“ auch auf das Konto eines gewissen Chris Black hätten gehen können. Dabei sorgt die angeraute, etwas spitzbübisch klingende Stimme von Sänger Sheikh Spitfire (geiles Synonym) für einen durchgängig rotzigen Charme, so dass selbst eine fast in AOR-Gefilde abdriftende Nummer wie „Candle In The Dark“ nie zu soft wirkt. Die ruppige aber druckvolle Produktion tut ihr Übriges.

WITCHSEEKER sind sympathisch ungehobelt

Sicher, neu ist hier wie gesagt nichts und WITCHSEEKER legen es auch nicht unbedingt auf eine Zurschaustellung großer Virtuosität an. Der Gesang kann hier und da durchaus mal leicht neben der Spur liegen und grade bei den flotten Nummern legt man mehr Wert auf ein hohes Energielevel denn auf makellose Fingerfertigkeit, das alles trägt aber zum rohen, punkigen Flair des Albums bei.

An „Scene Of The Wild“ gibt es also wirklich herzlich wenig zu meckern. Das Album macht von vorne bis hinten Spaß und man merkt der Band ihre Spielfreude deutlich an. Dying Victims Productions haben hier mal wieder ein gutes Händchen für traditionellen Metal bewiesen. Wer also mit den oben genannten Bands etwas anfangen kann oder einfach mal wieder Lust auf eine gute halbe Stunde energiegeladenen, grundehrlichen Heavy Metal mit einer kräftigen Portion Speed hat, sollte WITCHSEEKER unbedingt mal ein Ohr schenken.

19.03.2021

"Musik hat heute keinen Tiefgang mehr." - H.P. Baxxter

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