Winds Of Plague - The Great Stone War

Review

Irgendetwas muss doch am Erfolg dieser kalifornischen Gruppierung dran sein – in sieben Jahren bereits drei Alben der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und auf deren Weg beim Metal-Riese Century Media gelandet. Nun, um Deathcore-Stangenware, die zum wiederholten Male die großen Idole und zuletzt auch sich selbst kopiert, handelt es sich jedenfalls nicht, denn die Amis würzen ihr sowieso schon recht breites musikalisches Spektrum mit einem symphonischen Element. Ohne die Funktionalität von “Symphonic Deathcore“ direkt anzweifeln zu wollen, freue ich mich also über den Versuch, Innovation in dieses erlahmte Genre zu bringen und katapultiere “The Great Stone War“ in meine Anlage.

Bei der Platte handelt es sich im Gegensatz zu den beiden Vorgängern um ein Konzeptalbum. So erzählen WINDS OF PLAGUE die Geschichte eines Heiden, aus dessen Blickwinkel der Niedergang der Zivilisation beschrieben wird. Der Prozess dieser Apokalypse spitzt sich immer weiter zu und endet schlussendlich in einer finalen Schlacht, in der sich die Menschen untereinander zu Brei verarbeiten. Das klingt soweit ja schon mal ziemlich interessant, zumal solche Alben in sämtlichen Bereichen sehr gut funktionieren und eine einzigartige Erzählatmosphäre erschaffen können (z.B. BLIND GUARDIAN oder DREAM THEATER). Eine solche Aura keimt bei WINDS OF PLAGUE allerdings zu keiner Zeit auf.

Die Klänge auf “The Great Stone War“ sind zunächst ein wilder Mischmasch aus Death-, Black- und ein wenig Thrash-Elementen, dazu gesellt sich natürlich der Core-Faktor, der aus dem Ganzen im Wesentlichen ein stilistisch sehr offenes Deathcore-Gebräu macht. Dazu gesellt sich ein zumeist äußerst theatralisches Keyboard, das mittels zum Großteil filmischer Melodien einen scheinbar epischen Aspekt mit einbringen möchte, was aber prinzipiell bei dem Versuch bleibt. Ganz selten funktioniert diese Intention in Zusammenhang mit dem Tasteninstrument mal ordentlich (“Chest And Horns“), allerdings walten dann leider anderweitige Mängel, wie etwa beim besagten Song die dauerhafte Verwendung desselben primitiven Riffs.

“The Great Stone War“ erscheint in etwa wie eine riesige Produktionsanlage, wo zunächst mal optisch alles stimmt. Das Gerät ist auf Hochglanz poliert und hat eine imposante Anzahl an Zwischenstufen und modernste Mechanismen. Was allerdings an endgültigem Resultat dabei rumkommt, bleibt ziemlich dürftig – und das ist nun mal das, was zählt. WINDS OF PLAGUE fehlt es in meinen Ohren schlichtweg an Substanz, auch wenn auf den ersten Blick vieles stimmen mag. So sind die Instrumentarien durchweg solide gezockt und auch das stimmliche Organ eröffnet mal eine recht ansprechende Neuart zum sonstigen Growl-Einheitsbrei. Was allerdings komplett untergeht, ist interessantes Songwriting, Spannungsbögen und Höhepunkte – bei Konzeptalben unentbehrlich.

Eine gewisse Ironie hat dabei die von Sänger Johnny Plague angedeutete Erklärung, warum sich die Band für das oben erläuterte Konzept entschieden habe. Letztlich sei die Aussage des Albums, niemals den Blick für das Wesentliche zu verlieren und stets den wahren Wert des Lebens schätzen zu wissen. Sehr Löblich, wenn man das für sich als Mensch erkannt zu haben scheint, die Musik hinkt da aber hinterher, denn sie agiert genau gegenteilig.

17.08.2009
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