Unter "Blast From The Past" erscheinen jeden Mittwoch Reviews zu Alben, die wir bislang nicht ausreichend gewürdigt haben. Hier gibt es alle bisher erschienenen Blast-From-The-Past-Reviews.
Nachdem wir uns vor zwei Wochen ein paar hundert Wörter lang über gerade mal 28 Minuten verzaubernd-entrückter Musik ausgelassen haben, die sich auf der “Deliver Us”-EP befinden, soll es im ersten Blast From The Past des frischgebackenen Jahres 2025 um das erste ‘richtige’ WARLORD-Album “And The Cannons Of Destruction Have Begun …” gehen. Wobei selbiges nur bedingt als ‘richtiges Album’ zu bezeichnen ist, weil es nicht als Album im eigentlichen Sinne gedacht war.
WARLORD stellen einen neuen Sänger vor
Metal Blade ist 1983 bzw. 1984 noch ein junges Label, das mit SAVAGE GRACE, ARMORED SAINT und den blutjungen SLAYER ein paar heiße US-Metal-Eisen im Feuer hat. WARLORD gehören ebenfalls zum frühen Roster und benötigten einen kleinen Schub, weil in L.A. mit den aufstrebenden MÖTLEY CRÜE und eben SLAYER gänzlich andere Sounds angesagt sind als die mystischen Träumereien von Bill Tsamis und Co. So kommt die Idee zustande, die Band – welche seinerzeit noch gar keine öffentlichen Gigs gespielt hat – in einer leeren Halle auf einer Bühne mit Licht- und Rauchshow performen zu lassen und dieses Video im VHS-Format zu veröffentlichen.
Das wird zwar erst 1987 geschehen; dennoch kommt “And The Cannons Of Destruction Have Begun …” schon 1984 mit dem Vermerk ‘Video Soundtrack’ auf dem Cover als Schallplatte in die Läden und wird somit als erste Full-Length von WARLORD angesehen. Dabei stand mit Damien King II alias Rick Cunningham ein neuer Sänger am Mikro, der im Vergleich zu seinem Vorgänger ein etwas wärmeres Timbre besitzt. Zudem spielte Gitarrist Bill “Destroyer” Tsamis den Bass nicht unter dem Pseudonym “The Raven” selbst ein, sondern ließ dies von einem gewissen “Archangel” übernehmen.
Musikalisch gibt es hingegen kaum Veränderungen zur “Deliver Us”-EP, da sich vier Songs sowieso überschneiden. “Lucifer’s Hammer”, “Black Mass”, “Deliver Us From Evil” und “Child Of The Damned” wurden für dieses Album mit etwas prägnanteren Synthie-Flächen neu aufgenommen. “Penny For A Poor Man” und das göttliche “Winter Tears” wurden nicht für das Album wiederverwendet. Mit “Lost And Lonely Days”, “Soliloquy” und “Aliens” gibt es dafür drei neue Stücke, die die melancholische Seite der Band betonen. Im Vergleich zur EP ist der Sound ein Stück voller, was die ohnehin schon greifbare Atmosphäre noch mehr verdichtet. Keine Frage, selbst bei dem gläubigen Christen und späteren Theologie-Professor Bill Tsamis machte sich auch der Einfluss einer Band wie MERCYFUL FATE bemerkbar.
Magie, die ihresgleichen sucht …
Es gibt hier kein ‘Entweder-Oder’: “Deliver Us” und “And The Cannons Of Destruction Have Begun …” gehören beide in jede vernünftige US-Metal-Sammlung und stellen erst gemeinsam das quantitativ kleine, aber musikalisch ungeheuer wertvolle Vermächtnis von WARLORD und dem verkannten Gitarrengott Tsamis dar. Zudem bildet es in Sachen christlicher Metal einen weitaus anspruchsvolleren Gegenentwurf zu anderen Achtziger-Bands wie etwa den musikalisch guten, aber inhaltlich gruseligen SACRED WARRIOR oder den in jederlei Hinsicht platten STRYPER-Bienchen.
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