Wintersun - The Forest Seasons

Review

Galerie mit 22 Bildern: Wintersun - Rockharz 2019

Wenigen dürfte entgangen sein, dass WINTERSUN durch ihre Crowdfunding-Kampagne zu „The Forest Seasons“ einen kleinen Hype kreiert haben. Die erreichte Summe von über 460.000 € (das gesetzte Ziel waren 150.000 €) zeigt auch, dass sie genügend Unterstützer um sich scharen konnten. Andererseits wurden Stimmen laut, die das Ganze kritisch sehen. Die Kampagne galt nämlich nicht wirklich der Finanzierung des Albums, sondern des geplanten WINTERSUN Headquarters, für das ein Grundstück gekauft, ein Gebäude draufgesetzt und zum Studio ausgebaut werden soll. Das Budget sind geschätzte 750.000 €, finanziert komplett über Crowdfunding. Dafür soll es noch bis zu zwei weitere Kampagnen wie diese geben.

Im Interview erzählt Jari Mäenpää uns mehr zu den Hintergründen der Idee und wie die Band mit Kritik umgeht. Hier geht es aber natürlich um das Album an sich. Und wie klingt „The Forest Seasons“ denn nun? Bei nur vier Tracks mit je 12-15 Minuten Laufzeit kann man durchaus mal eine Track-by-Track-Review machen. Also warum nicht.

Frühling, Sommer…

„Awaken From The Dark Slumber (Spring)“ nennt sich Song Nummer eins. Dass WINTERSUN auf Intros setzen ist nicht neu und wird auch hier wieder deutlich. Hier geht es dezent-atmosphärisch los. Neben sanften Keyboard-Klängen ruft hin und wieder ein Uhu, andere Waldgeräusche gesellen sich auch dazu. Als der Rest dann einsetzt, bilden Jaris Vocals das Highlight des Songs. Das liegt nicht nur allein an ihrer Qualität, sondern leider auch etwas daran, dass das musikalische Gerüst hier noch nicht so überzeugt. Die Gitarren zeigen sich hier noch etwas flach und repetitiv. Ab Minute sechs kommt etwas mehr Abwechslung ins Spiel, aber der stärkste Song wird es trotzdem nicht werden.

Hier ein Guitar-Playthrough:

Weiter geht es mit „The Forest That Weeps (Summer)“. Natürlich wieder mit Intro, diesmal noch minimalistischer und dabei folkig. Hier kommt dann wenig später auch ein Riff dazu, dass mehr überzeugt. Die folkigen Melodien im Mittelteil schmeicheln den Ohren dann ebenfalls sehr. Auch wenn der Song nach einer Weile schon etwas vor sich hinplätschert, man kommt schonmal besser rein als in seinen Vorgänger.

…Herbst und Winter

Ganz andere Klänge schlägt „Eternal Darkness (Autumn)“ dann an. Das vergleichsweise kurze Intro erinnert stark an atmosphärischen Black Metal, und tatsächlich, es geht gleich angeschwärzt weiter. Die Blast Beats sind eine willkommene Abwechslung zum Midtempo davor, und die orchestralen Arrangements entfalten hier auch eine stärkere Wirkung. Ein schier endloses und intrikates Solo und härtere Riffs runden diesen Song ab und machen ihm zum absolut stärksten auf dem Album.

Und auch hier ein Playthrough:

„Loneliness (Winter)“ bietet dann Kontrastprogramm. Er fängt so leise an, dass man ihn im Nebenzimmer trotz geöffneter Türen schon nicht mehr hört. Die Gitarren zeigen sich dann langsam und schleppend. Passend zum Thema bleibt dieser Song balladenartig, getragen von hervorragendem Klargesang. Die Melodien sind unaufdringlich und verzichten auf epischen Bombast. Viel mehr bleibt eigentlich nicht zu sagen, denn ohne weitere Überraschungen geht „The Forest Seasons“ dann zu Ende.

Ein eher durchwachsenes WINTERSUN-Album

Es bleibt ein insgesamt eher durchschnittliches Hörerlebnis. „Eternal Darkness (Autumn)“ bleibt das einzige wirkliche Highlight. Im Kontrast dazu fällt auf, wie wenig die anderen Songs begeistern. Herummeckern kann man an ihnen zwar nicht, aber man hatte dann insgesamt doch etwas mehr erwartet. Eingefleischte Fans mögen das sicher anders sehen und hier in Begeisterungsstürme ausbrechen. Zu wünschen wäre es ihnen, vor allem, wenn sie sich das Album ungehört als Preorder geleistet haben.

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15.07.2017

headbanging herbivore with a camera

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11 Kommentare zu Wintersun - The Forest Seasons

  1. Masud sagt:

    Schrecklich. Wintersun war mal so gut, aber seit Time kann man das nicht mehr hören

    1. Angela sagt:

      Also falls es an den Videos liegt, das sind Playthroughs, nicht die eigentlichen Songs. Habe leider zu spät gesehen, dass man das am Video selbst nicht so gut sieht. Habs deshalb jetzt mal dazu geschrieben.

  2. Nylonatathep sagt:

    Bis ich das Album selbst komplett gehört habe, erlaube ich mir keine Meinung. Manche Kommentatoren sollten das vielleicht auch mal so handhaben.

  3. ldjackpot sagt:

    Zwar rundum stimmig mit Intros, Athmo usw, aber leider alles sehr flach. Die letzten beiden Songs sind die besseren, können es aber auch nicht retten und ein tolles Album draus machen. Alles austauschbare Stimmungen und Melodien. Sehe es knapp hinter Time I und natürlich deutlich hinter dem Debüt-Album. Die technischen Riffs und Soli, die Jari immer ausgemacht haben, fehlen leider vollständig. Highlight ist der Herbst, wie schon die Autorin geschrieben hat.

    6/10
  4. Bummsgeordy sagt:

    Ich hab das Album gestern komplett durchgehört und muss sagen, dass es meiner Meinung nach unheimlich schlecht ist. Die Produktion ist für eine Band von dem Format ein Witz. Das bekommt jede Demo Band tausend mal besser hin. Die Gitarren surren für meinen Geschmack zu weit im Hintergrund. Alles klingt auf meiner Anlage nach Kassettenrecorder. Auch die Dynamik innerhalb der Song finde ich sehr unspektakulär. Jari hat in der Vergangenheit oft bewiesen, wie man Songs spannend arrangiert. Hier muss ich auch sagen, dass die beiden letzten Songs etwas besser ausfallen, aber trotzdem weit hinter älterem Material zurück liegt. Die Melodien sind auch nicht unbedingt zwingend, sowohl Instrumental als auch Gesang. Ich kann growling und screaming eh mehr ab als klaren Gesang. Bei Jari ist es aber, dass dieser über ein wirklich gutes klares Organ verfügt, welches auf diesem Album nicht gut eingesetzt wird. Als absolute Referenz möchte ich hier mal den Song „Sons of Winter and Stars“ anführen. Das Time 1 Album wurde ab der hälfte auch schwächer, aber allein dieser Song zeigt, wozu Wintersun musikalisch und stimmlich in der Lage sind. Hier sitzt alles: Melodie, Songaufbau, Screams, Gesang, Produktion etc. Und wenn man meint, Songs in Überlänge zu komponieren, dann muss das spannend und abwechslungsreich geschehen. Mir scheint, als hätten Wintersun vor lauter Crwodfounding vergessen gute Songs zu schreiben, weil zu schnell ein Produkt her musste, um deren Studiobau zu finanzieren. Ich persönlich bin von The Forest Season mehr als enttäuscht, ja eher schon wütend.

    1/10
  5. Thore sagt:

    Ich wollte das Album eigentlich mögen, da mir das sowohl Time als auch das das Debütalbum extrem gut gefallen hatten. Aber das Album ist einfach langweilig. Das kann man sich auch nicht schönreden. Besonders deutlich wird es, wenn man sich die Instrumentalversion anhört: Null Abwechslung. Die tolle Gitarrenmelodien sind auch Geschichte. Ich bin im Nachhinein froh, dass ich dafür nicht 50€ per Crowdfunding bezahlt hatte. Ich denke, viele Fans werden enttäuscht sein…

    4/10
  6. Antidote sagt:

    Kann die schlechten Rezensionen nicht nachvollziehen. Besonders die Wertung 1 / 10. Als wäre dieses Album absoluter Bockmist, was es meiner Meinung nach überhaupt nicht ist. Es ist einfach eine andere Art Album als die bisherigen zwei Scheiben. Bei genauerer Recherche sollte auch klar sein, dass von Anfang an etwas anderes geplant war. Mir gefällt die Platte aus mehreren Gründen sehr gut: Zum einen hat sich die komplette Liedstruktur und die Instrumentalisierung vereinfacht, was meiner Meinung nach mehr Atmosphäre schafft. Natürlich werden damit keine Feuerwerke wie in den vorherigen Alben abgeschossen, aber durch eine gewisse Monotonie schaffen die Lieder eine Art Erhabenheit und Spannung, welche in epischen Passagen münden. Des Weiteren genieße ich die Hohe Diversität zwischen den einzelnen Songs. Bei Time I waren mir die Lieder und das Riffing untereinander etwas zu ähnlich. Bei The Forest Seasons sind wirklich 4 sehr unterschiedliche, aber spannende Lieder entstanden. Fraglich ist letztendlich jedoch die Qualität der Lieder bei einem Live-Auftritt. Ich kann mir vorstellen, dass die Lieder zu viel Tiefe haben um Live ordentlich zu funktionieren. Wir werden sehen.

    9/10
  7. Demetrius sagt:

    Diese Rezension ist totaler Bullshit!!! An den Kritiker- such dir nen anderen Job und halt in Zukunft einfach dein Maul!!
    An alle anderen „Kritiker“ hört besser Helene Fischer!!!

    10/10
      1. Sane sagt:

        Das ist ja wohl noch ein Kompliment.
        Woher kommen eigentlich plötzlich diese ganzen intelligenzallergiker die völlig unreflektiert entweder 1 oder 10 Punkte geben??!
        Leute, ihr könnt ja anderer Meinung sein, aber dann bitte auch mit handfesten Argumenten und ohne AFD-Rhetorik.

  8. FreesingFab sagt:

    Im Gegensatz zur Rezensentin sehe ich die Höhepunkte allerdings bei „Summer“ und „Winter“, die beide wirklich tolle Melodien und epische Refrains beinhalten. Auf Platz drei schafft es „Spring“, dass definitiv auch überzeugende Passagen hat. „Autumn“ fügt sich in das Konzept des Albums wunderbar ein, indem es durch seinen Blackmetal-Einschlag wirklich versucht so etwas wie ewige Dunkelheit zu verbreiten. Als Musikstück ist es mir allerdings manchmal zu roh und hart.
    Als Gesamtes finde ich das Album wirklich gelungen. Ich lege es regelmäßig auf und ich denke das wird auch noch eine Zeit so bleiben.

    8/10