Wheel (DE) - Wheel

Review

Galerie mit 22 Bildern: Wheel – Rock Hard Festival 2024

Der tschechische Plakatkünstler, Illustrator und Maler Alfons Mucha gilt gemeinhin als einer der bekanntesten Vertreter des Jugendstils. Auch in Dortmund finden sich einhundert Jahre später noch Anhänger seiner Ästhetik: WHEEL, eine 2006 zunächst als ETHEREAL SLEEP gegründete, vierköpfige Band wählte eines seiner Werke als Covermotiv ihres selbst betitelten Debüts – in 2009 hatte es zunächst eine erste Demo-CD gegeben.

Gleich der starke Opener “The Mills Of God“ zeigt auf, was das “Wheel“ dem Hörer in der nächsten knappen Stunde bieten wird: Epischen Doom Metal ganz in der Tradition von CANDLEMASS, SOLITUDE AETERNUS oder REVEREND BIZARRE. Denjenigen, die dem Genre per se ständig gleiches Tempo und pure Langeweile vorwerfen beziehungsweise beim Name Dropping den x-ten zweitklassigen Klon der Altmeister erwarten, sei verraten: WHEEL sind intensiv und mitnichten überflüssig.

Der genretypische, klare Gesang von Arkadius Kurek transportiert sehr gekonnt Dramatik und die Schmerzen des mannigfaltigen Verlustes, den Texte wie etwa jener zu “To My Love Departed“ beklagen. Auch an der Darbietung der restlichen drei Musiker sowie der differenzierten Produktion gibt es rein gar nichts auszusetzen.
“Eyes Of The Hydra“ lässt zwar aufgrund seines Titels eher einen schweren Brecher erwarten, ist aber eine der ruhigsten und melancholischsten Nummern des Albums, die nicht nur aufgrund ihres lebhafteren letzten Drittels packend ist. Auch die von stimmungsvollem, gesprochenem Intro eingeleitete, ehemalige Bandhymne “Ethereal Sleep“ überzeugt, der absolute Höhepunkt der Platte und zugleich wohl auch das “rockigste“ Stück ist aber “Only God Knows“, das sehr atmosphärisch und ungemein nuancenreich daherkommt: Das während der vorangegangenen Lieder teilweise auch schon praktizierte Pendeln zwischen flotteren Abschnitten und schwelgerischen Passagen geschieht hier völlig unvermittelt, wunderbar flüssig und somit in einer nahezu perfekten Art und Weise – Capeau!
Der zwölfminütige Trauermarsch “Entrance Into White Light“ stellt den würdigen Ausklang eines zu jeder Zeit überdurchschnittlichen Albums dar und verstärkt den Eindruck, dass “Wheel“ selbst für Doom-Verhältnisse nicht gerade ein Stimmungsaufheller ist, hallt die bedrückende Wirkung noch um einiges stärker als beim Konsum so manch anderer Genre-Scheibe nach.

WHEEL aus dem östlichen Ruhrgebiet warten auf ihrem selbst betitelten Debüt mit richtig gutem, intensivem Epic Doom auf, der sich tatsächlich nicht hinter den großen Namen des Genres verstecken muss und hält, was das stimmungsvolle Cover verspricht.
Einzig das Verhältnis von eher lebhaften, mit mächtigen Riffs daher kommenden Nummern zu jenen, die von elegischen Klagegesängen dominiert sind, könnte ein klein wenig mehr in Richtung Ersterer verschoben werden, um den bedrückenden Charakter von “Wheel“ nicht ganz so schroff erscheinen zu lassen und das Album noch ein wenig zugänglicher zu machen. Aber das ist lediglich eine rein persönliche Präferenz und sollte keine Doom-JüngerInnen und allgemein auch LiebhaberInnen klassischer Metal-Klänge davon abhalten, diesem äußerst viel versprechenden Erstwerk inklusive der Über-Nummer “Only God Knows“ Gehör zu schenken.

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23.02.2010

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