Kalt und klinisch erscheint der brutale Metal des Schweizer Ein-Mann-Projektes WEEPING BIRTH. Geboren wurde das Projekt im Jahre 1999 und bisher wurden zwei Demos (1999 und 2001) sowie zwei Alben veröffentlicht. „A Painting Of Raven And Rape“ erschien 2003 und nun kommt mit „Anosognostic Industry Of The I“ das zweite vollwertige Album.
Zu hören gibt es eine Mischung aus melodischem Black Metal und brutalem Extreme-Metal-Getrümmer, wobei an dieser Stelle sofort eingehakt werden muss. Grundsätzlich ist es selbstverständlich kein vergehen wenn programmierte Drums verwendet werden, aber wenn das Ganze dann auch noch genauso plastisch klingt und intensives Feeling vermissen lässt, gerät die Idee der synthetischen Musik doch ein wenig ins Wanken. Das Schlagzeug prügelt unaufhaltsam vor sich hin und klingt wie Wall-E, der durch einen Stromstoss zu Höchstleistungen getrieben wird; irgendwie nicht ernst zu nehmen.
Das Schlagzeug will vom Sound her einfach überhaupt nicht zu den Gitarren und überhaupt ins Gesamtbild passen. Alles prügelt irgendwie nebeneinander her und hat bis auf die Partwechsel und Breaks, die zusammen praktiziert werden, keine Gemeinsamkeiten. Die Gitarren klingen zwar gut, können aber nicht mit besonderen Ideen begeistern. Es wurde zudem versucht, der Musik durch elektronische Mini-Spielereien einen gewissen experimentellen Touch einzuhauchen, was im Ansatz zwar durchaus auch gelingt, allerdings aufgrund der Ziellosigkeit ebenfalls die Begeisterung in Grenzen hält.
Durch völlig unnötiges und übertriebenes Speed-Gebolze wird den Songs einiges an Substanz und Tiefe genommen, was sehr schade ist, denn das Handwerk des Kopfes von WEEPING BIRTH, Vladimir Cochet, ist keineswegs schlecht. Es fehlt am Ende einfach ein wenig an Beherrschung und Spürsinn für den richtigen Augenblick. Mit durchgängigem Highspeed-Geknatter erregt man heute kein Aufsehen mehr, sondern eher durch den Beweis, dass man Feeling im Köpfchen und in den Fingern hat.
Bevor hier aber nur negative Dinge stehen möchte ich klar aussagen, dass „Anosognostic Industry Of The I“ dennoch nicht grundsätzlich übel ist. Die Basisidee stimmt, es hapert lediglich an der rein technischen und strukturellen Umsetzung, was wiederum (wie immer) Geschmackssache ist. Neben aller Raserei vermisst man einfach den „geilen Song“.
Hier gibt es pur und durchgehend was auf die Knabberleiste, weshalb hier auch nur ein wichtiger Tipp abgegeben werden kann: Prügelfanatiker mit Hang zum „etwas anderen Gerappel“ sollten vorsichtig Probehören. Black Metaller werden sich vermutlich beim ersten Höreindruck scheuen, sollten aber ebenfalls, sofern sie offen sind, trotzdem länger als den ersten Track durchhalten, vielleicht klappt es ja doch. Ob man das hier aber nun wirklich haben muss, wage ich ernsthaft zu bezweifeln.
Kommentare
Sag Deine Meinung!