Windir - Arntor

Review

1998 veröffentlichte eine Band namens WINDIR ihr Zweitwerk namens „Arntor“. Es gab danach noch zwei weitere Alben, „1188“ und „Likferd“. Der 25-jährige Bandleader Valfar starb im Januar 2004, als er während einer Wanderung von Unwetter und Schnee überrascht wurde und den Weg nach Hause nicht mehr fand. Alle Alben von WINDIR sind herausragend; ich habe mich in diesem Falle für „Arntor“ als Klassiker entschieden, da es meine erste CD von WINDIR war, die nachhaltig Eindruck hinterlassen hat. Denn schon die ersten fanfarenhaften Takte von „Burjing“ mit dieser einzigartigen Mischung aus Akkordeon und Keys lassen den Hörer bereits erahnen, es hier mit einem wahren Meisterwerk der Zunft zu tun zu haben. Und Freund Valfar, der auf diesem Album noch nahezu alles selbst einspielte bis auf Schlagwerk und Cleanvocals, er stand im Zenit seines Könnens, trotz oder gerade aufgrund seines noch so jungen Alters. „Arntor Ein Windir“ eröffnet harsch, hymnisch, hypnotisch, die helle Quietschegitarre mit dem Folklorethema unterlegt vom aggressiven Gesang des Meisters. Nach soviel abgelassener Energie muss es ein Break geben, und was für eines: was sich ab Minute 2:32 abspielt, gehört zum besten im Metal überhaupt, die Drums, der Rhythmus, das Fernweh, gleichzeitig Heimatliebe, innere Zerrissenheit, dieses sensationell eingesetzte (und so noch nie dagewesene) Akkordeon, dieser unendlich traurige beschwörende Gesang. Wahnsinn. Wenn Black Metal, dann so und nicht anders, Punkt.

„Kong Hydnes Haug“ fährt so fort, die Weite wie gemalt von den Keys, der bedrohliche Bass, diese Melodie, die schaudern macht, die durch die Vocals eingeleitete Aggressivität, galoppierende Gitarrenläufe durchsetzt von Erhabenheit, triumphalen Emotionen, ausgedrückt durch diesen Chorus, den niemand vergessen wird, der ihn je die Gunst hatte hören zu dürfen. Auch hier wieder diese interessanten Songstrukturen, vielseitige Rhythmusvariation, dabei immer diese wehmütige Atmosphäre beibehaltend. Grandios! Übrigens ist hier auch die Länge der Tracks sehr passend gewählt. „Svartesmeden Og Lundamyrstrollet“ hat diesen klirrenden, kristallinklaren Beginn, was für Ideen dieser Valfar alle in einen Song packen konnte. Eine Schlittenfahrt durch die im Zwielicht liegende verschneite karstige Landschaft, mit Tempo und überraschendem Atemholen an der Steilwand. Bergmassive türmen sich auf, endlose Weite dahinter. Immer wieder bedient Valfar sich unterschiedlichster Folk-Themen, die allerdings nicht vordergründig eingesetzt werden wie wir das im Überfluß beim Pagan kennen; Gedudel gibts nämlich keins. Stattdessen zeigt „Kampen“ die Vorliebe für einfache, direkte, unprätentiöse heimatliche Klänge; was für eine einfache, ergreifende Melodie! Der erste Teil des Liedes könnte abends am Feuer intoniert werden, Musik, die versöhnlich stimmt, zur Ruhe kommen lässt, bis, nun bis erkennbar wird, dass die Schatten noch einige Gefahr bergen und die Stimme wieder agressiver wird, gleichsam als Warnung für das dunkle Etwas da draussen.

„Saknet“ lebt von der Abwechslung attackierender Vocals und hymnischen Einschüben, das Morgenrot ist sichtbar, Zeit weiterzuziehen. Hall, klare heroische Gesänge, und wieder wird Tempo aufgenommen. Diese hellklingende sich fast überschlagende Gitarrenbegleitung in der Strophenphase, das ist wirklich eine Stärke des gesamten Albums. Die Keys werden opulent, aber nicht überbordend eingesetzt; die Melodie ist entscheidend, nicht die Quantität. „Ending“ schließt das Opus würdig ab; Folk, Groove, diese toll integrierte Klarzeile im Refrain, der Tanz wird immer schneller, beinahe orientalisch, der Track beendet das Album euphorisch, enthusiastisch. Was war Valfar in Form damals! Schwarzwurzelgefährten, die diese Scheibe nicht ihr eigen nennen, sind nicht Black Metal, basta.

01.03.2007

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3 Kommentare zu Windir - Arntor

  1. Anonymous sagt:

    Aha, Black Metal soll das also sein und das Akkordeon sorge für eine einzigartige Atmosphäre. "Die helle Quietschegitarre mit dem Folklorethema" weiß zu begeistern, wenn man sich gedanklich durch die "karstige Landschaft" bewegt. Höchst interessant, aber für mich ist das extremst triefender Pagan Metal, der auch durch "Folk, Groove, diese toll integrierte Klarzeile im Refrain" nicht verbessert wird.

    1/10
  2. js sagt:

    It´s a classic. Zum Einstieg in die Klangwelten ist 1184 oder Likferd geeigneter, aber Arntor ist in sich ein unschätzbares Juwel. Svartasmeden Og Lundamyrstrollet!

    10/10
  3. Anonymous sagt:

    Nachdem ich Arntor endlich, nach 10 Jahren Besitz, auf Festplatte gerippt habe, muss ich an dieser Stelle auch noch mal sagen: KLASSIKER. Windirs beste Scheibe. Hatte Valfar mit dem Erstling schon ein sehr gutes Debüt rausgebracht, entwickelte er auf Arntor seinen Sound zu etwas vollkommen Eigenständigem. Die "singende Gitarre von Sogndal", nie wieder war sie in der Form auf den (auch gutklassigen, aber leider von weiteren, neuen Bandmitgliedern verwässerten und nicht mehr ansatzweise so mitreißenden) Folgewerken zu hören (Ausnahme: "Todeswalzer" von "1184"). Valfar hätte alleine weitermachen sollen, nur mit seinem "Sessiontrommer" und etwas Unterstützung beim mehrstimmigen Gesang. Auch wenn die "Nachfolgeprojekte" Mistur, Sigtyr und Cor Scorpii ganz gut sind (als Ersatzdroge allemal tauglich), die Atmosphäre von Arntor können sie nicht einfangen. RIP Valfar. 10 Punkte, ohne Wenn und Aber.

    10/10