When You Scream - Grotesque Fragments Of A Nightmare Scenery

Review

Man mag von MySpace und Eigenproduktionen halten was man will – beides hat in den letzten Jahren dazu beigetragen, dass der allgemeine Qualitätsdurchschnitt von Underground-Bands drastisch verbessert wurde. Die Konkurrenz ist riesig, der Markt übersättigt – man muss schon durch Sound und Ideen überzeugen, um sich von der Masse abzuheben.

In anbetracht dieser Entwicklung ist es schon fast frech, was einem die Osnabrücker von WHEN YOU SCREAM mit ihrer neuen EP auftischen. Kurz das Positive: Der Sänger ist nicht ohne Talent, die Wechsel zwischen tiefem Gebrüll und hohem Gekreische stehen den Songs. Letztere bewegen sich irgendwo im Gebiet der alten IN FLAMES. Jedoch mit nicht mal annähernd so viel Eingängigkeit. Damit wäre das Positive auch schon fast erschöpft. Klar – hier und da hört man eine nette Melodie heraus und allgemeines Potenzial lässt sich sicherlich auch nicht leugnen.

Leider reicht der gute Wille heutzutage nun mal nicht aus. Wir befinden uns nicht mehr in den 90er Jahren, wo ein schäbig produziertes Tape mit netten Ideen noch für Aufsehen sorgen konnte. Anders kann man diese Eigenproduktion nicht bezeichnen. Das Schlagzeug rumpelt irgendwo aus dem Keller des Nachbarhauses und die gar nicht mal verkehrten Riffs hören sich an, als hätte man sie auf einem Aldi „All-In-Einsteigerset“ eingespielt. Inklusive eines fünf Watt Verstärkers.

Das musikalisch Handwerkliche kann auch nichts reißen. Die Breaks sind nicht tight, kein Instrument kann sich besonders hervorheben. Der Beipackzettel erzählt etwas von „kick-ass groove Parts“. Das ist ungefähr genau so weit von der Wahrheit entfernt, wie das Kindergekritzel auf dem Cover von einem vernünftigen Band Logo.

Man kann der Band natürlich zugute halten, dass sie sich erst Anfang 2010 gegründet hat. Dann bleibt jedoch die Frage offen, wieso man nicht lieber Zeit in intensives Proben und Geld in eine halbwegs vernünftige Produktion investiert hat, statt dieses höchstens für private Zwecke geeignete Demo auf die Metal Gemeinde los zu lassen. Freunde und Familie werden es bestimmt toll finden. Beim Rest kann man sich so aber auch mal einen vielversprechenden Start verbauen.

02.02.2011
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