Symphonic Metal mit Frauengesang – klar, Standard, füge einen beliebigen NIGHTWISH-Vergleich und erwähne, dass die Band natürlich niemals deren Standard erreicht, noch ein wenig um den heißen Brei herumgelabert und schon ist das Review fertig…
Nein, so einfach wollen wir es uns wirklich nicht machen, denn die Franzosen WHYZDOM schaffen es tatsächlich, den ausgelutschten Genre-Standard mit ihrem eigenen Spirit zu würzen. Und nur, weil man nicht alles anders macht als die großen Vorbilder, muss das noch lange nicht heißen, dass man keine eigenen Impulse zu setzen vermag. Man müsste schon wirklich blind sein, um die Klasse dieser Truppe nicht zu erkennen.
In erster Linie betonen WHYZDOM verstärkt die Klassik-Aspekte ihres Symphonic-Metal-Mixes was letztlich zu reichlich progressiven Songstrukturen führt, die auf Anhieb meist nur unvollständig zu überblicken sind, dafür aber eine Menge Details bergen und für Wiederhörwert sorgen. Dabei steht die elfengleiche Stimme von Frontlady Elvyne Lorient stets im Vordergrund. Dass im Hintergrund neben den Orchester- und Chor-Parts auch einige gezielt eingesetzte Growl-Passagen das Klangbild bereichern, trägt dazu bei, dass WHYZDOM zu keinem Zeitpunkt allzu weit in kitschige Gewässer abdriften.
Ausgerechnet der Album-Opener „The Lighthouse“ bleibt etwas zu blass, dafür strebt das Songwriting über „Dancing With Lucifer“ und „Cassandra’s Mirror“ unaufhaltsam dem ersten Höhepunkt „On The Road To Babylon“ entgegen. Der wendungsreiche Achtminüter setzt sich mit seinem Ohrwurm-Refrain fies im Gehörgang fest, nachdem das lange Intro und die Strophen gezeigt haben, dass auch Orchesterklänge amtlich rocken können.
Die Halbballade „Paper Princess“, das flotte „The Wolves“ und der Mid-Tempo-Stampfer „Lonely Roads“ leben hingegen vor allem von den überragenden Gesangsmelodien, die stets nachvollziehbar bleiben, dabei aber häufig unvorhergesehene Richtungsänderungen nachvollziehen und sich weit abseits ausgetretener Pfade bewegen. So schafft es diese Scheibe trotz einiger kleinerer Durchhänger im Mittelteil langfristig zu begeistern und bereitet dem geneigten Symphonic-Metal-Fan auch beim mehrmaligem Hören immer wieder Freude.
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