Winterstorm - Everfrost

Review

Soundcheck Juli 2023# 13 Galerie mit 28 Bildern: Winterstorm - For King and Crown Tour 2024 in Stuttgart

Mitten im Hochsommer beschwören WINTERSTORM den „Everfrost“ herauf. Dabei kann von einer wohltuenden Abkühlung freilich keine Rede sein. Vielmehr verleiten die Oberfranken mit ihren zehn brandneuen Power-Metal-Stücken zu emsigem Kopfgeschüttel der besten Art.

WINTERSTORM sparen sich nerviges Gedudel

Wurden die vier Vorgängeralben noch im Zwei-Jahres-Rhythmus unters Volk gehauen, haben WINTERSTORM nun ihre Schlagzahl verringert. Satte sieben Jahre (und eine Pandemie) sind seit „Cube Of Infinity“ vergangen. Die Zeit hat das Quintett um den für das Songwriting ebenso wie für die Produktion und das Cover-Artwork verantwortlich zeichnenden Gitarristen Michael Liewald gut zu nutzen gewusst und ein bockstarkes Album ohne jeden Durchhänger eingespielt.

In gewohnter Weise reichern WINTERSTORM ihre Power-Metal-Hymnen mit genau der richtigen Portion an Folk-Klängen an, um aus der Masse herauszustechen ohne dabei je in nerviges Gedudel abzugleiten. Nicht nur beim Opener „To The End Of All Known“ fühlt man sich unweigerlich an ORDEN OGAN erinnert, was freilich alles andere als eine schlechte Referenz ist. Im Gegensatz zu den Sauerländern kleistern WINTERSTORM jedoch nicht jeden Refrain mit einer Extraportion an Chorgesängen zu, wodurch die ausdrucksstarke Stimme von Frontmann Alexander Schirmer umso besser zur Geltung kommt.

Endveredelung durch Gastsänger*innen

Aus dem durchgängig starken Songmaterial stechen gleich mehrere Weltklassestücke heraus. „Fate Of The Atlanteans“ legt einen besonders fetten Groove vor, während „Crusade“ sowohl kompositorisch als auch textlich an der Perfektion kratzt:

„Fight for this world, there’s only one
And for freedom, there is none
But don’t you dare to give up“

Auch „The Phoenix Died (Remember)“ weiß zu begeistern und wird durch angenehm songdienlich eingesetzte Gastvocals von Elina Siirala (LEAVES EYES) endverdelt. „Final Journey“ hingegen könnte im Gesamtkontext des Albums nahezu untergehen, wäre da nicht der Growl-Gesang von Robse Martin Dahn (ex-EQUILIBRIUM), der dem Stück einen ganz unerwarteten Spin gibt.

Öko-Metal made in Bayreuth

In den Texten bewegt sich die Band einen guten Schritt von den etablierten Fantasy-Themen weg und setzt sich ganz konkret mit Umweltzerstörung und Ressourcen-Raubbau auseinander. Angesichts der längst nur noch mit einer Extraportion an Ignoranz und Selbstbetrug zu leugnenden Auswirkungen des menschgemachten Klimawandels schlagen WINTERSTORM damit besonders wuchtig in die mit Abstand wichtigste Kerbe unserer Zeit und schwanken dabei immer wieder zwischen apokalyptischem Endzeit-Fatalismus und kämpferischen Weltverbesserungs-Appellen. Dabei überrascht die Band mit einigen besonders cleveren Allegorien wie dem Bild eines endgültig dahingeschiedenen Phönix oder dem unvermeidlichen Untergang von Hochkulturen am Beispiel Atlantis‘.

Wer sich hingegen nicht groß um die thematische Ebene schert, der darf mit „Everfrost“ dennoch seinen Spaß haben. Die Songs gehen schnell ins Ohr, werden aber auch bei wiederholten Hördurchgängen nicht langweilig. Dazu trägt auch die gut ausgewogene Produktion bei, die genau die richtige Balance zwischen den einzelnen Instrumenten, dem Gesang und den geschickt eingestreuten Orchester-Momenten trifft. So nehmen WINTERSTORM endlich mit dem nötigen Nachdruck die Spitze der Power-Metal-Szene ins Visier und machen Lust auf eine leider noch nicht angekündigte fette Headliner-Tour.

Nachtrag:

Kurz vor dem ursprünglich geplanten Releasedatum am 14.07.2023 – und damit nach dem Erscheinen dieses Reviews – wurde die Veröffentlichung von „Everfrost“ aus produktionstechnischen Gründen auf den 22.09.2023 verschoben.

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06.07.2023

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17 Kommentare zu Winterstorm - Everfrost

  1. Watu sagt:

    Bin nicht die Zielgruppe, aber mir klingt das viel zu angepasst. Möglichst keine potentiellen Hörer mit irgendwas verschrecken, „Heavy Metal“ spielt hier nur die zweite oder dritte Geige. Kann man sich ganz nett im Hintergrund anhören, aber da lege ich mir persönlich lieber zum tausendsten Mal Amorphis Elegy rein und weiss sofort, warum diese Kompromiss Alben eigentlich nur traurig sind.

  2. schlappen sagt:

    Oder anders gesagt: Du hast überhaupt keinen Plan wovon du redest aber musst trotzdem unbedingt deine Meinung äußern :))

  3. Watu sagt:

    Wenigstens habe ich eine Meinung über die Musik geäußert, Du bist ja nicht einmal dazu in der Lage. :))

  4. nili68 sagt:

    Naja, Metal fängt nicht erst bei Extrem Metal an und der Elegy-Vergleich ist auch objektiv Unsinn. 🙂
    Für mich persönlich ist das allerdings auch eher etwas, was man nebenbei ganz gut weg hören kann, aber in den Plattenladen rennen oder bestellen ist jetzt auch nicht gerade mein Impuls. Schlecht ist das aber nicht, für das was es sein soll.

  5. Watu sagt:

    Auf Elegy ist Folk Metal zu hören, hier ist Folk Metal zu hören, wenn auch deutlich symphonischer und vor allem was den Metal Aspekt angeht, insb. produktionstechnisch deutlich zurückgefahrener. Nur niemanden erschrecken, könnte ja Käufer vergraulen. Und um genau den Metal Aspekt geht es mir, deshalb der Vergleich.

  6. nili68 sagt:

    Warum soll Metal erschrecken oder nicht Käufer anlocken? Kann, aber muss nicht. Ich glaube, ich gehe grundsätzlich an das Thema Metal anders ran als du. Für mich zählt eher das Songwriting, Metal oder nicht. Der Metal-Faktor oder Sound generell ist für mich tatsächlich eher zweitrangig.

  7. Watu sagt:

    „Warum soll Metal erschrecken oder nicht Käufer anlocken? Kann, aber muss nicht.“

    Wenn Du den Metal Faktor runterschaubst und gleichzeitig natürlich auch noch auf Growls oder derartiges verzichtest, sprichtst Du automatisch auch Zielgruppen an, die mit Metal eigentlich nicht so viel am Hut haben. Ich will das der Band nicht vorwerfen, ich sage nur, dass mir das Ganze furchtbar seicht vorkommt und mir das nicht zufällig so erscheint.

    „Ich glaube, ich gehe grundsätzlich an das Thema Metal anders ran als du. Für mich zählt eher das Songwriting, Metal oder nicht. Der Metal-Faktor oder Sound generell ist für mich tatsächlich eher zweitrangig.“

    Stimmt, für mich ist der Sound sehr wichtig.

  8. nili68 sagt:

    Naja, manche (inklusive Bands) mögen auch vielleicht einfach seichteren Metal. Dass das dann mehr Leute anspricht ist ein angenehmer Nebeneffekt für die. Nur so ’ne Idee. Nicht jeder tickt so wie man selber.

  9. Watu sagt:

    „Naja, manche (inklusive Bands) mögen auch vielleicht einfach seichteren Metal.“

    Ja dann ist das so. Ist ja auch nur meine persönliche Meinung, dass mir das zu seicht vorkommt. Mehr hatte ich ja eigentlich nicht geschrieben. ;))

    „Dass das dann mehr Leute anspricht ist ein angenehmer Nebeneffekt für die. Nur so ’ne Idee. Nicht jeder tickt so wie man selber.“

    Die Grenze zwischen „angenehmer Nebeneffekt“ und „bewusster Zielgruppenvergrößerung“, ist sehr schleichend und na klar, nicht immer eindeutig. Deswegen schreibe ich ja auch nur, es kommt mir so vor, bzw. wirkt auf mich so.

  10. nili68 sagt:

    Ich hab‘ schon öfters gehört, dass die Musik ganz geil ist, aber das Geschrei oder Gegrunze nervt, oder die Melodie gefällt, aber der Rest nur nervtötender Krach ist.
    Von Elend (kein Metal, aber dennoch passend) gab’s doch auch mal ein Album mit bestehenden Liedern, wo man das Geschrei weggelassen hat. Das mag aus künstlerischer Sicht nicht optimal sein (mal dezent ausgedrückt), aber die Idee dahinter sehe ich durchaus. Selbst wenn die Band selber das ablehnt. Who cares?

  11. Watu sagt:

    „Von Elend (kein Metal, aber dennoch passend) gab’s doch auch mal ein Album mit bestehenden Liedern, wo man das Geschrei weggelassen hat. Das mag aus künstlerischer Sicht nicht optimal sein (mal dezent ausgedrückt), aber die Idee dahinter sehe ich durchaus. Selbst wenn die Band selber das ablehnt. Who cares?“

    Ich fand die Screams bei Elend tlws. immer etwas übertrieben und mag das „instrumentale“ Elend Album daher sogar sehr. Die haben sich dann eben extrem auf den klassischen Sound fokussiert und das besonders auf dem Album herausgestellt. Winterstorm kann sich dagegen gar nicht auf den Metal Sound fokussieren, denn da ist ja fast gar nichts. Konsequent wäre hier die E-Gitarren gleich ganz weg zu lassen. ;))

  12. nili68 sagt:

    Jetzt übertreibst du aber. Vermutlich ist dir das aber eh klar.. 😉

  13. Watu sagt:

    Ja klar, aber in jeder Übertreibung steckt ein (großer) Funken Wahrheit. :))

  14. nili68 sagt:

    Alternative Wahrheit vielleicht.. 😉

  15. Lysolium 68 sagt:

    Ist halt Schlager im versuchten Metalgewand. Puuh da rollen bei mir echt die Fußnägel hoch. Geschmäcker halt.

  16. imwald sagt:

    ich zähle ja auch nicht zur Zielgruppe von dieser Art „Metal„, habe mir auch nur 2 Songs angehört, aber diesen langweiligen Allerwelts Kram so zu feiern kann und will ich nicht verstehen,

  17. nili68 sagt:

    Mir ist das auch zu schnulzig, aber manche mögen halt sowas. Keine Ahnung, ob das was Besonderes ist, wenn man darauf steht, bzw. was der Anspruch der Band ist.
    Ich glaub‘ allerdings nicht, dass das weniger originell oder anspruchsvoll ist, für das, was es sein soll, als meinetwegen das Gros an Death oder Black Metal. Das mag einem nur grundsätzlich besser gefallen, obwohl’s nach streng künstlerischen Kriterien (welchen auch immer) auch Käse ist.
    Mir z.B. erschließt es sich auch nicht, wie man Death Metal generell mögen kann, obwohl ich anderen Extrem Metal mag.
    Ich finde auch nicht, dass je unangepasster (um nicht zu sagen edgy) etwas ist, desto hochwertiger. Dann bräuchte man ja nur zählen, wie viele Fans ’ne Band hat und danach benoten, ohne es überhaupt anzuhören. Weniger ist natürlich besser.