Where Giants Once Stood - Live Above EP

Review

Mit ihrer Debüt-EP „Live Above“ wagen sich die vier Herren aus Toronto unter dem Namen WHERE GIANTS ONCE STOOD an den hiesigen Metalcore-Start. Die typischen Zutaten wie Riffwalzen, Growls, Screams, Cleangesang, Melodie und Wumms ergeben dabei knappe 19 Minuten technisch präzise und gut abgemischte Beschäftigung.

Heißt das dann, es ist alles gut? Leider nicht, denn schon in den ersten Minuten kommt der Gedanke auf, dass irgendetwas nicht passt. Es läuft nicht so wirklich „rund“, obwohl es das bei diesem altbekannten Strickmuster ja eigentlich tun sollte. Dazu muss man zwar betonen, dass es an Einsatz, sei es nun an stimmlicher, klampfiger oder drummiger Front, wirklich nicht mangelt, aber wo andere ein überdachtes und stimmiges Gesamtkonstrukt liefern, fühlt es sich so an, als wäre der Sound von WHERE GIANTS ONCE STOOD heillos überladen. In nahezu jeder freien Sekunde, sei es nun bei Breakdowns oder langsameren Parts, ist im Hintergrund ein Gitarrensolo (man könnte es auch „Gedudel“ nennen) zu hören, welches nicht nur zusätzlich unvorteilhaft aufträgt, sondern zu sehr vom „Rest“ ablenkt. Der Herr an der Klampfe ist mit Sicherheit talentiert, aber wenn man daraus ein Trinkspiel machen würde und jedes Mal bei einem mehr oder weniger unpassenden Dudelpart einen Kurzen trinken müsste, wäre der Abend nebst Teilnehmern wirklich schnell (voll-)gelaufen.

Es gibt aber durchaus auch gute Momente – oder besser gesagt einen, nämlich den letzten Song mit dem Titel „Myths Lies And Crimes“. Hier hat man zum ersten Mal das Gefühl, wirklich etwas von der Band und ihrer Machart zu hören und was in den vorigen Songs teilweise angedeutet wurde, kommt hier auch beim Songwriting voll und ganz zur Geltung. Das fast schon kitschig-melodische Intro geht in einen abwechslungsreichen, überzeugenden und gar nicht so oberflächlichen Song über und endet stimmig wieder mit den anfänglich ruhigen Klängen. Zusammenfassen lässt es sich dann aber recht schnell: Wer ALL THAT REMAINs „The Fall Of Ideals“ und das NEAERAsche Stimmgewand mag, kann sich für „Live Above“ erwärmen, oder eben einfach auf die Originale zurückgreifen, denn leider klingt „Live Above“ recht unspektakulär nach Klischee-Metalcore mit Klischee-Metalcore-Refrains – nett, aber gesichtslos und stellenweise chaotisch. Wenn die Jungs das nächste Mal dem Herrn Lead-Gitarrenspieler Jordan Turnbull auf die Finger klopfen, beziehungsweise seinen übermäßigen Soli Einhalt gebieten und etwas mehr an einem roten Faden arbeiten, ist in Zukunft aber bestimmt noch mehr drin.

29.09.2014

The world is indeed comic, but the joke is on mankind.

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