Weather Systems - Ocean Without A Shore

Review

Natürlich hat Gitarrist Daniel Cavanagh den Namen seiner neuen musikalischen Spielwiese WEATHER SYSTEMS sehr bewusst gewählt. Nachdem sich seine Band ANATHEMA vor vier Jahren in eine zeitlich nicht näher definierte Auszeit verabschiedet hat, versucht der Kreativkopf deren Erbe fortzuschreiben und dabei insbesondere an das 2012er „Weather Systems“-Album anzuknüpfen. Von seinen ehemaligen Mitstreitern hat Cavanagh dabei lediglich Drummer Daniel Cardoso mit an Bord und scheint sich damit insbesondere von Bruder Vincent Cavanagh und John Douglas als prägende ANATHEMA-Co-Songwriter emanzipieren zu wollen.

Wenigstens mit der Wohlfühl-Atmosphäre können WEATHER SYSTEMS punkten

Leider wird beim Hören von „Ocean Without A Shore“ allzu schnell klar, dass ein brillanter Songwriter alleine noch kein großartiges Album macht. Die kompositorische Basis ist zweifellos solide, die finale Ausarbeitung lässt indes zu wünschen übrig und erreicht zu keinem Zeitpunkt das Niveau, auf dem die Vorgängerband zuletzt musizierte. Doch wo es Daniel Cavanagh leider nicht schafft, deren übergroßen Fußstapfen gänzlich auszufüllen, replizieren WEATHER SYSTEMS immerhin gekonnt jene schwelgerisch-verträumte Wohlfühl-Atmosphäre, mit der ANATHEMA in ihren besten Momenten zielsicher für Gänsehaut sorgten.

Der Qualitätsunterschied wird dort besonders deutlich, wo die Band sich an direkten Fortsetzungen liebgewonnener ANATHEMA-Klassiker versucht. „Untouchable Part 3“ und „Are You There? Part 2“ greifen die Grundmotive ihrer Vorgänger auf „Weather Systems“ beziehungsweise dem 2003er-Album „A Natural Disaster“ auf, wirken aber leider jeweils nur wie ein halbgarer Abklatsch jener Großtaten. Gerade „Are You There? Part 2“, welches die mit „First Steps“ überschriebene erste Hälfte von „Ocean Without A Shore“ beschließt, verliert sich in schier endlos anmutenden Wiederholungen seiner eigentlich so brillant-simplen Gitarrenmelodie und der einen zentralen Textzeile.

Daniel Cavanagh scheitert an der gigantischen Erwartungshaltung

Gerade weil man die Musik von ANATHEMA so sehr geliebt hat, möchte man die Fortführung durch Daniel Cavanaghs neue Band unbedingt mögen. Leider überwiegt am Ende aber doch die Enttäuschung, hier nur eine gutklassige Epigone und kein neuerliches Meisterwerk vorzufinden. Lässt man sich davon nicht zu sehr die Laune verhageln und gönnt dem Album die eine oder andere Extrarunde in der heimischen Musikanlage, hinterlässt „Ocean Without A Shore“ einen durchaus ordentlichen Eindruck. Der gigantischen Erwartungshaltung und vom Marketing munter angeheizten Vorfreude werden WEATHER SYSTEMS derzeit jedoch noch nicht gerecht.

05.10.2024

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1 Kommentar zu Weather Systems - Ocean Without A Shore

  1. MetalGerhardt sagt:

    Kann die Meinung des Rezensenten nur bedingt teilen. Klar ist, dass das hier nicht Anathema ist, dafür fehlen schon alleine die tollen Vocals von Vincent, aber davon mal abgesehen ist das trotzdem ein sehr rundes, schönes Album geworden.
    Man fühlt sich nämlich trotzdem sofort an Anathema erinnert und bemerkt besonders, wie maßgeblich Daniel diese beeinflusst hat. Der Großteil des Materials lebt von einem „laut-leise-Wechsel“. So beginnen fast alle Stücke etwas softer und bauen sich hinterher zum rockigeren Teil aus. Die Gitarrenarbeit ist sehr gut und die Vocals sind zweckdienlich. Auch auf einen weiblichen Anteil muss man oftmals nicht verzichten.
    Wer Anathema in ihrer zweiten Phase mochte, wird sich hier jedenfalls schnell zu Hause fühlen und nach ein paar Durchläufen sitzen viele Songs in den Gehörgängen fest.
    Da die Hauptband seit längerer Zeit nichts mehr bringt, ist „Weather Systems“ somit ein würdiger Ersatz!

    8/10