Whitesnake - Forevermore

Review

Galerie mit 41 Bildern: Whitesnake auf dem Wacken Open Air 2016

Sicher, naheliegend wäre es, David Coverdale und seine Band WHITESNAKE angesichts der Veröffentlichung von „Forevermore“ mit einem guten Rotwein zu vergleichen, der im Laufe der Zeit immer weiter gereift ist. Schließlich hat der Sänger im vergangenen Sommer den Namen seiner Band für einen kalifornischen Zinfandel hergegeben und mit vollmundigen Worten die Werbetrommel gerührt. Ein solcher Vergleich allerdings wäre, darüber herrscht Einigkeit, reichlich unoriginell und abgestanden. Außerdem wäre ein solcher Vergleich doch ziemlich falsch.

Denn auch wenn David Coverdale mit WHITESNAKE bereits seit 35 Jahren am Start ist, heißt das ja nicht, dass er sich seinem Alter entsprechend präsentieren würde (mal von reinen Äußerlichkeiten abgesehen), dass er jetzt gesetzt, gereift oder gar weise geworden wäre. Im Opener „Steal Your Heart Away“ singt „I want it all / I want it now“, und man glaubt es ihm auf’s Wort. Coverdale ist kein bisschen älter geworden. Statt über Rotwein, Golf und die eigenen Enkelkinder singt er über „Dogs In The Streets“, „My Evil Ways“ und „Love“ in all ihren Facetten. WHITESNAKE verträgt sich eben nicht mit weichgespülter Alltagsphilosophie, sondern ist Draufgängertum in seiner besten Form.

Gut, man mag einwenden, dass „Forevermore“ musikalisch retro ist, und zwar in der Form, dass die dreizehn Songs die meisten Phasen der Bandgeschichte abdecken: Da gibt es den bluesig-harten Opener „Steal Your Heart Away“ mit der Slideguitar, der an die Frühphase der Band erinnert. Da gibt es mit „Love Will Set You Free“ einen Song, der von DEEP PURPLE in ihrer Spätphase stammen könnte (wäre da nicht das vergleichsweise moderne Gitarrenspiel des Axt-Duos Beach und Aldrich). Und da gibt es die Ballade „Easier Said Than Done“, die abgesehen von der Produktion an die Achtziger gemahnt. Aber „Forevermore“ ist gewiss kein Album, das David Coverdale und seine Mitstreiter wie Endfünfziger aussehen lässt.

Und „Forevermore“ knüpft ziemlich deutlich an seinen Vorgänger „Good To Be Bad“ an, und das in doppelter Hinsicht: Die musikalische Direktive wurde beibehalten, und ebenso wie beim 2008er-Album findet sich kein wirklicher Übersong. Klar, der Opener ist schmissig, „All Out Of Luck“ ziemlich elegant, „Love & Treat Me Right“ mitreißend, „Dogs In The Streets“ gemein rockend und der siebeneinhalbminütige Titeltrack annähernd episch. Immerhin. Zudem findet sich auf dem Album trotz der Länge von über einer Stunde kein Füllmaterial, sondern mindestens solide Nummern, die so mancher Nachwuchsrocker-Combo gut zu Gesicht stehen würde. Die Schlange züngelt also nach wie vor, windet und rekelt sich – und vielleicht kommt irgendwann doch nochmal der tödliche Biss. Ausgeschlossen erscheint mir das angesichts der derzeitigen Verfassung von Mr. Coverdale und Co. nicht.

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13.03.2011

- Dreaming in Red -

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