Winterfylleth - The Imperious Horizon

Review

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WINTERFYLLETH müssen eigentlich nur noch Feintuning betreiben. Ihr Erfolgsrezept hat die Black-Metal-Band aus Manchester nämlich seit dem Debüt „The Ghost of Heritage“ verinnerlicht. Auch wenn sich dadurch eine gewisse Formelhaftigkeit eingeschlichen hat, kann das Album „The Imperious Horizon“ musikalisch voll und ganz überzeugen.

Mittelschneller bis rasanter Black Metal paart sich mit vielschichtigen Melodien, die in epischen Momenten gipfeln, bei denen die Gitarren und das Keyboard im Vordergrund stehen. Wo andere Schwarzmetall-Kapellen mit Folk-Einschlag im Refrain voll auf die Vocals und begleitende Choräle setzen, sind diese bei WINTERFYLLETH nur schmückendes Beiwerk. Stattdessen schafft es die Band, mit einfachen Mitteln eine orchestrale Stimmung sowie dichte Atmosphäre zu erzeugen.

Freiheit vs. Unterdrückung

Der Gesang ist lediglich solide und wenig mitreißend, dient aber als Vehikel für die Lyrics, in denen bereits vorhandene englische Poesie aufgearbeitet sowie Natur und Vergangenheit romantisiert werden. Dabei wird auch Kritik an der Moderne geübt und die Utopie einer herrschaftsfreien Gesellschaft ins innere Selbst reflektiert. „The Imperious Horizon“ blickt also einerseits in die Ferne, bietet aber vor allem einen persönlichen Raum, um die Zwänge der Gegenwart in der Fantasie hinter sich zu lassen.

Dies war zu Beginn der Bandkarriere noch anders, als sich WINTERFYLLETH im Titelsong von „The Ghost of Heritage“ weniger auf die Menschheit als ganzes bezogen, sondern das Erwachen einer schlafenden Armee herbeisehnten, die speziell die englische Heimat diebischen Hände entreißen würde. Dank solcher Texte zog und zieht die Gruppe völkische Nationalisten an wie die Scheiße die Fliegen, ist trotz streitbarer politischer Ansichten aber kein brauner Haufen. Gitarrist Dan Capp ist jedenfalls nicht mehr mit dabei, sondern rechtsfabuliert auf seinem Telegram-Kanal und verhunzt als Sänger die Klassiker von SOLSTICE.

„The Imperious Horizon“ führt die bisherige Arbeit fort

Zurück zur Musik: Die Produktion durch Routinier Chris Fielding ist sehr gut gelungen. Vor allem die Gitarren klingen dynamisch und vielschichtig, entfalten sich aber vor allem im Hintergrund. Generell ist der Sound unaufdringlich und flächig, wirkt in schnelleren Parts, zum Beispiel in „Dishonour Enthroned“ und „The Insurrection“, aber auch aggressiv und spitz. Die verschiedenen Songstrukturen werden von der Produktion also tadellos eingefangen.

Ansonsten ist von Abwechslung wenig zu spüren. Wie eingangs erwähnt, folgen WINTERFYLLETH seit über fünfzehn Jahren einer musikalischen Linie, die auch mit „The Imperious Horizon“ nicht abbricht. Die Songs sind sehr gut, aber auch gleichförmig. Wirklich herausstechend ist deswegen nur der Song „In Silent Grace“ mit Alan von PRIMORDIAL als Gastsänger, aber eben aufgrund des anderen Gesangstils.

WINTERFYLLETH verharren auf einem hohen Niveau

Insofern ist das EMPEROR-Cover „In The Majesty Of The Nightsky“ bemerkenswert, mit dem WINTERFYLLETH ihren skandinavischen Einflüssen Tribut zollen. Schafften die Norweger es jedoch, mit vier teils sehr unterschiedlichen Alben dem Black-Metal-Genre ihren Stempel aufzudrücken, feiern die Engländer als versierte Routiniers musikalische Erfolge.

Dies tut der Qualität keinen Abbruch, kennzeichnet aber auch die Linie zur Meisterlichkeit. Diese hat die Band einst mit „The Divination Of Antiquity“ erreicht, belässt es seitdem aber bei leicht veränderten Neuauflagen der musikalischen Vision. Fans der Band und des Genres können sich jedoch über ein weiteres Werk voll Epik und Tragik freuen, das einen archaisch-sprituellen Freiheitsdrang kitschfrei in die Post-Moderne verlegt.

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15.09.2024

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2 Kommentare zu Winterfylleth - The Imperious Horizon

  1. nili68 sagt:

    Kein brauner Haufen, aber glücklicherweise auch kein linksliberaler Woke-Shit (hoffe ich mal).
    Musik ist super wie immer, auch ohne (oder wegen) gravierende Veränderungen. So gut wie gekauft..

  2. ultra.silvam sagt:

    Wäre Dan Capp noch dabei, wäre Winterfylleth definitiv ein rechtsradikaler, homophober, Anti-Vaxxer/ Schwurbler Haufen. Passt er sehr gut zu SOLSTICE wo er mit Rich Walker einen Gleichdenkenden gefunden hat.