When Icarus Falls - Circles

Review

Das Debütalbum “Aegean“ der Schweizer WHEN ICARUS FALLS erregte seinerzeit schon einiges an Aufsehen im Post Rock/Metal-Sektor. Häufig genannter Kritikpunkt dabei war jedoch, dass man sich zu sehr an den Schweden CULT OF LUNA orientieren würde. Zugegebenermaßen sicherlich keine unbegründete Kritik, ihre Sache gut gemacht haben sie dabei dennoch. Die EP “Circles“ stellt nun den nächsten Schritt in der Bandgeschichte dar, womit sich WHEN ICARUS FALLS zumindest teilweise von den erhobenen Vergleichen lösen können sollten. Nichtsdestotrotz dürfen alle Liebhaber des Genres und speziell CULT OF LUNAs natürlich weiterhin bedenkenlos zugreifen.

Insgesamt präsentieren sich die Songs auf “Circles“ nicht ganz so düster bedrückend, wie auf der vorherigen Veröffentlichung. Es drückt einen nicht permanent nach unten, vielmehr bietet sich Raum, in dem sich die Songs entfalten können. Die Stimmung ist dadurch eine ganz andere: Vieles wirkt verträumter, nicht ganz so zäh und beinhart, auch bedingt durch die klare Produktion, die zwar noch Luft nach oben besitzt, den Songs aber das notwendige Maß an Räumlichkeit verleiht. Dies wird direkt im Opener deutlich, der sich hauptsächlich im langsamen Bereich bewegt, nur selten fahrt aufnimmt, dann jedoch im Stande ist, alles mit sich zu reißen und gegen Ende mit hypnotisierendem Schlagzeugspiel und herzzerreißender Gitarrenmelodie ausklingt. Noch ganz im Traum versunken, stößt “The Great North“ anschließend einem direkt von den Kopf. Gänzlich auf sich allein gestellt, führt Sänger Diego Mediano mit verzweifelt, aber dennoch wütend klingenden Vocals ein, ehe sich das Stück sphärisch aufzieht. Gerade in diesem Song zeigt sich die nahezu perfekte Symbiose der harten Gitarrenfront und den sowohl sphärischen, als auch vordergründigen Keyboardparts, ohne die der Song vermutlich nur halb so gut gelungen wäre. “Celestial Bodies“ setzt dem Ganzen dann die Krone auf. Sich windende Riffs kombiniert mit Taktwechseln und einer Melodie, die einem die Gänsehaut nur so über’n Körper treibt, sich dabei im Laufe des Songs an Diegos heisere Stimme anschmiegt und sich gegen Ende als geschwängerte Gefühlswelt entladen darf. Spätestens hier wird klar, dass sich WHEN ICARUS FALLS auf dieser Veröffentlichung musikalisch stark von den zuvor omnipräsenten Einflüssen des schwedischen Genreschwergewichts unterscheiden. Variabilität und Experimentfreude finden sich beide gleichwohl auf den drei Songs, wie der Sprechgesang inmitten “Celestial Bodies“, bisweilen an August Skipper (ASCETIC:) erinnernd, eindrucksvoll beweist. Als Bonustrack gibt’s mit dem Remix von “NYX“ (Original auf der früheren Zusammenstellung “Falling Down II“(2010)) zum Abschluss einen Song, der nicht in elektronischen Spielereien versinkt, sondern lediglich neu abgemischt wurde und dadurch etwas reservierter als die ursprüngliche Version aus den Lautsprechern prasselt, sich so aber gut ins sonstige Klangbild der Veröffentlichung einfügt. Kann man machen, brauch man aber nicht.

Mit “Circles“ bewegen sich WHEN ICARUS FALLS etwas weg vom Zentrum der mittlerweile stark überbesiedelten Post/Sludge-Szene. Es werden zunehmend Melodien verflochten und großes Augenmerk auf Atmosphäre bzw. ruhige Parts gelegt, was den Schweizern unglaublich gut zu Gesicht steht. Sie präsentieren sich zwar schwermütig, dabei aber umso gefühlvoller, wodurch ein Stück weit Brachialität gegen Zerbrechlichkeit und Wehmut eingetauscht wird. Definitiv ein Schritt in die richtige Richtung.

27.03.2014

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