Es gibt Bands, da tun sich die Ohren von älteren Metal-Fans (zu denen der Rezensent zweifelsohne zählt) naturgemäß schwer, während vor allem die eher jugendliche Hörerschaft so richtig steil geht. In diese Kategorie fallen ganz sicher WHITECHAPEL. Gestartet war man vor zehn Jahren als Death-Metal-Kapelle, die meistens so richtig Vollgas gab. Blast und grindige Songs waren beileibe keine Seltenheit, sondern eher der Standard. Dann widmete man sich eher dem Deathcore, und nun? „Mark Of The Blade“ könnte man wahrscheinlich noch am ehesten in die Schublade Modern Metal einsortieren. Auch wenn das irgendwie ein ziemlich umfassender und ausschweifender Begriff ist.
Die Abkehr vom Deathcore?
Man startet mit „The Void“ noch recht traditionell im Sinne der eigenen Vergangenheit. Dieser Song sowie das später folgende „A Killing Idustry“ gehen noch am ehesten als Death Metal durch. Vor allem der zweit genannte Titel macht so richtig Laune. Aber bereits ab dem an zweiter Stelle platzierten Titelsong wird’s dann schon moderner, naja, jedenfalls aus der Sicht von in Ehren leicht ergrauten Metallern. Der jungen Meute hingegen dürfte das prima gefallen, da sieht man förmlich den synchron hüpfenden Mob auf irgendeinem großen Open Air vor sich. Quasi Breakdowns bis der Notarzt kommt! Das ist ganz sicher nicht jedermanns Sache, aber objektiv gesehen schon richtig fett und gut gemacht. „Elitist Ones“ hat dann einen leichten PANTERA-Touch und kommt irgendwie sogar tanzbar rüber, definitiv kein gewöhnliches Lied.
In „Bring Me Home“ kommen dann erstmals vermehrt akustische Parts und Klargesang zum Einsatz. Das mag jetzt nicht jedem alten Fan gefallen, aber ein Gespür für gute Melodien beweisen WHITECHAPEL hier allemal. Und das Gitarren-Solo ist absolut hörenswert. Und auch bei „Dwell In The Shadows“ weiß man mit der Melodieführung zu gefallen, die tendiert teilweise sogar Richtung Heavy Metal. Es gibt allerdings auch leider mit beispielsweise „Tremors“ und „Venomous“ Stücke, die einen am Ende dann doch eher nerven als positiv berühren können. Die irgendwie aufgesetzt wirkende Pseudo-Härte und das etwas arg bemüht wirkende Geshoute lassen einen dann doch mehrmals Richtung Skip-Taste schielen. Aber eines schaffen WHITECHAPEL erstaunlicherweise, ähnlich wie damals z. B. BODY COUNT oder RAGE AGAINST THE MACHINE: Auch wenn man die Musik eigentlich nicht mag, irgendwie bleibt dann eben doch der eine oder andere Part hängen. Ob einem das nun recht ist oder nicht. Das muss man als Band auch erstmal schaffen. Unbedingt hervorheben sollte man auf alle Fälle das Instrumental „Brotherhood“. Wenn die Amerikaner auch ansonsten in diese Richtung komponieren würden …
Wohin wird die Reise gehen?
Irgendwie wirkt „Mark Of The Blade“ so ein bisschen wie eine Art Zwischenscheibe. Man hat sich von der härteren Gangart zumindest teilweise verabschiedet, traut sich aber noch nicht so richtig, gänzlich melodisch durchzustarten. Daher riecht es hier irgendwie nach einem Kompromiss: Man möchte die alten Fans nicht verprellen, gleichzeitig aber schon etwas Neues wagen. Die Zukunft wird zeigen, ob man sich traut, kompromisslos in die neue Richtung zu marschieren, oder aber eher einen Schritt zurück macht. Beides kann durchaus gut funktionieren, daher wird es spannend sein, den Weg von WHITECHAPEL weiter zu verfolgen.
Ein sehr interessantes Interview mit den Jungs findet ihr übrigens hier bei uns.
Kommentare
Sag Deine Meinung!