Waysted - Back From The Dead
Review
Der weite Blick in die Prärie, knochen-trockene Dornenbüsche wirbeln über die Felder, die Büffel rennen vor den Schäferhunden weg. Eine drückende Hitze liegt in der Luft. Rechts neben mir räkelt sich eine Grazie in einem in Flammen stehenden Busch und flüstert mir knisternd zu: Ich bin Waysted, Back From The Dead. Von links fliegt mir in hohem Bogen ein fetter, tabak-durchtriefter Rotzklumpen auf meinen Stiefel. Der dazu gehörende Kautabak kauende Cowboy starrt mich unrasiert, schwitzend und stinkend an und brüllt plötzlich los: HEY, WAYSTED ARE BACK!
„Na und, wer zum Teufel sind Waysted?“, fragte ich mich da. Ich will mir die Tusse in dem brennenden Busch anschauen. Der Stinker packt seinen Plattenspieler aus und legt WAYSTED ein. Die machen schon seit 20 Jahren Rock Musik. Hör hin, du Thor. Und nach dem Opener „The Alternativa“, der durch seine offene und sehr gelöste Stimmung besticht, war klar: Ich sollte mir die Zeit nehmen, den brennenden Busch (inkl. Inhalt) zu betrachten UND dabei Waysted hören – und das ist irgendwie sehr cool. Denn die Stimme des Sängers Fin, unterstützt durch U.D.O. Basser Pete Way klingt so herrlich Whiskey-durchtränkt und beruhigend rau, dass man gerne zuhört. Die zielgerichteten Hardrock-Gitarren lassen einen mit dem Fuß wippen, die Soli („Must Be More 2 It Than This“) bewirken ein gemächliches und genüssliches Kopfnicken beim Zuhörer. Der Blues ist im Sound allgegenwärtig und ergänzt somit den Groove der Gitarren dezent, aber doch bestimmend.
Innovativ ist der typisch britische Hardrocksound der 70er und 80er in UFO, Whitesnake oder Led Zeppelin Art nicht, doch gut ist er allemal. Und nach 40 Minuten und acht Songs ist der Rotzklumpen auf meinem Stiefel eingetrocknet und die Frau im Busch verbrannt – schade auch. Das ging dann doch etwas zu schnell, aber gerockt hat es allemal.