Wer hätte gedacht, dass es nochmal ein Album des deutschen DSBM-Projekts WIGRID geben würde. Seit dem letzten Album „Die Asche eines Lebens“ (2005) sind immerhin vierzehn Jahre vergangen. „Entfremdungsmoment“ erscheint zum zwanzigjährigen Bandjubiläum und ist das dritte Album in der Diskografie der saarländischen Gute-Laune-Garanten.
WIGRID treiben weiter im Menschenstrom dahin
Und haben sich gemäß unserem Wortspiel keiner Stil- oder Inhaltskorrektur unterworfen. Ein wesentliches Merkmal war und ist der sehr gute burzumeske Gesang, welcher allerdings emotional nicht mehr ganz so tief geht wie auf „Die Asche eines Lebens“. Dennoch macht „Entfremdungsmoment“ richtig, was bisherige Veröffentlichungen von WIGRID ausgezeichnet haben. Musikalisch rudimentärer, aber gut umgesetzter DSBM mit viel Atmosphäre.
Zudem integriert Ulfhednir weiterhin Elemente aus dem Ambient-Bereich, welche im über elfminütigen Stück „Lebenserfahrung“ massiven Eindruck hinterlassen. Die zuvor angedeuteten Parts, welche insbesondere das dritte Stück „Zugangsbarriere“ prägen, finden in „Lebenserfahrung“ die volle Entfaltung. Der Minimalismus erzielt in tranceartiger Ausdehnung ähnliche Effekte wie ein Stück der Marke „Rundgang um die transzendentale Säule der Singularität“.
„Entfremdungsmoment“ wurde komplett selbstständig aufgenommen und produziert. Vermutlich die einzig richtige Art und Weise so ein Album aufzunehmen – Ohne das nervtötende Drumherum im sogenannten Musik-Business nebst menschlicher Interaktion in Studio- und Aufnahmesituationen inklusive Gang zum studionahen Imbissbetrieb (Grüße gehen raus an den Anadolu-Grill in Bochum-Werne).
Es wäre töricht die Produktion von „Entfremdungsmoment“ auf eine Stufe mit modernen Black-Metal-Produktionen zu stellen. Für WIGRID selbst ist es die beste Aufnahmequalität in der Bandgeschichte, unterstützt wird dies durch die erstmalige Nutzung eines richtigen Schlagzeugs. Dennoch hat „Entfremdungsmoment“ mit seinen meterdicken Vorhängen vor den Instrumenten und dem undifferenzierten Verweben der einzelnen Spuren keinen Anspruch auf Modernität. Dies wäre allerdings auch das Ende von WIGRID.
„Entfremdungsmoment“ steht gegen den modernen Black Metal…
…und hält die Front eisern. Für Puristen haben WIGRID einen würdigen Nachfolger zu „Die Asche eines Lebens“ aufgenommen, der primär durch Atmosphäre und rückwärtsgewandte Leidenschaft punktet.
Der Gesang ist doch Satire, oder? Was ist eigentlich die Steigerung von weinerlich? Jaja, DSBM und so, aber trotzdem..