Die Avantgarde-Prog-Mathcoreler BETWEEN THE BURIED AND ME haben hörbar Eindruck hinterlassen bei den Texanern WHITE ARMS OF ATHENA, die mit „Astrodrama“ ihr Debütlabum präsentieren. Die Scheibe ist – ambitioniert bei einer Erstveröffentlichung – ein Konzeptalbum. Dem Titel entsprechend entführt uns die Band dabei in esoterische Sphären und bunt erstrahlende Universen, was besonders im Mittelteil des Album recht gut funktioniert, wenn jazzige und progressive Auswüchse den vordergründigen Bestandteil der Musik darstellen. Trotz der stilistischen Ähnlichkeit zu den oben genannten Szenepionieren kopiert man dabei nicht stur „Alaska“ oder „Colors“. Die Gemeinsamkeiten beruhen neben dem Produzenten Jamie King eher auf der Tatsache, dass sich beide Bands auf die ziemlich gleichen Einflüsse berufen dürften. So klingen gerade die experimentellen Auswüche auf „Astrodrama“ nach einer gleichzeitigen Verneigung von KING CRIMSON und RUSH. Natürlich fehlt für einen hundertprozentig gerechtfertigten Vergleich mit diesen Bands noch ein ziemlich hohes Maß an Klasse, und weder die kompositorische Tiefe der Kanadier noch die grenzmusikalischen Genieleistungen der Prog-Großmeister werden erreicht.
Insgesamt stehen WAOE die melodischen Momente besser als die wütenden. Wenn die Band in Mathcore-Gefilde abdriftet und sich an modernem Death Metal-Versucht fehlt einerseits die überzeugende Durchschlagskraft, und austauschbar und bemüht klingt es außerdem. Wenn Sänger Joshua Everett aber mit seinen melodiebetonten Gesängen daherkommt, dann klingt es wieder interessant. Zwar spielt er dann in gewisser Weise noch den letzten übrig gebliebenen Anhängern emolastiger Core-Bands in die Hände, aber er überschreitet nie die ominöse Grenze zum übertriebenen Kitsch.
Wie immer bei dieser Musik sind es weniger die Songs, die überzeugen wollen, sondern das viel zitierte Gesamtwerk. Das ist im Falle von „Astrodrama“ im Großen und Ganzen durchaus ansprechend. Das Genre verlangt allerdings nach wirklich innovativen und noch nicht da gewesenen Ideen. WHITE ARMS OF ATHENA haben musikalisch gesehen das Zeug dazu, ihr Potenzial in den folgenden Jahren noch voll auszuschöpfen, ob dabei ein Klassiker der intelligenten, grenzüberschreitenden Musik entsteht, bleibt abzuwarten.
Übrigens: Hidden-Tracks sind eine Seuche. Was dagegen gesprochen hätte, die nach dem zehnten Song noch lieblos drangeklatschte (gute) Akustik-Nummer einfach als zusätzlichen Track anzufügen, muss mir bei Gelegenheit mal jemand erklären.
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