We Butter The Bread With Butter - Das Album

Review

Galerie mit 25 Bildern: We Butter The Bread With Butter - With Full Force 2018

Nun sitzt unsereins hier wieder und muss – wie letztes Mal auch – verschämt eingestehen, dass WE BUTTER THE BREAD WITH BUTTER – heuer auf das Gründungs-Duo Marcel Neumann und Tobias Schultka heruntergeschrumpft – die schlechtesten, verachtungswürdigsten Metal- bzw. Pop-Trends in ein einigermaßen gefälliges Album verwurstet haben. Zur Euphorie unter Vorbehalt wie bei „Wieder geil!“ reicht es dabei nicht, denn das neue, schlicht „Das Album“ betitelte – äh – Album klingt dann an zu vielen Stellen schon so, als sei den Berliner Butterbroten der kreative Saft ausgegangen. Frische Kreativimpulse machen sich entsprechend rar auf der neuen Platte. Aber der Reihe nach.

Es gibt wieder geschmackssicher intonierte Musik gegen den Trveness-Blues aufs Brot

Der Sound von WE BUTTER THE BREAD WITH BUTTER steht nach wie vor mit einem Fuße in dem, was man im weiteren Sinne als Trancecore bezeichnen kann, während der andere Fuß wild um sich tritt und dabei mal den Metalcore, mal den Deathcore und mal irgendwas anderes trifft. Abwechslung haben die Jungs also nach wie vor drauf. Textlich grenzt man sich von der Konkurrenz ab, indem statt Trancecore-üblichen Party- bzw. Edgy-Allgemeinbrötchen mehr die fragmentarische Lyrik-Keule geschwungen wird, im Kern um ein paar Ecken artverwandt mit JAPANISCHE KAMPFHÖRSPIELE, nur bei weitem nicht so pointiert und giftig, sondern mehr nach intonierter Millennial-Meme-Kultur klingend.

Dabei treffen die Herren den Nagel erfreulich oft auf den Kopf, vor allem auch dank der dicken Grooves, die praktisch omnipräsent sind. „20 km/h“ treibt dahingehend angenehm nach vorne. Dazu gibt es eine ulkige Ode auf den E-Roller zu hören, die in der Zeile „Leg mich auf die Fresse mit 20 km/h“ gipfelt. Und wenn „Jump ’n‘ Run“ textlich wenig interessantes aus der „Daily Grind“-Thematik macht, so überzeugt der Song ebenfalls durch einen treibenden Midtempo-Rhythmus, ausgekleidet durch gefällige Synthesizer, die eine gewisse Nähe zum Synthwave nicht verleugnen können. „Läuft“ kann auch was, vor allem dank der breitbeinigen SCOOTER-Komponente, die zwar nicht ausgereizt, aber dennoch effektiv eingesetzt wird.

WE BUTTER THE BREAD WITH BUTTER veröffentlichen „Das Album“

Darüber hinaus gibt es einige Momente, die nett gemeint aber nicht zu Ende entwickelt klingen. „Metal“ zum Beispiel handelt von der Liebe zum Metal, eingebettet in einen Song, den die Trve-Fraktion vermutlich zum Weglaufen finden würde. Das ist natürlich genau der Humor der Butterbrote, aber ehrlich gesagt geht der Track damit nicht weit genug und könnte locker noch mindestens zwei Nummern unausstehlicher werden, einfach um den Witz über Spitze zu treiben. Und da gibt es noch Songs wie „Piks mich“ oder „Angriff der Dönerteller“, die zumindest in Teilen überzeugen („Piks mich“ mit der lächerlich eingängigen Hook, „Angriff der Dönerteller“ mit dem überdrehtem Gesang im Mittelteil).

Drum herum tummelt sich entweder weiterer Durchschnitt mit nur sporadischen Qualitätspeaks oder aber absoluter Cringe der Marke „N!CE“ oder „Sprich sie einfach an“. Die erwähnten Lowlights sind leider so nervtötend, dass sie selbst auf einem Album dieser Band negativ hervorstechen. „N!CE“ rezitiert die Messenger-Kultur, ohne sie pointiert durch den Kakao zu ziehen. Und ein ziemlich zahnloser Seitenhieb gegen moderne Rapper, der wie der Youtube-Kommentar eines verklemmten Eminem-Fanboys unter irgendeinem neuzeitlichen Rap-Video klingt, ist auch noch mit dabei. „Sprich sie einfach an“ dagegen klingt wie eine narkotisierte Variante von DEICHKIND aus den „Aufstand im Schlaraffenland“-Tagen, die so richtig wie auf Autopilot geschaltet klingt.

Im Reich der qualitativen Mitte

WE BUTTER THE BREAD WITH BUTTER geben lt. Presseinfo ja offen zu, keine Band für lyrische Perlen zu sein. Dennoch lassen sie gerade damit jede Menge Potential links liegen. „20 km/h“ zum Beispiel, immerhin eines der Album-Highlights, hätte noch großartiger werden können, wenn die Herren hieraus vielleicht sogar eine Adaption von FISCHMOBs legendärem „Bonanzarad“ gemacht hätten. Auch musikalisch wäre mehr drin gewesen. Die Jungs wissen natürlich was sie können, und so landen sie mit ihrem Sound zwangsläufig einige Treffer, leider aber auch einige Schnarcher. Genießbar ist das Gebotene aber allemal, auch wenn sich die Trve- und Kvlt-Fraktion hierüber sicher wieder herrlich aufregen wird.

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19.09.2021

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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