Weird Fate - Seelennacht

Review

Löblich. In einer Zeit, in der jeder Grundschüler sich kostenlos im Internet Heimstudio-Programme zusammenklauen und mit Gitarren für 49,- Euro vom Real-Markt und einem Mikro für 4,90 Euro von Edeka ein Black-Metal-Demo zusammenschrauben kann, gibt es immer noch Bands, die sich nach ihrer Gründung 3 Jahre Zeit mit ihrer ersten Veröffentlichung machen. WEIRD FATE aus dem Westerwald haben da vorbildlich gehandelt: nach 2001 erstmal in Ruhe an vier Stücken gearbeitet, die sie dann in bewährter, solider Demo-Soundqualität produziert und in einer würdevollen Verpackung zum Selbstkostenpreis unter die Leute gebracht haben. Selten hab‘ ich ein Demo gesehen, dass in einer Art Digibuch, ohne Tray, nur mit Filzeinkleber zum Aufstecken der CD, in sehr anständiger Druckqualität verpackt war. Black-Metal-Spirit aus kopierten Inlays und handkopierten Cassetten in allen Ehren, aber in Zeiten digitaler Möglichkeiten macht es schon einen außerordentlich guten Eindruck, etwas Eigenständigkeit walten zu lassen. Dieser Wille erstreckt sich auch auf die CD, deren Inhalt zwar grob gesagt nur deutscher Black Metal ist und der mehr als genug Schwächen aufweist, andererseits aber wirklich erfreuliche Ansätze zeigt. Charakteristisch ist das Zusammenspiel von Orgel-Keyboards und röhrenden Gitarren mit Mid-Tempo-Schlagzeug, das ich ähnlich das letzte Mal auf GEHENNAs „First Spell“ gehört habe. Die Riffs sind zwar bei weitem nicht so griffig wie die der Norweger, offenbaren aber schon aufflackerndes Gespür für die richtige Richtung (vor allem in „Schmach“). Leider wirken die Stücke noch nicht so recht wie aus einem Guß, viele Einwürfe aus dem Death Metal und gelegentlich Thrash Metal lockern zwar die Strukturen auf, kappen aber auch den roten Faden und zerstören unter Umständen aufkommende Atmosphäre, die sonst durch viele sorgfältige Details (Akustikgitarren, verschiedene Gesangsstile und dergleichen) aufgebaut wird. Apropos Atmosphäre: die haben wir reichlich in den vier Zwischenstücken, die von Keyboards und Percussions dominiert werden und durchaus als Ambient durchgehen. Sehr schöne und gut umgesetzte Idee! Noch drei weitere Mankos: der wirklich nicht gelungene, so gar nicht grimmige und unflüssig wirkende Gesang; die mitunter schon ein wenig zu sehr in blackmetallische Klischees abdriftenden Texte mit reichlich Kommasetzungsproblemen (ich kann einfach nicht drüber hinwegsehen, hehe…) und zuguterletzt die Produktion der Stücke. Zwar lässt sich alles klar heraushören, es fehlt aber an Druck, Durchsetzungsvermögen und Mittelbarkeit des Sounds. Das freilich sind alles Punkte, an denen eine junge Band arbeiten kann und wird. Grundsätzlich zählt für mich hier in erster Linie der Wille, es eigen und gut zu machen, an der Umsetzung lässt sich feilen. Das Demo ist zum Preis von 4,- Euro zzgl. Porto, als zu mehr als fairen Konditionen, bei der Band zu erhalten und durchaus kein Fehlkauf, wenn man bereit ist, ein Demo auch Demo sein zu lassen.

18.10.2005

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