Starker Power-Metal mit einer deutlichen Folk-Schlagseite – das riecht irgendwie verdächtig nach den Arnsbergern ORDEN OGAN. Und tatsächlich zeichnete deren Mastermind Sebastian Levermann sogar für die Drum-Recordings und den Mix von WINTERSTORMs Zweitling verantwortlich. So ist es kein Zufall, dass sich „Kings Will Fall“ hervorragend eignet, um die Wartezeit auf das nach mehrfacher Verschiebung nun endlich für Oktober angekündigte dritte ORDEN-OGAN-Allbum „To The End“ zu überbrücken.
Dabei sind WINTERSTORM keineswegs Imitatoren des ORDEN-OGAN-Sounds. Ein Teil der Musiker widmete sich der besonderen Mischung aus Power-, Viking- und Folk-Metal bereits lange Jahre in der quasi-Vorgänger-Band CIRCLE OF GRIEF. Inzwischen hat sich aus den musikalischen Versatzstücken jedoch ein einheitlicher Sound herausgebildet, der auf „Kings Will Fall“ wesentlich straighter daherkommt als noch beim WINTERSTORM-Debüt „A Coming Storm“. Die nordischen Folk-Elemente sind zwar nach wie vor vorhanden, drängen jedoch nicht mehr so stark in den Vordergrund.
Elf durchwegs gute Songs mit Ohrwurm-Qualität findet der geneigte Hörer auf „Kings Will Fall“ vor. Dabei geizen WINTERSTORM nicht mit hymnischen Männerchor-Breitseiten und oppulenten Orchester-Samples. Das mögen manche kitschig finden, bildet aber mit dem recht geradlinigen Riffing ein spannendes Sound-Gerüst, an dem auch Fans von weniger progressiven BLIND-GUARDIAN-Songs ihre Freude haben dürften.
Das Niveau der zehn Songs (plus ein mit sonorer Sprecherstimme und viel Orchester-Bombast an einen Videospiel-Trailer erinnerndes Intro) ist durchgängig hoch, Lückenbüßer gibt es auf „Kings Will Fall“ nicht. Mit dem Mid-Tempo-Stampfer „The Stormsons“, der Seemanns-Hymne „Sail The Unknown Seas“ und dem mit einem 80er-Jahre-Stadionrock-Gedächtnis-Keyboard ausgestatteten „Into The Light“ gibt es dafür eine Reihe todsicherer live-Kracher. Die Halb-Ballade „Break The Ice“ zeigt hingegen, dass Frontmann Alex auch in ruhigeren Momenten die Spannung aufrecht erhalten und mit einer ausdrucksstarken Performance begeistern kann.
Alles in allem hätten WINTERSTORM für meinen Geschmack ihre folkige Seite noch etwas mehr herausstellen können und den einzelnen Songs ein paar zusätzliche individuelle Farbtupfer verleihen können. Das ist aber Meckern auf hohem Niveau, denn tatsächlich zählt „Kings Will Fall“ zu den wenigen Power-Metal-Alben, die mich in letzter Zeit wirklich zu begeistern vermochten. Bleibt als Wunsch nur noch eine deutschlandweite Tour der Franken im Vorprogramm von ORDEN OGAN, damit die Band sich den Platz in der Power-Metal-Szene erspielen kann, der ihr zustehen würde.
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