Will Haven - The Hierophant

Review

Was neues für die Postcore-Fraktion: Nachdem sich WILL HAVEN 2003 offiziell aufgelöst hatten, sind sie nun endgültig wieder „back in business“. Bereits 2005 wurde die Neuformierung der Truppe angekündigt, und diesen Februar wurden sie quasi selbst zu einem Hierophant: Nach einem Gig in Los Angeles gaben sie nämlich bekannt, dass ihr bisheriger Sänger Grady Avenell die Band verließ.
Diese Zeit war ein ziemlicher Drahtseilakt für die Band, denn niemand konnte wirklich einschätzen, wie die große Fanbasis auf den neuen Mann am Mikro, Jeff Jaworski (RED TAPE), reagieren würde. Zwei Monate später wurde diese Sorge in alle Winde zerschlagen – denn die Fans waren einfach nur begeistert. Jaworski, der die Bürde zu tragen hatte, Avenell zu ersetzen, sprang sofort aus dessen Schatten, und beweist auch auf dem Nachfolger von „Carpe Diem“ (2001), dass er ein mehr als würdiger Nachfolger ist.

Als würdiger Nachfolger auf das viel gelobte „Carpe Diem“ könnte sich auch das neue Album erweisen, auf der die Kalifornier zu ihrer alten Stärke zurückfinden.
Und die liegt in einer an Intensität schwer zu überbietenden Mixtur aus Hardcore, Noise und Metal, mit der sie bereits seit ihrer Gründung 1995 unterwegs sind.
Egal, ob man das nun ganz simpel Crossover nennt, oder es mit Postcore versuchen möchte – „The Hierophant“ erscheint auf den ersten Blick als schwer verdaulicher Aggrobrocken. Jaworski gibt förmlich alles, brüllt sich die Seele aus dem Leib, und irgendwie ist er mit seiner Stimme gar nicht mal soweit von Avenell entfernt. Dazu fett dröhnende Basslinien, schwer groovende Gitarrenriffs, alles mit Rückendeckung durch die massive Drumbatterie. Dass „The Hierophant“ solch eine Dampfwalze geworden ist, ist nicht zuletzt Chino Moreno und Shaun Lopez von den DEFTONES zu verdanken, die bei der Produktion eine hervorragende Arbeit abgeliefert haben.

Das Album lebt allerdings nicht nur von seiner Härte sondern auch Komplexität, und wer sich erstmal auf die brachialen Songs einlässt, wird schnell deren Vielschichtigkeit entdecken. Als ausgewählte Beispiele sind „Landing On Ice“ mit seinem Ausflug in Ambient-Rock zu nennen, desweiteren das mächtige „Skinner“, sowie „Handlebars To Freedom“, welches die instrumentale Intensität mit einer ergreifend emotionalen Note verbindet (und damit nicht der einzige Song ist, bei dem dies auffällt!). Den Bogen des Albums bilden die instrumentalen Songs, einerseits das atmosphärische „Grey Sky At Night“ und abschließend das durch Akustikklänge eingeleitete „Dark Sun Sets“.

WILL HAVEN machen dort weiter, wo sie 2001 mit „Carpe Diem“ aufgehört haben, und sind mit „The Hierophant“ nicht nur für treue Fans interessant. Neulingen, die für die erwähnten Musikrichtungen etwas übrig haben, sei diese Scheibe dringend ans Herz gelegt.

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13.10.2007

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