Whispering Gallery - Lost As One

Review

Eigentlich hatten „Whispering Gallery“ schon einen Plattenvertrag in der Tasche, nur leider stellte das belgische Label „The LSP Company“ aufgrund von finanziellen Problemen jegliche Labelaktivitäten ein, bevor es überhaupt zu einer Zusammenarbeit kommen konnte. So produzierten die 6 Niederländer „Lost As One“ kurzerhand selbst und das Ergebnis ist erstaunlich gut geworden. Erstaunlich gut schon allein von der technischen Seite her. Die Aufmachung der CD ist nämlich absolut professionell geworden, ein 12 seitiges, farbiges Booklet, in dem alle Lyrics und einige Photos abgedruckt sind und eine industriell gepresste CD (eben kein Rohling) findet man bei Eigenproduktionen schliesslich nur selten. Der Sound ist ebenfalls sehr klar und druckvoll, hier bekommt man also auch beste Qualität geboten. Und das Wichtigste, die Musik, ist zum Glück ebenfalls erstklassig ausgefallen. Whispering Gallery spielen eine Art „progressiven Gothic Metal“. Progressiv deswegen, weil die Musik nicht so kitschig und keyboardüberladen daherkommt, wie man es von manch einem Genreverwandten her kennt. Das Keyboard ist nämlich wunderbar unauffällig aber sehr effektiv in das Liedgut eingewoben. Manchmal legt es einen angenehmen Teppich unter die Songs, dann wiederum setzt es durch teils elektronische, sphärische Klänge einfach nur die richtigen Akzente – man ist wirklich oft versucht, die Augen zu schliessen, und sich einfach treiben zu lassen… Dabei ist auch der überaus charismatische, cleane Gesang von Sänger Hubert sehr behilflich. Oft dominiert und bestimmt er das Geschehen auf „Lost As One“ und sobald man sich mal daran gewöhnt hat (das fiel mir anfangs ehrlich gesagt etwas schwer), will man ihn gar nicht mehr missen. Aber diese verträumte und besinnliche Atmosphäre wird auch immer wieder durch wunderbar aggressive Parts durchbrochen. Da kann man dann auch mal so richtig die Haare kreisen lassen und Sänger Reinier kann endlich seine kraftvollen Grunts und Screams ins Mikro keifen. Im Grunde ist es aber doch recht schwer, Whispering Gallerys Musik treffend zu beschreiben, man muss sie einfach mal selbst gehört haben. Fest steht aber, dass die sechs Mannen mit „Lost As One“ ein abwechslungsreiches und sehr atmosphärisches Album abgeliefert haben, welches mich trotz einiger weniger Längen und ein paar kleinerer Schwächen in den Kompositionen vollends überzeugt hat. Neugierige sollten „The Earth Is The Sky“, „Mistress Guardian“ oder auch „The Portrait“ antesten, wobei man das Album aber wohl schon in seiner Gesamtheit betrachten muss, um ein angemessenes Fazit abgeben zu können…

03.09.2003

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1 Kommentar zu Whispering Gallery - Lost As One

  1. Anonymous sagt:

    Eigenproduktionen wie diese sind immer ein Anlass zur Freude, beweisen sie doch, dass man in heutiger Zeit auch ohne Label rundum professionelle Arbeit abliefern kann. Der bereits auf dem Vorgänger "Like a Dream of Neverending Beauty… Love Never Dies" beschrittene Weg wurde auf "Lost As One" konsequent fortgesetzt: Atmosphärischer Gothic-Doom/Death-Metal mit einer gehörigen Portion Romantik und Dramatik, der häufig kurz davor steht, in den berühmt-berüchtigten Gothic (Metal)-Kitsch abzudriften, was hier und da auch leider der Fall ist – allerdings merklich seltener als noch auf dem Vorgänger. Wie in der Rezension angedeutet, entscheidet vor allem der klare (stellenweie überzogen theatralische) Gesang von Gitarrist & Sänger Hubert über Wohl und Wehe der Platte; man kann sich zwar daran gewöhnen, doch ich hätte nichts dagegen, wenn er sich in Zukunft stärker zurückhalten würde. Ansonsten ist "Lost As One" ein solides Album, das zwar keinen Innovationspreis gewinnt (den im GM heutzutage auch niemand mehr erwartet), aber die meisten ihrer (sträflich überbewerteten) Mainstream-Szenekollegen in die Tasche steckt. 7 Punkte für die Musik plus 1 Sympathiepunkt für eine der gelungensten Eigenproduktionen der letzten Zeit…

    8/10