„Who the hell are WINTERFELL?“, frage ich mich beim Genuss der ersten Minuten dieser augenscheinlichen Eigenproduktion. Zwar lässt sich auf der recht professionell aufgemachten CD partout kein Hinweis auf vertragliche Verpflichtungen finden, doch ’Threnody’, das Eröffnungsstück, hinterlässt klanglich und kompositorisch erstmal tiefen Eindruck. Gute, getragene Kopfschüttelriffs, die an Iced Earth erinnern, clever getimte sanfte Passagen mit ruhigen Gitarren- und Violinenklängen und ein eingängiger Refrain, intoniert durch einen Sänger, der an Ray Adler (Fates Warning) in mittlerer Stimmenlage erinnert, lassen auf eine verdammt ambitionierte Band schließen. Selbst die Soli orientiert man eher an der klassischen, sauberen Schule, anstatt in Extravaganzen abzugleiten. Die ersten siebeneinhalb Minuten haben WINTERFELL also schon mal alles richtig gemacht.
Auch in der Folgezeit bestechen sie durch Dynamik, gefühlvolle Gitarrenleads und feine Ideen. Erst gegen Ende verliert der progressive Ansatz an Treffsicherheit und einiges wirkt, auch wenn kein Stück mehr die Länge des Openers erreicht, zu zerfasert. Andererseits ist zum Beispiel die kurze Verneigung bei ’Catacombs’ in Richtung eiserner Jungfrauen ein Schmunzeln wert. Das textliche Konzept überzeugt ebenfalls. Zwar bleibt es thematisch bei der üblichen Ego-Perspektive des Mannes, der auszog, um zu kämpfen, doch auf eine inflationär true Schlüsselwörter-Flut muss man sich nicht gefasst machen. Das epische Werk ist somit auf jeden Fall einen Geheimtipp wert.
Und um auf die Ausgangsfrage zurückzukommen: WINTERFELL sind Nordamerikaner, die sich seit September in der Promo-Offensive befinden. Wer ihren Weg dabei kreuzen will, der kann per Datenleitung über den großen Teich surfen, um sich selbst ein Bild zu verschaffen.
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